Blamage in Östersund Hertha BSC droht frühes Europacup-Aus
Östersund (dpa) - Völlig frustriert verfolgten die geschlagenen Hertha-Profis den ausgelassenen Jubel über das nächste Fußball-Wunder des Östersunds FK. Mit dem 0:1 (0:1) beim schwedischen Underdog in der Europa League hatten sich die Berliner zuvor kräftig blamiert.
Die Generalprobe für den Liga-Schlager gegen den FC Bayern hatte Hertha damit verpatzt. Damit wartet das Team von Trainer Pal Dardai nach zwei Vorrundenspielen weiter auf den ersten Sieg und das erste Tor und muss früh ums Weiterkommen zittern. „Wir wollten nach Europa, jetzt müssen wir uns mit europäischen Mannschaften messen - heute hat es nicht gereicht“, sagte Dardai enttäuscht.
Vor 8900 Zuschauern in der Jämtkraft Arena erzielte ÖFK-Kapitän Brwa Nouri in der 22. Minute per Handelfmeter den umjubelten Siegtreffer für das Heimteam, das vor sechs Jahren noch in der vierten schwedischen Liga spielte. Mit zwei Siegen führt Östersund die Gruppe J sensationell an. „Das ist das Großartige an Märchen“, schwärmte Coach Graham Potter. „Wenn du träumst, willst du einfach nicht aufwachen.“
Die Berliner empfangen nur 67 Stunden nach Abpfiff in der Bundesliga die Münchner mit ihrem Interimstrainer Willy Sagnol - und brauchen eine deutliche Leistungssteigerung. „Das ist egal“, sagte Herthas Per Skjelbred auf die Frage nach dem Trainerwechsel. „Bayern ist eine der besten Mannschaften der Welt. Ich freue mich sehr, dass sie kommen.“
Im ersten regulären Europapokal-Auswärtsspiel der Berliner seit 2774 Tagen schonte der Coach auf dem ungewohnten Kunstrasen einige Stammkräfte. Neben Schlussmann Rune Jarstein blieben auch Karim Rekik, Marvin Plattenhardt und Mathew Leckie daheim, Vladimir Darida und Salomon Kalou saßen zunächst nur auf der Bank.
Dafür gab in der stark verjüngten Startelf Neuzugang Valentino Lazaro sein Debüt bei der Hertha, die trotz der Umstellungen die ersten guten Chancen hatte. Zunächst vergab Alexander Esswein freistehend (7.). Dann scheiterte Lazaro aus kurzer Distanz an Östersund-Keeper Aly Keita, im Nachschuss kam der formschwache Vedad Ibisevic nicht an Ronald Mukiibi vorbei (13.).
Wenig später wackelte dann die Holztribüne in der skurrilen Arena. Der zuweilen überfordert wirkende Jordan Torunarigha bekam den Ball im eigenen Strafraum aus kurzer Distanz an die Hand, der italienische Schiedsrichter Luca Banti entschied auf Elfmeter. „Sie bekommen einen billigen, einfachen Elfmeter für gar nichts“, schimpfte Skjelbred. Östersunds Nouri ließ Hertha-Ersatzkeeper Thomas Kraft keine Chance.
Die Gäste wirkten nun angeschlagen. Der Östersunds Fotbollsklubb, erst 1996 gegründet und mit Trainer Graham Potter bis in die Europa League vorgedrungen, brachte die Berliner unbeschwert und voller Leidenschaft immer wieder in Verlegenheit.
Auch abseits des Platzes gaben die Berliner kein gutes Bild ab. Im Gäste-Fanblock brannten nach der Pause Bengalos, wegen der Rauschwaden war die Partie kurz unterbrochen. Die enttäuschende Hertha mühte sich danach vergeblich um den Ausgleich, agierte im Spielaufbau und bei Flanken aber oft zu ungenau. Ibisevic (55.) und der eingewechselte Valentin Stocker (89.) vergaben die wenigen echten Chancen für die Gäste in Hälfte zwei.
Auf der Gegenseite hatte mehrfach Saman Ghoddos (61./70./87.) die Vorentscheidung auf dem Fuß, verzog jedoch jeweils knapp. So blieb es bis zum Ende eng, ehe die peinliche Niederlage der Hertha besiegelt war.