SC Paderborn: Rücktritt von Präsident Finke
Frankfurt/Main (dpa) - Weinende Profis, entsetzte Funktionäre - und vor allem viel Ungewissheit: Für die Zweitliga-Absteiger SC Paderborn und FSV Frankfurt brechen nach dem Sturz in die Drittklassigkeit ganz schwere Zeiten an.
Das sportliche Drama am letzten Spieltag sorgte in beiden Vereinen für Fassungslosigkeit und zumindest in Paderborn für erste Konsequenzen. Fast die gesamte Vereinsführung mit dem allmächtigen Mäzen und Präsidenten Wilfried Finke an der Spitze trat am Pfingstmontag zurück. Dafür darf Trainer René Müller bleiben und in der 3. Liga den Neuanfang starten.
„Es ist extrem bitter, so ein Abstieg fühlt sich richtig mies an“, sagte Müller. Im rund 270 Kilometer entfernten Frankfurt war die Stimmungslage ähnlich. „Wir sind alle sehr traurig, geschockt, entsetzt und leer“, bekannte FSV-Geschäftsführer Clemens Krüger mit leiser Stimme.
Vor 20 Monaten grüßten die Paderborner noch von der Tabellenspitze der Bundesliga. Nun wurden sie als erst siebter Verein innerhalb eines Jahres in die 3. Liga durchgereicht. Nach dem 0:1 gegen den 1. FC Nürnberg, der in der Aufstiegsrelegation gegen Eintracht Frankfurt die Rückkehr ins Oberhaus anstrebt, beendeten die Ostwestfalen eine desaströse Saison als Tabellenletzter.
Finke, dessen Trainer-Experiment mit Stefan Effenberg krachend gescheitert war, nahm daraufhin nach 19 Jahren seinen Hut. Immerhin bleibt der Möbel-Unternehmer dem Verein, der die neue Spielzeit schuldenfrei angeht, als Sponsor erhalten.
„Ich glaube, der Verein an sich hat komplett versagt“, kritisierte Mittelfeldspieler Moritz Stoppelkamp. „Der Abstieg heute fühlt sich definitiv schlimmer an als der vergangenes Jahr aus der Bundesliga.“ Die Fans reagierten wütend: Sie zündeten schwarze Rauchbomben und schwenkten dazu ein Transparent mit dem Schriftzug „Ihr Versager“.
Wie geht es nun weiter? Nur drei Spieler besitzen einen Vertrag für die 3. Liga, in der es erhebliche finanzielle Einbußen geben wird. Der Etat wird deshalb von 22 Millionen Euro auf rund zehn Millionen Euro gekürzt. Wie viel Geld für den Kader zur Verfügung steht, bleibt abzuwarten. Zudem endet der Kontrakt mit dem bisherigen Trikotsponsor - schwierige Zeiten an der Pader.
Ein ähnliches Bild bietet sich in Frankfurt. „Der Abstieg ist ein gewaltiger Einschnitt für uns - besonders finanziell“, räumte Geschäftsführer Krüger ein. Die Hessen kalkulieren bei einem Gesamtbudget von fünf Millionen Euro mit einem Personaletat von 2,2 Millionen Euro. „Wir werden alles daran setzen, da noch 500 000 Euro draufzuschlagen, um konkurrenzfähig zu sein und in der 3. Liga eine gute Rolle zu spielen“, verkündete der 45-Jährige. Die Lizenz sei machbar, so Krüger.
Auch personell gibt es eine Zäsur. Lediglich sechs Profis haben Drittligaverträge, auch der Kontrakt von Trainer Falko Götz galt nur bis Saisonende. „Ich habe heute keine Lust, darüber zu reden, ob und wie es weitergehen könnte. Wir haben sehr viel Emotionen und Bitterkeit, deshalb ist das heute nicht das Thema“, erklärte Götz zu seiner offenen Zukunft.
Der 2:1-Sieg gegen 1860 München war am Ende wertlos, weil sich der punktgleiche MSV Duisburg mit einem 1:0 gegen Bundesliga-Aufsteiger RB Leipzig aufgrund der besseren Tordifferenz in die Relegation rettete. „Wir haben immer an uns geglaubt und freuen uns riesig. Die Mannschaft ist zusammengewachsen und tritt als Kollektiv auf“, lobte MSV-Trainer Ilja Gruew.
An 31 von 34 Spieltagen lagen die Duisburger auf einem direkten Abstiegsplatz und waren oft abgeschlagener Tabellenletzter. Nach dem 25. Spieltag betrug der Rückstand zum 16. Platz noch neun Zähler. „Wir sind Woche für Woche immer wieder aufgestanden und haben uns das richtig erarbeitet. Jetzt wollen wir uns belohnen“, sagte Mittelfeldspieler Kevin Wolze vor den Duellen mit dem Drittliga-Dritten Würzburger Kickers.