Kuntz: „Absolutes Betzenberg-Feeling herstellen“

Kaiserslautern (dpa) - In zwei Relegationsspielen gegen 1899 Hoffenheim kann der 1. FC Kaiserslautern sein großes Ziel Wiederaufstieg in die Fußball-Bundesliga doch noch schaffen.

Im Interview der Nachrichtenagentur dpa spricht FCK-Vorstandsboss Stefan Kuntz über die Chancen, die Stimmung in der Pfalz und was bei den „Roten Teufeln“ im Falle des Aufstieges passieren würde.

Herr Kuntz, die Zweitliga-Saison ist zu Ende, für den FCK geht es aber jetzt erst richtig los. Wie ist die Gefühlslage vor den Relegationsspielen gegen Hoffenheim?

Kuntz: „Wir sind froh, dass wir die Relegation erreicht haben und unser ganz großes Ziel noch schaffen können. Da ist schon sehr viel Stolz und natürlich auch Vorfreude dabei.“

Wenn Sie von Stolz und Vorfreude sprechen: Würden Sie Platz drei als Erfolg bezeichnen oder sind Sie enttäuscht, dass der direkte Aufstieg verpasst wurde?

Kuntz: „Für mich ist die Saison absolut ein Erfolg. Man muss im Sommer natürlich ein Ziel ausgeben und das war bei uns der direkte Wiederaufstieg. Nur, das Ziel hatten, glaube ich, insgesamt ungefähr acht Mannschaften. Von daher ist es logisch, dass es passieren kann, dass man sein Ziel nicht sofort erreicht. Wir wussten ja, dass durch den Abstieg um den Verein herum sehr viele negative Emotionen vorhanden waren. Zudem haben wir einen neuen Trainer und mussten eine neue Mannschaft aufbauen. Dass wir trotzdem den dritten Platz erreicht haben, ist sehr bemerkenswert.“

Was hat denn im Endeffekt zu Hertha BSC und Eintracht Braunschweig gefehlt - den Teams, die die Liga beherrscht haben?

Kuntz: „Das Risiko von Hertha BSC, mit diesem Etat in der 2. Liga anzugreifen, konnten wir in Kaiserslautern nicht eingehen. Und Eintracht Braunschweig hat von einer gewachsenen Mannschaft und einer unglaublichen Geschlossenheit profitiert. Das muss man einfach anerkennen.“

In finanzieller Hinsicht mussten Sie nach dem Abstieg Abstriche machen. Trotzdem haben Sie im Winter noch einmal nachgerüstet. Haben sich die Investitionen Ihrer Meinung nach ausgezahlt?

Kuntz: „Im Vergleich zu anderen Vereinen besitzen wir eben eine andere Struktur und haben keine Leute im Präsidium, die über viel Geld verfügen, und auch keinen Hauptstadtbonus. Deshalb ist es unser Hauptanliegen, dass wir den Verein wirtschaftlich seriös führen. Die Möglichkeit, im Winter nachzulegen, war in unserem Etat drin, weil wir im Sommer einen kleinen Transferüberschuss erwirtschaftet hatten. Ich denke, dass sich die Investitionen auf jeden Fall ausgezahlt haben. Alle Spieler, die wir geholt haben, haben uns weitergeholfen und ihren Anteil am Erfolg.“

Trotzdem gab es im Laufe der Saison wieder viel Unruhe rund um den Verein. Wie gefestigt sehen Sie den Club im Moment?

Kuntz: „Der Club insgesamt ist sehr gefestigt, da braucht sich niemand Sorgen zu machen. Trotzdem haben Sie insofern Recht, dass es immer mal wieder Störfeuer vereinzelter Gruppen oder Personen gab. Das kann und werde ich nicht dulden. Nicht, dass ich falsch verstanden werde: 99 Prozent der Leute, denen der FCK am Herzen liegt, stehen total hinter dem Club und haben die Mannschaft auch in diesem Jahr wieder fantastisch unterstützt. Aber wenn es mit der Rückkehr in die Bundesliga klappen soll, müssen hier alle zusammenstehen.“

Können die Fans in der Relegation vielleicht sogar den Ausschlag geben?

