Borussen bei der EM: Macht Reus das Dutzend voll?
Sollte der Wirbelwind von Borussia Mönchengladbach nominiert werden, wäre er der zwölfte Borusse bei einer EM.
Mönchengladbach. Reus rennt, Reus rackert. Er ist Torjäger und Ideenproduzent. Der beste Gladbacher Fußballprofi seit Lothar Matthäus und Stefan Effenberg hat auch nach Bekanntgabe seines Wechsels von der niederrheinischen zur westfälischen Borussia in der Winterpause kaum etwas von seiner Strahlkraft und Wirkung eingebüßt: In den sechs Begegnungen der Rückrunde traf der Nationalspieler dreimal, vier Torvorlagen runden das positive Gesamtbild ab.
Das zeigt: Marco Reus will mit aller Macht seine Ziele mit Borussia Mönchengladbach verwirklichen, bevor ihn Dortmunds Meistertrainer Jürgen Klopp im Sommer in seine Obhut nimmt.
Die Qualifikation für die internationale Fußball-Bühne ist für die linksrheinische Borussia fast unter Dach und Fach, der Einzug ins Pokalfinale (Vorschlussrunde am 21. März, 20.30 Uhr, Borussia-Park gegen Bayern München) kein Ding der Unmöglichkeit. Als weiterer Höhepunkt wartet auf den „17,1-Millionen-Euro-Mann“- die Teilnahme an der Fußball-Europameisterschaft ab 8. Juni in der Ukraine und in Polen.
„Das will ich schaffen, da will ich hin“, sagt Reus, und seine Chancen sind, falls nicht etwas Unvorhergesehenes passieren sollte, bestens. Wenngleich Bundestrainer Joachim Löw seinen endgültigen EM-Kader erst nach dem letzten Bundesliga-Spieltag (5. Mai) nominieren wird.
Marco Reus, der gestern gegen Frankreich sein Startelf-Debüt gab und den Vorzug vor Thomas Müller erhalten hat, wäre der zwölfte Nationalspieler von Borussia Mönchengladbach in der deutschen EM-Geschichte (ab 1972) und bis dato zehn Wettbewerben, der sich das Ticket für eine Europameisterschaft erkämpft.
Mit dem Beigeschmack, dass Reus seine Laufbahn nach dem Fußball-Spektakel (8. Juni bis 1. Juli) in Mittel- und Ost-Europa bei Borussia Dortmund fortsetzt. In Gladbach ist dadurch zum wiederholten Mal ein „Neuaufbau“ unausweichlich.
Schon einmal, 1984, gab es im Vorfeld einer Europameisterschaft eine ähnliche Konstellation in Mönchengladbach, als Lothar Matthäus, damals wie Reus Anfang 20, für die EM in Frankreich nominiert wurde, im gleichen Jahr aber von Gladbach zu Bayern München wechselte.
Doch auch ohne ihren damaligen jungen Star spielten die Borussen in der Folge konstant in der Bundesligaspitze mit. Erst als Cheftrainer Jupp Heynckes 1987 selbst zum FC Bayern wechselte, ging es am Bökelberg bergab.
Noch ist Marco Reus da, noch geht er im Borussia-Park auf Torjagd, und die Frage, ob die Gladbacher den Weggang ihres Topspielers tatsächlich werden verkraften können wie die Borussia anno 1984 den Wechsel von Matthäus, muss erst noch beantwortet werden.