Nach Herzschlagfinale: Cottbus und Kickers steigen ab
Rostock (dpa) - In Stuttgart bedrängten vermummte Ultras noch auf dem Rasen die geschockten Spieler, und auch in Cottbus machten Randalierer ihrem Ärger bei einem Platzsturm Luft.
Nach dem Absturz in die bedeutungslose Viertklassigkeit ist die Zukunft bei den ehemaligen Fußball-Bundesligisten Energie Cottbus und Stuttgarter Kickers mehr als fraglich. In dem Herzschlagfinale, wie es die 3. Liga wohl noch nicht erlebt hat, fehlte den Schwaben nach der 0:1-Heimniederlage gegen den Chemnitzer FC ein Tor, um in der Liga zu bleiben. Die Lausitzer verloren gegen den FSV Mainz 05 II nach einer 2:1-Führung noch mit 2:3 und rutschten so am Samstag noch auf den vorletzten Platz und damit erstmals in die Regionalliga ab.
Nach 19 Jahren Profi-Fußball ereilte Energie ausgerechnet im 50. Jahr des Vereinsbestehens die „Schande“, wie es Ex-Präsident Dieter Krein vor dem Saisonfinale formuliert hatte. Er hatte einst mit Coach Eduard Geyer die goldenen Cottbuser Zeiten verantwortet.
Die Profis hatten Tränen in den Augen, 300 bis 400 Ultras stürmten auf das Spielfeld. Mit Sprechchören wie „Vorstand raus“ forderten sie den Rücktritt von Clubchef Wolfgang Neubert und des Präsidiums.
Zwölf Minuten war auch für die Cottbuser der Klassenverbleib zum Greifen nahe, als Kapitän Richard Sukuta-Pasu mit zwei Treffern den 0:1-Rückstand gedreht hatte. Doch zwei Tore der Mainzer kurz vor Schluss besiegelten die folgenschwere Niederlage.
Trainer Claus-Dieter Wollitz nahm seine Profis in Schutz. „Den Spielern fehlte es nicht an Einstellung. Die Verantwortung für diesen Abstieg müssen andere tragen, die den Profis ihre Anerkennung versagten“, meinte er ergriffen. Der Coach war seiner Mission als „Retter“ mit nur zwei Siegen in fünf Spielen nicht nachgekommen. „Die Gründe für diesen Abstieg sind nicht in diesem Spiel zu suchen. Die Fehler sind weitaus früher gemacht worden“, kritisierte er. Die Folgen sind unabsehbar. Das Team wird sich wohl komplett auflösen.
Den Kickers hätte ein Punkt gereicht, um sich zu retten. Drei Minuten vor Schluss kassierten sie jedoch das 0:1 durch CFC-Torjäger Anton Fink. Selbst die Niederlage hätte keine Auswirkungen gehabt, wenn der SV Wehen Wiesbaden gegen den bereits zuvor als Absteiger feststehenden VfB Stuttgart II nicht in der vierten Minute der Nachspielzeit zum 3:1 (1:0)-Endstand eingeschossen hätte.
„Das ist extrem bitter“, sagte Kickers-Präsident Rainer Lorz. Den Klassenverbleib habe man aber schon vor einer Woche in Bremen verspielt. „Wir müssen jetzt schauen und analysieren, was es für Möglichkeiten gibt. Fakt ist, dass fünf Jahre Aufbauarbeit erst mal zerstört sind.“ Unschöne Szenen gab es auch hier, als vermummte Fans den Platz stürmten und Sicherheitskräfte sowie Spieler attackierten.
In Wiesbaden kannte der Jubel hingegen keine Grenzen. „Ich feiere, bis ich nicht mehr stehen kann“, sagte Verteidiger Alf Mintzel, der den entscheidenden Treffer erzielte. „Wir haben so oft in der 90. Minute Pech gehabt, deshalb hatten wir es einfach verdient.“
Derweil feierten Meister SG Dynamo Dresden mit Torschützenkönig Justin Eilers und der FC Erzgebirge Aue mit riesigen Fan-Partys den Aufstieg. In die Relegation geht es für die Würzburger Kickers nun gegen den Zweitligisten MSV Duisburg. „Wir haben vor der Saison nicht gedacht, dass wir noch mal zwei so tolle Spiele haben dürfen. Wir bereiten uns gut vor und dann hauen wir noch mal alles raus“, Kickers-Coach Bernd Hollerbach nach dem 1:0 beim 1. FC Magdeburg, mit dem sich der FCM als Vierter direkt für den DFB-Pokal qualifizierte.