Ballack-Zoff: Klinsmann erwartet positive Reaktion

Berlin (dpa) - Jürgen Klinsmann traut Michael Ballack bei Bayer Leverkusen eine gute Saison zu, im Streit um den Abschied des „Capitano“ aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft aber gibt es noch immer keine versöhnliche Lösung.

Die Situation sei schwierig, „es gibt immer noch verschiedene Auffassungen und Blickweisen“, hatte Klinsmann im ZDF verraten. „Ich hätte es ihm wirklich gegönnt, weil er jetzt körperlich wieder zurückkehrt auf das Niveau, das er haben kann“, ergänzte der Weltmeister von 1990 zum „Fall“ Ballack.

Bundestrainer Joachim Löw, einst Assistent von Klinsmann, plant ohne Ballack für die EM 2012. Der 98-malige Nationalspieler hatte einen letzten Einsatz als Abschiedsspiel am 10. August in Stuttgart gegen Rekord-Weltmeister Brasilien abgelehnt und Löw nach seiner Ausbootung sogar „Scheinheiligkeit“ vorgeworfen. Ex-Bundestrainer Klinsmann rechnet mit einer positiven sportlichen Reaktion von Ballack bei Bayer: „Da wird er viele Leute ohnehin Lügen strafen.“

Nach der Entscheidung von Löw, Ballack nicht mehr für die DFB-Elf zu nominieren und die EM-Endrunde im kommenden Jahr in Polen und der Ukraine ohne den langjährigen Kapitän anzugehen, war Mitte Juni ein heftiger Streit zwischen dem Bundestrainer und Ballack entbrannt. Der einstige Leitwolf sprach in Zusammenhang mit einem Gespräch unter vier Augen mit Löw Ende März in Düsseldorf von einer „Farce“.

Ein Angebot des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), gegen Brasilien noch einmal als Kapitän aufzulaufen, wies der 34-Jährige brüskiert zurück. Ballack war vor der WM 2010 schwer verletzt worden; nach einer zweiten schweren Blessur hatte er sich in Leverkusen mühevoll wieder in das Bundesligateam von Bayer gekämpft. Für ihn sei es ganz normal, „dass Michael die höchsten Ansprüche hat an sich selbst und nach wie vor auch Nationalmannschaft spielen zu wollen“, bemerkte Klinsmann, der 2004 Ballack zum Kapitän befördert hatte.

„Ich habe telefonisch Kontakt zu Michael Ballack, eigentlich regelmäßig“, berichtete Klinsmann. Für einen Außenstehenden sei ein Urteil nicht möglich: „Da muss man wirklich drinsitzen. Da muss man im Raum die Gespräche verfolgt haben“, meinte der ehemalige DFB-Kapitän. Löw und Ballack hatten ihre Unterredung unterschiedlich interpretiert.

„Für mich ist es ein bisschen schade. Er hat Fantastisches geleistet für die deutsche Nationalmannschaft. Er war Leader und Kapitän“, sagte Klinsmann, der für das Frauen-WM-Finale wieder in Deutschland weilte. Der 45-Jährige war nach seinem Engagement als Trainer des FC Bayern mit seiner Familie in die Wahlheimat USA zurückgekehrt. „Ich hoffe einfach nur, dass er sich davon nicht abbringen lässt und eine tolle Bundesliga-Saison spielt“, sagte Klinsmann zu Ballacks näherer Zukunft.

Der ehemalige Chef von Löw, der das DFB-Team von 2004 bis 2006 geführt hatte, hat aktuell keine Rückkehrpläne als Trainer. „Familiär geht es uns wirklich bestens in den USA“, berichtete Klinsmann, schloss aber an: „Im Fußball weiß man ja nie, was heute Nacht oder morgen passiert. Da muss man sich ohnehin die Türen immer offen halten.“