Saisonende: Zuschauerrekord und Aachen-Insolvenz

Leipzig (dpa) - Der tiefe Fall von Alemannia Aachen trübt die Saisonbilanz. Sportlich gab es in der dritten Liga wenig Langeweile, bis zum letzten Spieltag waren Auf- und Abstiegskampf spannend.

Mit mehr als 2,3 Millionen kamen so viele Zuschauer in die Stadien in Karlsruhe, Chemnitz, Bielefeld & Co. wie noch nie. Doch Diskussionen über die dritthöchste Spielklasse im deutschen Fußball wurden in der abgelaufenen Spielzeit dominiert von der Insolvenz der Alemannia.

Schon länger stand der finanziell taumelnde Traditionsverein als sportlicher Absteiger fest. Immerhin konnte der zwischenzeitlich befürchtete Fall von Wettbewerbsverzerrung vermieden werden. Wäre ein Insolvenzverfahren noch vor Saisonende eröffnet und alle Spiele der Aachener annulliert worden, hätten Sportgerichte über Auf- und Abstieg entscheiden müssen. Dabei war der Deutsche Fußball-Bund (DFB) im Fall Aachen nach eigenen Angaben relativ machtlos.

„Wir sind darauf angewiesen, dass die Zahlen, die uns von den Vereinen vorgelegt werden, auch so stimmen“, sagt Ulf Schott, seit Saisonbeginn zuständiger DFB-Direktor für die dritte Liga. Bei Aachen sei das nicht der Fall gewesen, erklärte Schott. Dies stellten zurzeit auch die Insolvenzsachverwalter fest. Die Vereine in Liga 3 müssten genügsamer werden, findet Schott. Fast alle aktuellen Drittligisten hätten viele Jahre in der 1. oder 2. Bundesliga gespielt. „Da wollen sie wieder hin“, sagt Schott. Und das um jeden Preis.

So ist Aachen wegen des teuren Stadionneubaus zwar ein Extrem-, aber im Bezug auf finanzielle Schwierigkeiten kein Einzelfall. In den vergangenen Jahren mussten auch Rot Weiss Ahlen, TuS Koblenz und Kickers Emden aus finanziellen Gründen absteigen. Und Vereine wie der VfL Osnabrück, die SpVgg Unterhaching, Wacker Burghausen oder Absteiger SV Babelsberg leiden ebenfalls unter chronischer Finanznot.

Kickers Offenbach wurden in dieser Saison zwei Punkte abgezogen, weil der Club gegen Lizenzauflagen verstieß. 200 000 Euro, die der Verein aus dem Kautionsfonds des DFB in Anspruch genommen hatte, konnte er immerhin zurückzahlen. Im Gegensatz zu Aachen, denen am Ende der Saison insgesamt fünf Zähler abgezogen wurden. Doch für den Nichtabstieg hätten auch diese mehr nicht gereicht.

Gerade für die Zweitliga-Absteiger ist es schwierig, schnell die Aufwendungen erheblich zu verringern und dabei eine komplett neue Mannschaft zusammenzustellen. Die Lücke, die bei einem Abstieg durch die Fernsehgelder entsteht, ist gravierend. Knapp sechs Millionen Euro erhält ein Zweitligist pro Saison, 700 000 Euro ein Drittligist. Mit dieser Summe stünde man im internationalen Vergleich dennoch an erster Stelle, vor England und deutlich vor Frankreich, Spanien oder Italien, betont Schott.

Er sieht die Vereine auch als regionale Leuchttürme, vor allem für die Nachwuchsarbeit. Die fördert der DFB in den nächsten drei Jahren mit 7,6 Millionen Euro für die Drittligisten und Regionalligisten mit Leistungszentren. In der Region Aachen bricht das jetzt weg.