Bonhof fordert echte Kerle im Abstiegskampf
Gladbachs Sportvorstand nimmt vor dem Spiel beim FC St. Pauli die Profis in die Pflicht.
Mönchengladbach. Michael Frontzeck ist alles andere als ein Basta-Trainer. Es sind ja keine leichten Wochen für ihn, in denen er nachhaltig den Misserfolg erklären muss. Da ist rhetorisches Geschick gefragt. Am Donnerstag aber war Schluss mit lustig.
„Nein“, sagte er. „Ich bin nicht bereit, auf das Stuttgartspiel öffentlich noch mal einzugehen, zwei Tage vor unserem nächsten Spiel.“ Das, was er mit der Mannschaft besprochen habe, sei intern. „Und das bleibt es auch“, sagte Frontzeck vor der heiklen Aufgabe morgen beim FC St. Pauli.
Wieder gegen einen Konkurrenten im Abstiegskampf. Und noch einmal soll sich das, was sich in der zweiten Halbzeit gegen Stuttgart ereignet hat, nicht wiederholen. 2:0 führte Gladbach in diesem Abstiegs-Duell, war zur Pause das beste Team der Rückrunde und lag 45 Minuten später am Boden — 2:3 verloren.
Diese 45 Minuten mit drei Gegentoren, einer von Angst geprägten Spielweise mit individuellen Fehlern befeuert die Debatte auch über die Rolle des Trainers. Amüsiert nimmt Sportvorstand Rainer Bonhof dies zu Kenntnis: „Das kennt man ja. Nachher weiß jeder genau, an was es gelegen hat. Hätte Frontzeck für einen Stürmer einen defensiven Spieler gebracht, wie vielfach gefordert, dann hätten die selben Leute gesagt: Der Trainer hat das falsche Signal gegeben.“
Bonhof präsentiert eine einfache Rechnung: „Wir haben von vier Rückrundenspielen zwei gewonnen. Wenn wir in diesem Rhythmus weitermachen, werden wir nicht absteigen.“ Er nimmt vielmehr die Spieler in die Pflicht. Es sei nicht mehr die Zeit, Rücksicht zu nehmen und die schützende Hand über Spieler zu halten. „Wenn einer den taktischen Vorgaben nicht nachkommt, muss ich ihn runterholen. Wir brauchen Kerle auf dem Platz“, sagt Bonhof. Und spricht damit unfreiwillig doch des Trainers Rolle an.
Beim FC St. Pauli haben sie unterdessen unter der Woche die Bande zwischen Klubführung, Trainer und Mannschaft noch enger geschmiedet. Schließlich kämpfen sie an zwei Fronten: zwischen Abstiegskampf und Wettskandal. Die Profis Carsten Rothenbach (30), Ralph Gunesch (27) und Florian Bruns (31) wurden im Wettskandal als Zeugen vernommen.
Seit den Enthüllungen von René Schnitzler, der einst für Gladbach und für St. Pauli spielte, und sich zu seiner Spielsucht bekannte, sind immer wieder neue Spekulationen um den Aufsteiger veröffentlicht worden. Trainer Holger Stanislawski stellt sich vor sein Trio. „Wir werden unsere Spieler bedingungslos unterstützen. Für sie lege ich meine Hand ins Feuer.“ Derart bedingungsloser Rückhalt, so scheint es, gehört in Gladbach der Vergangenheit an.