Zweitliga-Trainer glauben an Hertha, Lautern und Köln

München (dpa) - Das Votum der 18 Zweitliga-Trainer ist eindeutig. Die Bundesliga-Absteiger aus Berlin, Kaiserslautern und Köln gehen als große Favoriten in die neue Saison im Fußball-Unterhaus. In einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa erhielten die Traditionsclubs klar die meisten Stimmen.

Acht Jahre nach dem Abstieg darf sich nach Einschätzung der Übungsleiter diesmal auch der TSV 1860 München große Hoffnungen auf die Wiederkehr in die Beletage machen. 13 Trainer zählen die angriffslustigen Löwen zumindest zu den Mitfavoriten.

Seit einer gefühlten Ewigkeit lugen die Sechziger von Spielzeit zu Spielzeit hoffnungsvoll auf die Aufstiegsplätze, geklappt mit der Rückkehr nach oben hat es bisher nicht. Nun lässt vor allem ein Blick auf die Neuerwerbungen die Münchner tatsächlich mal optimistisch dreinblicken. Die Zugänge Marin Tomasov (Zadar/Kroatien), Grigoris Makos (AEK Athen), Grzegorz Wojtkowiak (Posen) und Moritz Stoppelkamp (Hannover) gelten sportlich als echte Verstärkungen.

Für Ingolstadts Coach Tomas Oral sind die Sechziger sogar der alleinige Aufstiegsfavorit. „Ich bin der Meinung, dass die "Löwen" in der Vorsaison hinter ihren Möglichkeiten geblieben sind und nun auf jeden Fall oben angreifen werden“, urteilt der 39-Jährige. „Sie haben den Kern der Mannschaft erhalten und zudem weiter investiert.“

Reichlich Geld für neues Personal haben aber auch die FCI-Chefs in die Hand genommen. In der Vorsaison noch fast abgestiegen, jetzt vielleicht die große Zweitliga-Überraschung? Immerhin für sieben Trainer gehört Ingolstadt zum Kreis der Bundesligaanwärter, sie trauen Orals Truppe eine ähnliche Rolle wie in der Vorsaison dem SC Paderborn zu. Ganz nah waren die Ostwestfalen im Frühjahr am Bundesliga-Coup dran, am Ende reichte es immerhin zu Rang fünf.

„Ich denke, dass sich der FC Ingolstadt höhere Ziele setzen wird als in der Vorsaison“, prognostiziert Paderborns neuer Trainer Stephan Schmidt. Ihm und seinem Team gibt hingegen kaum einer Chancen - trotz der Top-Platzierung im Frühsommer 2012. Wohl auch, weil der SC in Torjäger Nick Proschwitz (Hull/England) und Coach Roger Schmidt (Red Bull Salzburg) zwei seiner Erfolgsgaranten verlor.

Stattdessen zählen die Zweitliga-Trainer neben Hertha BSC (17 Nennungen), Lautern (16), den Kölnern (15) und 1860 München (13) erneut den FC St. Pauli (9) zu einem der Spitzenteams. Fast schon traditionell dank der vielen Fans im Rücken, sagt Schmidt. An ein Wundertüten-Team wie jüngst Paderborn glaubt zudem Duisburgs Oliver Reck - er aber setzt nicht auf Ingolstadt, „sondern vielleicht Braunschweig oder Dresden“. Womit er fast alleine dasteht.

Selbstbewusst blicken die Bundesliga-Absteiger der am Freitag startenden Saison entgegen. „Wir wollen wieder aufsteigen“, bekennt Herthas Jos Luhukay. Bis auf Oral nannte jeder Zweitliga-Trainer die Berliner. Lauterns Franco Foda hat gleich ein Sextett ausgemacht, mit dem sich die Pfälzer um die vorderen Plätze streiten könnten. „Die Aufsteiger werden zwischen den Teams Hertha, Köln, St. Pauli, 1860 und vielleicht Bochum und Duisburg ausgemacht“, glaubt er. Warum? „In diesen Mannschaften ist die Qualität am höchsten.“

Die einzelnen Statements aus der dpa-Umfrage:

Jos Luhukay (Hertha BSC): „Besonders die Mitabsteiger gehören zu den Favoriten. Wir wollen wieder aufsteigen. Dazu kommen der FC St. Pauli und 1860 München mit Ambitionen. Und in der 2. Liga kommen immer zwei, drei Mannschaften hinzu, die niemand auf der Rechnung hat.“

Holger Stanislawski (1. FC Köln): „Der 1. FC Kaiserslautern und Hertha BSC wollen mit Sicherheit direkt wieder aufsteigen. Beide Vereine haben eine starke Mannschaft mit einer Fülle an guten Spielern. Der FC St. Pauli und Eintracht Braunschweig sind gewachsene Mannschaften und kompakt. Der FC Ingolstadt investiert viel. 1860 München wird wieder in diesem Bereich sein und dazu eine Mannschaft, die nicht jeder auf dem Zettel hat.“

