Lucien Favres japanische Rolle rückwärts
Offenbar soll Yuki Otsu doch verpflichtet werden. 0:0 im Testspiel gegen den FC Porto.
Oberhausen. Aus diesem Mann soll einer schlau werden. Da rettete Lucien Favre mal so eben einen scheinbar totkranken Intensivpatienten vor dem Abstieg. Und jetzt, da sich andeutet, dass er beinahe mit der gleichen Stammbesetzung in die Saison gehen muss, sagt Gladbachs Trainer nach dem 0:0 im Test gegen den Eurpoa-League-Sieger FC Porto in Oberhausen mit einem Lächeln im Gesicht: „Momentan bin ich zufrieden.“ Das klingt in etwa genauso glaubwürdig, als bedanke sich Uli Hoeneß bei Louis van Gaal.
Zuvor hatte Favre darüber gesprochen, dass seine Mannschaft viel zu langsam gespielt, die Spieler sich zu wenig bewegt hätten. „Wir können besser spielen“, sagt Favre und beißt in seinen Müsli-Riegel auf den Treppen in den arg angestaubten Katakomben des Niederrhein-Satdions in Oberhausen.
Es war das Eingeständnis eines Trainers, der natürlich nicht zufrieden ist. Momentan. Mit der Leistung seiner Mannschaft, mit dem, was er an Personal zur Verfügung hat. Und so darf man sich denn auch verwundert die Augen reiben, welch kuriose Wendungen der gewiefte Schweizer einzuschlagen pflegt.
Vor einer Woche hatte er Testspieler Yuki Otsu (Kashiwa Reysol) nach einem Probetraining ziehen lassen und gesagt: „Es ist schwierig, einen Spieler nach vier Tagen abschließend zu beurteilen. Ich habe gute Sachen bei ihm gesehen, aber ich bin nicht hundertprozentig überzeugt, dass er wirklich besser ist als die Spieler, die wir im Kader haben. Deshalb werden wir ihn nicht verpflichten.“
Fünf Tage später erzählt Favre in Oberhausen, dass der Klub den 21-jährigen Mittelfeldspieler wohl unter Vertrag nehmen werde. „Meine Aussagen sind auch ein wenig taktisch gewesen“, sagt Favre. Das Probetraining sei schwierig gewesen. „Es wäre nicht gut gewesen, wenn wir ihm direkt zugesagt hätten.“ Das lässt sich auch so interpretieren: Favre brauchte erst ein paar Tage, um zu akzeptieren, dass der Klub kein Geld für hochkarätige Zugänge bereitstellen kann. Weil das die Kasse nicht hergibt. Und so kommt Favre zu dem Entschluss, Otsu sei „ein Spieler, der uns helfen kann, vielleicht in der Zukunft oder sofort, das wird man sehen“.
Otsu würde sich einreihen in die Riege derjenigen Zugänge mit Oscar Wendt, Raul Bobadilla, Mathew Leckie, Lukas Rupp und Matthias Zimmermann, die allesamt erst einmal nicht für einen Stammplatz im Team in Frage kommen. Favre antwortet angesichts der leeren Kasse, ob er mit dieser Kategorie der Zugänge zufrieden sei: „Geben Sie mir ein paar Millionen und wir werden andere Spieler holen.“ Immerhin kann sich Gladbach trösten. Japaner sind „in“ in der Liga: Ob Shinji Kagawa in Dortmund, Shinji Okazaki in Stuttgart oder Atsuto Uchida auf Schalke — bald zieht Gladbach nach mit Yuki Otsu. Ja, aber nur dann, wenn Favre es sich nicht doch noch mal anders überlegt.