Europa League Hoffenheim will Rasgrad trotz Ausfällen trotzden

Rasgrad (dpa) - Der Club von Milliardär Dietmar Hopp beim Verein des Oligarchen Kiril Domustschiew: 1899 Hoffenheim tritt am Donnerstag (21.05) in seinem zweiten Europa-League-Spiel bei seinem bulgarischen Pendant an.

Foto: dpa

Von einem Aufstieg wie Ludogorez Rasgrad können selbst die Kraichgauer nur träumen. Der Club war zuletzt sechsmal Meister. Und die Hoffenheimer plagen personelle Sorgen - gleich neun Spieler fallen aus.

Dennoch stieg Trainer Julian Nagelsmann am Mittwoch „mit großer Vorfreude“ in den Flieger. „Ich finde es total interessant, Spieler dabei zu haben, die sich bisher in der U23 gezeigt haben. Aber wir sind ja nicht eine totale Rumpftruppe hier“, sagte der 30-Jährige bei der Pressekonferenz. Da hatte der Chefcoach extra einen Zettel mitgebracht, um keinen fehlenden Spielernamen zu vergessen.

Zu den Ausfällen gehören die Nationalspieler Sandro Wagner, Serge Gnabry und Kerem Demirbay sowie Stammverteidiger Benjamin Hübner und U1-Europameister Nadiem Amiri. Dafür sind die Nachwuchsakteure Meris Skenderovic, Robin Hack, Stefan Posch und Neuzugang Justin Hoogma erstmals dabei. Nach der 1:2-Auftakt-Niederlage zu Hause gegen Sporting Braga steht Hoffenheim im Nordosten Bulgariens bereits mächtig unter Druck.

„Rasgrad hat ähnliche Voraussetzungen wie ein Bundesligist: ein sehr moderner Verein mit einem riesigen Camp und einer entwicklungsfähigen Mannschaft“, sagt der frühere bulgarische Nationalspieler und Stuttgarter Profi Krassimir Balakow. „Es ist ein ähnlicher Club wie Hoffenheim, der ja auch aus dem Nichts gekommen ist.“

Die TSG trifft auf einen international bereits erfahrenen Emporkömmling: Rasgrad stand zweimal in der Gruppenphase der Champions League und scheiterte 2013/2014 im Achtelfinale der Europa League am FC Valencia.

„Sie spielen einen offensiven Fußball mit viel Ballbesitz“, warnt Balakow, der inzwischen beim Tabellenführer ZSKA Sofia die Scouting-Abteilung leitet. „Ich bin sehr gespannt, wie das Spiel ausgeht. Wir sind ein kleines Land und freuen uns, wenn wir uns auf der europäischen Bühne präsentieren können.“

Rasgrad, die Stadt im Nordosten Bulgariens, hat gut 33 000 Einwohner, etwa 2000 weniger als Sinsheim, wo die Rhein-Neckar-Arena der TSG steht. Der Eigentümer von Ludogorez, der Geschäftsmann Kiril Domustschiew, zählt zu den reichsten Bulgaren. Dem 48-Jährigen gehört unter anderem der riesige Pharma-Hersteller Huvepharma. Zusammen mit seinem Bruder Georgi besitzt Domustschiew auch das Seefracht- und Schifffahrtsunternehmen BMF mit Sitz in der Schwarzmeerstadt Warna.

2011 kaufte Domustschiew den Zweitligisten Ludogorez auf, wurde mit dem Club danach direkt Meister - und wiederholte diesen Erfolg seither fünfmal. Hoffenheim muss sich in der nur 8000 Zuschauer fassenden Ludogorez-Arena mit einem bunt zusammengesetzten Team auseinandersetzen: Zum Kader von Trainer Georgi Dermendschiew gehören neben bulgarischen Spielern zehn Brasilianer, ein Argentinier, zwei Rumänen, ein Ukrainer, ein Pole, ein Niederländer, ein Kongolese sowie ein Profi aus Madagaskar.

TSG-Sportchef Alexander Rosen hofft in Rasgrad auf die Wende. „Gegen Braga waren wir selber Schuld. Wir hatten das Spiel fest im Griff und hätten früh 3:0 führen müssen, dann haben wir aus dem Nichts zwei Tore gefangen“, sagt er. „Unser Ziel: Wir wollen die Gruppenphase in der Europa League überstehen.“