Franco Foda (1. FC Kaiserslautern): „Die Aufsteiger werden zwischen den Teams Hertha, Köln, St. Pauli, 1860 und vielleicht Bochum und Duisburg ausgemacht. In diesen Mannschaften ist die Qualität am höchsten und mit ihnen werden wir uns messen müssen, wenn wir unser Ziel, den direkten Wiederaufstieg, realisieren wollen.“

André Schubert (FC St. Pauli): „Die Kader sind noch nicht komplett zusammengestellt. Deshalb ist es schwierig, Favoriten zu benennen. Sicher gehören die drei Absteiger zum Kreis der Favoriten, wie auch Ingolstadt und 1860 München, die sich intensivst verstärkt haben.“ Stephan Schmidt (SC Paderborn 07): „Neben Hertha BSC gehören sicherlich der 1. FC Köln und 1. FC Kaiserslautern zum absoluten Favoritenkreis. Aber ich denke auch, dass sich 1860 München gut verstärkt hat und sich der FC Ingolstadt höhere Ziele setzen wird als in der Vorsaison. Traditionell ist auch der FC St. Pauli mit seinen Fans im Rücken dazuzurechnen. Und vielleicht stößt mit Union Berlin noch ein Überraschungsteam ins obere Tabellendrittel vor, denn die Mannschaft ist in den vergangenen Jahren gewachsen.“

Reiner Maurer (TSV 1860 München): „Die drei Absteiger Hertha, Köln und Kaiserslautern sind für mich die Favoriten, denn sie alle verfügen über großes Potenzial in ihren Mannschaften und sind finanziell gut aufgestellt.“

Uwe Neuhaus (Union Berlin): „Wie in jedem Jahr zählen die drei Bundesliga-Absteiger dazu. Außerdem Mannschaften wie St. Pauli und 1860 München, die in der vergangenen Saison knapp am Aufstieg vorbeigeschlittert sind. Zudem rechne ich mit Vereinen wie Duisburg und Bochum, die ambitioniert sind und sportlich etwas nachholen wollen.“ Torsten Lieberknecht (Eintracht Braunschweig): „Favoriten sind die drei Absteiger plus Union Berlin und Ingolstadt.“

Ralf Loose (Dynamo Dresden): „Es gibt einige, die im Rennen um die ersten drei Plätze sind. Natürlich die Absteiger aus der Bundesliga. Dass 1860 und St. Pauli dabei sind, ist auch kein Geheimnis. Ich glaube, dass die fünf Mannschaften plus Union Berlin die Rolle da oben ausmachen. Ingolstadt hat auch viel Geld ausgegeben, aber man muss immer erst schauen, wie sich die Mannschaft findet.“

Oliver Reck (MSV Duisburg): „Natürlich sind in erster Linie die drei Absteiger 1. FC Köln, 1. FC Kaiserslautern und Hertha BSC zu nennen. Aber auch St. Pauli und die Münchner Löwen mit ihren Verstärkungen schätze ich ganz stark ein. Und dazu kann es wie im letzten Jahr mit Paderborn eben auch wieder ein Stück Wundertüte in den oberen Tabellenregionen geben. Vielleicht Braunschweig oder Dresden.“

Andreas Bergmann (VfL Bochum): „Hertha BSC und der 1. FC Kaiserslautern sind meine Favoriten, weil sie wegen ihrer individuellen Qualitäten die besten Chancen haben. Dahinter können auch Köln, St. Pauli und 1860 München ein Wörtchen mitreden.“

Tomas Oral (FC Ingolstadt 04): „Absoluter Favorit ist für mich der TSV 1860 München, sie haben den Kern der Mannschaft erhalten und zudem weiter investiert. Ich bin der Meinung, dass die Löwen in der Vorsaison hinter ihren Möglichkeiten geblieben sind und nun auf jeden Fall oben angreifen werden.“

Benno Möhlmann (FSV Frankfurt): „Ich tippe auf Hertha BSC, 1. FC Köln und den FC Ingolstadt.“

Rudi Bommer (Energie Cottbus): „Für mich sind alle drei Bundesliga-Absteiger, der 1. FC Kaiserslautern, der 1. FC Köln und Hertha BSC, auch wieder die klaren Favoriten für den sofortigen Wiederaufstieg. Aber auch Ingolstadt könnte ganz oben mitmischen.“

Karsten Baumann (Erzgebirge Aue): „Hertha BSC, der 1. FC Kaiserslautern und der 1. FC Köln sind die Favoriten, wobei ich mich auf keine Reihenfolge festlegen möchte.“

Gerd Dais (SV Sandhausen): „Für mich sind die drei Absteiger Hertha BSC, 1. FC Köln und 1. FC Kaiserslautern die Aufstiegsfavoriten, das ist klar. Hinzukommen aber 1860 München und der FC St. Pauli, die über großes Potenzial verfügen und sich noch verstärken konnten.“

Ralph Hasenhüttl (VfR Aalen): „Ich tippe auf die Aufsteiger Hertha BSC Berlin, 1860 München und 1. FC Kaiserslautern.“

Oscar Corrochano (Jahn Regensburg): „Ich rechne im Aufstiegsrennen vor allem mit den drei Absteigern Hertha, Köln und Kaiserslautern, außerdem kann es unser Auftaktgegner 1860 München schaffen.“