Bei Östersunds FK Auf Kunstrasen: Herthas Auftritt beim Kulturclub
Östersund (dpa) - Der Auftritt von Hertha BSC auf Kunstrasen erinnert Pal Dardai an seine eigene Zeit als Profi. Im Abschlusstraining vor dem Europa-League-Duell beim schwedischen Club Östersunds FK heute (19.00 Uhr) gewöhnte sich das Team des Ungarn an den ungewohnten Untergrund.
„Bei mir hat es immer weh getan nach dem Spiel“, sagte der Coach des Berliner Bundesligisten mit einem Augenzwinkern. „Aber sonst würde ich das noch mal genießen.“ Ausrutschen ist auch im übertragenen Sinne für Hertha verboten - das Wichtigste zum ersten regulären Europapokal-Auswärtsspiel der Berliner seit 2774 Tagen im Überblick.
AUSGANGSLAGE: Nach dem 0:0 zum Auftakt gegen Athletic Bilbao steht Hertha schon leicht unter Druck. Östersund setzte sich zu Beginn der Gruppenphase mit 2:0 beim ukrainischen Club Sorja Luhansk durch. Die besten zwei der Gruppe J erreichen die Runde der besten 32 Teams.
PERSONAL: In der dritten englischen Woche in Serie wirbelt Dardai seinen Kader wieder durcheinander. Nur drei Tage nach dem Auftritt in der schwedischen Provinz Jämtland steht bereits der Bundesliga-Schlager gegen den FC Bayern München auf dem Programm. Von den Stammspielern sind Marvin Plattenhardt, Mathew Leckie und Karim Rekik nicht dabei. „Meine Spieler sind keine Maschinen, ich habe einen guten Kader“, sagte Dardai zu seiner Taktik. So könnten jüngere Spieler wie Jordan Torunarigha in die Startelf rücken. Erstmals nach seiner Sprunggelenksverletzung steht Neuzugang Valentino Lazaro im Aufgebot.
ELCH-TEST: Sieben Duelle bestritt Berlin bislang gegen schwedische Teams in internationalen Wettbewerben. Neben den drei Siegen, die in die offizielle Bilanz der Europäischen Fußball-Union eingehen, gab es auch vier Aufeinandertreffen im UI-Cup. Auf Östersund, dessen Stadtwappen ein Elch ziert, trifft der Hauptstadtclub zum ersten Mal.
SCHWEDEN-EXPERTE: Nicht nur bei der Pressekonferenz im improvisierten Tragluft-Zelt war Per Skjelbred der gefragteste Mann. Der Norweger wuchs im nur 260 Kilometer entfernten Trondheim auf. Frage: Überholt Östersund den langjährigen Champions-League-Gegner Rosenborg Trondheim in der öffentlichen Wahrnehmung? Diplomatische Antwort von Herthas Mittelfeldspieler: „Trondheim ist der große Bruder, aber Östersund holt langsam auf.“
KULTURCLUB: Hertha feierte dieses Jahr seinen 125. Geburtstag - der Östersunds Fotbollsklubb ist dagegen ein sehr junger Club, wurde erst 1996 gegründet. Vor sechs Jahren spielte der ÖFK noch in der schwedischen Liga, mit Trainer Graham Potter ging es bergauf. Der Engländer setzt auf ungewöhnliche Methoden, tanzte mit seinem Team Ballett, führte ein selbst inszeniertes Theaterstück auf. Der Mut zahlt sich aus: Vergangene Saison holte der Club den schwedischen Pokal.