Borussia Mönchengladbach schlägt Bayer Leverkusen mit 2:1 Analyse: Gladbach entscheidet Westderby - Auch wegen der Fans
Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach ist mit einem Sieg in die neue Saison der Fußball-Bundesliga gestartet. Die Mannschaft von Trainer André Schubert setzte sich am 1. Spieltag daheim im Borussia-Park gegen den rheinischen Rivalen Bayer Leverkusen mit 2:1 (1:0).
Den entscheidenden Treffer markierte Fohlen-Kapitän Lars Stindl. Zuvor hatte André Hahn die Gladbacher in Führung gebracht, dem eingewechselten Joel Pohjanpalo gelang der zwischenzeitliche Ausgleich für Leverkusen.
Der Moment des Spiels
Es ist diese ganz besondere Atmosphäre, die im Borussia-Park, ausgehend von der Nordkurve, plötzlich aufkeimen und sogar Auswirkungen auf den Spielverlauf nehmen kann. So geschehen im Rheinland-Duell zwischen den Fohlen und Bayer Leverkusen. Als die Gäste aus der Farbenstadt durch Pohjanpalo wenige Minuten vor dem Abpfiff den Ausgleich schießen, wirken die Borussen angezählt. Leverkusen am Drücker — bis das Gladbacher Publikum sich „einmischt“. Donnernder, rhythmischer Applaus für die Fohlen, dazu ohrenbetäubender Anfeuerungs-Gesang. Das zeigt Wirkung: Die Gladbacher Profis agieren wieder wie aufgedreht, ihnen gelingt der Siegtreffer durch Stindl. Die Arena bebt. Und diese ganz spezielle Borussia-Park-Atmosphäre hat dem VfL geholfen, gegen starke Leverkusener den perfekten Saisonstart hinzulegen. Trainer André Schubert: „Ein großes Kompliment an unsere Fans, die uns, als das Spiel auf Messers Schneide stand, enorm geholfen haben.“
So sehr die Leverkusener nach dem Schlusspfiff mit gleich mehreren Schiedsrichterentscheidungen haderten, so sehr konnten sie sich allerdings auch bei ihrem Schlussmann Bernd Leno dafür bedanken, dass der Rheinlandgipfel nicht bereits vorzeitig zu Gunsten der Gladbacher entschieden gewesen ist. Leno parierte wiederholt glänzend, vereitelte gegen Raffael (2x), Wendt und Hahn (2x) brandgefährliche Großchancen. Trotzdem musste er am Ende zwei Mal hinter sich greifen. Dennoch: Leno legte einen Auftritt der Note eins hin.
Bullenhitze im Borussia-Park: Über 30 Grad Celsius beim Rheinland-Gipfel. Drückende Schwüle. Hitzig ging es auch auf dem Rasen zwischen Borussia und Bayer her. Woran Schiedsrichter Felix Brych nicht ganz unschuldig gewesen ist. Der Unparteiische traf gleich mehrere strittige Entscheidungen — was zu „Schieber, Schieber!“- Rufen aus beiden Fan-Lagern führte. So in der 21. Minute, als Fohlen-Verteidiger Andreas Christensen im eigenen Strafraum der Ball an den Arm springt. Da hätte man auf Strafstoß für Leverkusen entscheiden können. Tat Brych aber nicht — und bekam bei Sky von Schiedsrichter-Experte Gagelmann dafür Recht. Dem Führungstreffer der Gladbacher hätte Brych die Anerkennung verwehren können, da zuvor Gladbachs Kramer den noch nicht vollends ruhenden Ball per Freistoß in die Leverkusener Hälfte bugsiert hatte. Tat Brych nicht, auch dies monierten einige Leverkusener. Ebenso, dass Stindl wenige Augenblicke vor seinem Siegtreffer bei der Ballannahme eine Fußspitze „weit“ im Abseits gestanden hatte. Was der Assistent jedoch nicht gesehen hatte. Brychs Entscheidungen ließen wiederholt auch das Gladbacher Publikum nicht kalt. So, als Bellarabi Rot-verdächtig Stindl bei einer „Rudelbildung“ umschubst. Oder als Bayers Toprak den kurz zuvor eingewechselten Johnson foult. Für zahlreiche Beobachter auf der Strafraumlinie — die zählt zum Strafraum. Keine Frage, der Rheinland-Gipfel hatte nicht nur jede Menge Klasse. Sondern auch jede Menge Aufreger.
Die 52183 Zuschauern bekommen von Beginn an einen Schlagabtausch geliefert. Leverkusen hat Chancen (Tah 2x, Bellarabi), scheitert sogar am Aluminium, allerdings fehlt die letzte Konsequenz im Abschluss. Das sieht auf der anderen Seite bei den Fohlen hingegen deutlich zielgerichteter aus. Bayers Schlussmann Leno verhindert jedoch eine Gladbacher Führung durch mehrere Glanzparaden. Ist dann aber kurz vor dem Pausenpfiff machtlos, als André Hahn im dritten Anlauf das Duell gegen Leno für sich entscheidet — 1:0 Borussia. Nach dem Seitenwechsel demonstriert Bayer mehr Willen. Bellarabi und Kampl vergeben jedoch ihre Chancen. Borussia braucht einige Minuten, dann ist es Raffael, der den Startschuss für mehr Offensiv-Power gibt. Gladbach versäumt es, die Partie vorzeitig zu entscheiden, spielt die Konter phasenweise nicht gut aus, Leverkusen bleibt so im Spiel. Und kommt durch Pohjanpalo zum Ausgleich. Aber Borussia schlägt noch einmal zurück, Stindl trifft nach Pass von Hazard zum vielumjubelten 2:1. Der VfL feiert einen gelungenen Saisonstart.
André Schubert (Trainer Borussia Mönchengladbach): Wir haben es über weite Strecken gegen eine absolute Topmannschaft ordentlich gemacht, hatten ein klares Plus an Torchancen. Leverkusen spielt sehr schnell nach vorne und viel mit langen Bällen in die Spitze. Das ist nicht immer leicht zu verteidigen. Andererseits hatten wir aus dem Spiel heraus drei, vier sehr gute Tormöglichkeiten. Deswegen glaube ich, dass der Sieg verdient ist. Die Spieler haben nun in zwölf Tagen vier Spiele gemacht — das darf man nicht vergessen.
Roger Schmidt (Trainer Bayer Leverkusen): „Die Gegentore sind jeweils durch Missverständnisse gefallen — das ist sehr ärgerlich. Im Fußball sind die Tore entscheidend. Davon haben wir heute mindestens eins zu wenig geschossen und haben deswegen verloren. Ich glaube nicht, dass wir zu risikoreich gespielt haben. Wir haben ein gutes erstes Bundesligaspiel gemacht. Es ist schade, dass wir uns dafür nicht belohnt haben, weil die Mannschaft viel investiert hat.“