Kuntz: „Wie erwähnt, unsere Fans haben uns die ganze Zeit bedingungslos unterstützt. Die Zuschauer können ein ganz entscheidender Faktor sein. Nur mit einem Schulterschluss von allen in und um den Verein können wir unser großes Ziel erreichen. Es ist wichtig anzuerkennen, dass der dritte Platz eine tolle Sache für uns ist und wir nach wie vor die Chance haben, den Aufstieg zu schaffen. Wir müssen wieder das absolute Betzenberg-Feeling herstellen, das den FCK in der Vergangenheit schon so oft ausgezeichnet hat.“

Die Zweitliga-Saison war auch ein finanzieller Kraftakt für den FCK. Könnte der Club diesen Aufwand noch eine weitere Saison leisten?

Kuntz: „Wie schon gesagt, der Club ist absolut gefestigt. Wir sind auf alle Eventualitäten vorbereitet. Und mit einem weiteren Jahr in der 2. Liga können wir uns beschäftigen, wenn es am Ende so kommen sollte. Jetzt denken wir aber erst einmal nur an die Relegation und an unser großes Ziel, den Aufstieg zu schaffen.“

Aber die Stadionmiete in Höhe von 3,2 Millionen Euro und weitere Kosten für das Fritz-Walter-Stadion in Höhe von ungefähr 5,5 Millionen belasten den Club doch in der 2. Liga ganz besonders ...

Kuntz: „... aber daran ändert sich ja nichts, ob wir nun aufsteigen oder nicht. Natürlich ließe sich das alles in der 1. Liga leichter finanzieren, weil dort einfach ganze andere Einnahmen generiert werden. Aber wir haben den Club inzwischen so aufgestellt, dass wir keine weiteren Altlasten mehr befürchten müssen und wirtschaftlich wie strukturell gefestigt sind. Das ist ein gutes Gefühl.“

Es geht gegen 1899 Hoffenheim. Hätten Sie damit gerechnet und wie schätzen Sie die Kraichgauer ein?

Kuntz: „Dass es die Hoffenheimer noch schaffen, hätte Ihnen kaum einer zugetraut. Von daher gehen Sie natürlich schon auf einer kleinen Euphoriewelle in die Relegation. Aber die Relegation ist etwas ganz Anderes. Hoffenheim hat sicher eine gute Mannschaft, aber wir brauchen uns nicht zu verstecken.“

Was spricht für den FCK?

Kuntz: „Ich denke, die Chancen stehen 50:50. Auch wir hatten unser Erfolgserlebnis, indem wir bereits vor einer Woche den dritten Platz gesichert haben. Für uns spricht, dass wir alle zusammenstehen und auf dem Betzenberg eine ganz besondere Atmosphäre entwickeln werden. Es werden zwei spezielle Spiele, auch wegen der räumlichen Nähe zwischen den beiden Vereinen und dem Duell zwischen Tradition und Emporkömmling.“

Kann der Heimvorteil im Rückspiel entscheidend sein?

Kuntz: „Das hängt davon ab, wie wir das Hinspiel gestalten. Darauf werden wir jetzt unsere ganze Konzentration richten. Aber natürlich ist es nicht von Nachteil, dass die zweite Partie bei uns stattfindet. Wir waren in dieser Saison zu Hause sehr stabil.“

Im Falle des Aufstiegs. Wie sehr könnten Sie die Mannschaft verstärken. Zuletzt sprachen Sie nur von drei bis vier Verpflichtungen?

Kuntz: „Im Großen und Ganzen sind wir überzeugt davon, dass wir bereits viele Spieler haben, die auch in der Ersten Liga eine gute Rolle spielen können. Und wenn uns auf den hinteren Positionen im Kader Spieler verlassen, werden wir natürlich dafür neue Leute holen, das ist doch ganz logisch.“

Ginge es für den FCK nach einem Aufstieg ausschließlich um den Klassenverbleib oder könnte der Verein auch andere Ziele angehen?

Kuntz: „Es wird nur der Klassenerhalt zählen. Das versteht sich doch von selbst. Ich habe in unserer Abstiegssaison gesagt, dass die 1. Liga immer ein Geschenk für den FCK ist. Wir sind dann der kleinste Bundesliga-Standort ohne große Wirtschaftskraft der Region im Rücken, da stellen sich die Ziele von allein auf. Aber erst einmal geht es jetzt um die Relegation und da freuen wir uns drauf.“

Zwischen den beiden Relegationsspielen findet am Samstag noch das deutsche Finale in der Champions League zwischen Bayern und Dortmund statt. Wie sieht Ihr Tipp aus und wem drücken Sie die Daumen?

Kuntz: „Soll ich ganz ehrlich sein? Damit beschäftige ich mich überhaupt nicht. Es ist schön, dass zwei deutsche Teams im Endspiel stehen, aber für mich zählt nur die Relegation. Was in London passiert, ist mir egal.“