Europa League Kölns neue Steine für die Bundesliga
Köln. In einem Interview unter der Woche schwärmte der Kölner Mittelfeld-Wirbler Leonardo Bittencourt von Kölns Trainer Peter Stöger. So einen Trainer, sagte Bittencourt, erlebe man ein, vielleicht zwei Mal in seiner Fußballer-Karriere. Jeder Kölner werde für Stöger alles geben, fügte er noch an.
Angesichts des letzten Tabellenplatzes in der Bundesliga hatte es offenbar solcher Stärkung bedurft - immer noch gilt der Fußball-Trainer als das schwächste Glied in der Kette, wenn es im Fußball nicht läuft. Selbst, wenn Stöger zahlreiche Meriten mit sich trägt - und eigentlich als unangreifbar gilt.
Als der 1.FC Köln Donerstagabend seine Heimpremiere in der Europa League gegen Roter Stern Belgrad feierte, saß Bittencourt allerdings erst einmal auf der Bank. Und musste zuschauen, wie die Ansagen des Stadionsprechers zunächst zur Farce gerieten. Dessen Flehen angesichts einiger Leuchtfeuer auf den Tribünen, man wolle doch nun hier im ausverkauften Stadion ein Fußball-Fest feiern, blieb ungehört.
Weil zwar die Stimmung gut, aber das Spiel des FC schlecht war. Nein, es war grausam. Was die Kölner sich im zweiten Europacup-Spiel nach dem 1:3 gegen Arsenal London bis zur Pause zusammenspielten, gehörte zum Schlechtesten seit langer Zeit. Ohne Mumm, ohne spielerische Fähigkeit, gar mit überschaubarem Einsatz hantierten die Gastgeber gegen das Traditionsteam aus Belgrad, das die serbische Liga nach Belieben beherrscht, aber ganz sicher nicht zur Creme des europäischen Fußballs gehört. Stöger hatte mit Spielern wie Jorge Meré, Pawel Olkowski oder Sehrou Guirassy überrascht, allerdings auch zur Pause eingesehen, dass ein ungelenker Sturm mit Jhon Cordoba und eben jenem Guirassy nicht taugt. Guirassy blieb dann draußen und wurde von dem Japaner Yuya Osako ersetzt, Bittencourt ersetzte den Abwehrspieler Meré. Zu einem Zeitpunkt, an dem die Gastgeber durch einen schönen Distanzschuss von Richmond Boakye bereits 0:1 zurücklagen. Meré hatte dabei nicht gut ausgesehen.
Nun also Offensive, dazu defensiv eine Dreierkette - das hielt im Ansatz, was es versprach. Auch, weil eben jener Bittencourt hielt, was er versprochen hatte. Er schwang sich zusammen mit Milos Jojic zum Anführer einer völlig verunsicherten Mannschaft auf, die ohne den verletzten Nationalspieler Jonas Hector und den Top-Torjäger der vergangenen Saison, Anthony Modeste, wie ein schlechter Abklatsch jener Auswahl wirkt, die so euphorisch in diese Europa League eingezogen war.
Auf dem Spiel stand zweiterlei: Es drohte, dass der FC gleich die nächsten schweren Steine in das Liga-Geschäft mitschleppen würde, statt international zu gesunden. Und: Der Wettbewerb drohte frühzeitig zu Ende zu gehen. Jetzt allerdings stemmten sich die Kölner gegen die Niederlage. Im Regen scheiterten sie aber gleich dreimal am Pfosten gegen müde Gäste, Bittencourt und Jojic (2) zeichneten dafür verantwortlich. Für den FC bleibt vor dem Spiel am Sonntag gegen RB Leipzig die Erkenntnis, trotz des Aufwands der zweiten Hälfte zum siebten Mal in dieser Saison verloren zu haben. Und: Stöger geht mit einem Kader in die nächsten Wochen, in dem er nicht den Ansatz einer Stammformation gefunden hat - ein Merkmal, das den Kölnern Sorge bereiten muss.