Auto-Narr Stranzl bastelt an Fußball-Zukunft
Stuttgart (dpa) - Eine mögliche Beschäftigung für die Zeit nach der Karriere als Profifußballer hat Martin Stranzl schon gefunden. Der Auto-Narr betreibt mit einem Freund in Düsseldorf eine Werkstatt.
Dort werden die Karossen der Kunden individuell aufgehübscht - „Pimp My Ride“ könnte das Motto in Anlehnung an eine Tuning-Sendung im Fernsehen lauten. Auf's Altenteil wird der Innenverteidiger von Borussia Mönchengladbach aber noch lange nicht abgeschoben. Der 33-jährige Stranzl liebäugelt mit einer Fortsetzung seines Engagements am Niederrhein. Mal wieder. „Ich fühle mich fit. Ein weiteres Jahr kann ich mir gut vorstellen“, sagte der frühere Verteidiger des VfB Stuttgart jüngst. „Entscheidend ist aber, wie der Verein plant.“
Mit einem Stranzl in seiner derzeitigen Form wird die Borussia den zum Saisonende auslaufenden Kontrakt sicher noch einmal verlängern wollen. Kein anderer Verteidiger der Mönchengladbacher ist in dieser Spielzeit so beständig wie der Mann aus Güssing im Burgenland. Einen Makel haben die Vorstellungen Stranzls jedoch: Der Rechtsfuß hat einen verhängnisvollen Hang zum Platzverweis. So zweikampfstark er auch ist, manchmal fehlt einfach dieser gewisse Tick, doch noch den Ball und nicht den Gegner zu erwischen.
Der in der Mannschaft als Führungsfigur geachtete Hobby-Tüftler will an Rot oder Gelb-Rot aber keine großen Gedanken verschwenden. Der Fußball-Arbeiter konzentriert sich lieber auf seine Aufgaben auf dem Rasen. Und diese macht er nach Ansicht von Coach Lucien Favre und Sportdirektor Max Eberl auch vollkommen zufriedenstellend. Einen Freifahrtsschein Richtung neuer Vertrag bekommt Stranzl aber noch lange nicht. „Wir kennen ihre Qualität, sie kennen unsere Ansätze“, meinte Eberl zu den Oldies im Kader wie Stranzl oder Juan Arango (33) und Filip Daems (35). „Es gibt aber keine Erbhöfe, es zählen immer die Leistungen.“ Und diese sprechen für Stranzl.
Noch vor Weihnachten sollen die Weichen gestellt werden. Stranzl muss das fast ein bisschen befremdlich vorkommen. Schließlich wollte er sich zum Ablauf seines ersten Zweijahresvertrags eigentlich schon im Sommer 2013 aus Mönchengladbach verabschieden. Vor allem weil sein Sohn im Burgenland eingeschult werden sollte. Doch daraus wurde nichts. Die Borussia forcierte im Winter 2012 die Charmeoffensive. „Ich schätze ihn für sein klares Wort. Er ist ein super Profi, auf ihn kann man sich immer verlassen“, schwärmte damals der Schweizer Coach Favre von ihm. „An ihm können sich auch die jungen Spieler orientieren.“ Stranzl sei eine „Galionsfigur“, setzte Eberl nach. „So eine Persönlichkeit willst du nicht verlieren.“ Stranzl blieb.
Und die Chancen, dass der 56-malige frühere Nationalspieler und Russland-Legionär weiter im Borussia-Park bleibt, stehen nicht schlecht. Doch es ist Stranzls Art, sich zu seiner beruflichen Situation sehr überlegt zu äußern. „Ich kann mir alles vorstellen, aber es ist auch vom Verein abhängig“, meinte er.
Für ihn sei wichtig, noch eine tragende Rolle einnehmen zu können. Zudem verstehe er die Absicht des Vereins, die Oldie-Abwehr um ihn, Daems und Roel Brouwers (31) endlich zu verjüngen. „Hier stimmt das Gesamtpaket“, reihte Stranzl die Borussia jedoch in der persönlichen Hitliste seiner Clubs ganz weit oben ein. Es klang fast nach einer sanften Charmeoffensive des Österreichers.