Kurzurlaub: Borussen schalten ab
Nach dem 1:1-Remis gegen den Hamburger SV hat Lucien Favre seiner Mannschaft einen Kurzurlaub verordnet.
Mönchengladbach. Abschalten vom Liga-Alltag, durschnaufen, Kraft tanken — Borussias Cheftrainer Lucien Favre schickte seine Mannschaft erst einmal in den Kurzurlaub. Zumindest den Teil, der von seiner Elf übrig geblieben war. Beim Auslaufen am Samstag waren bereits zig Gladbacher Profis in alle Himmelsrichtungen ausgeflogen und auf dem Weg zu ihren jeweiligen Nationalteams. Wegen der Länderspielwoche muss Favre zum Trainingsstart am Dienstag auf zehn Spieler verzichten.
„Es wird schon ein wenig speziell, aber bei anderen Vereinen ist das ja auch so“, sagte der Schweizer. Seine Analyse und Aufarbeitung des jüngsten 1:1 (1:0)-Remis gegen den Hamburger SV dürfte also eher im kleinen Kreis stattfinden. Enttäuscht sei er nach dem Schlusspfiff vor 54 049 Zuschauern im ausverkauften Borussia-Park nicht gewesen, so Favre. Weil seine Mannschaft „alles probiert“ habe, um zu gewinnen. „Das ist kein Rückschlag, sondern ein Unentschieden gegen eine gute Mannschaft gewesen.“
Favre, Architekt des sensationellen Erfolges bei Fast-Absteiger Gladbach, tat gut daran, nach einem weniger berauschenden Auftritt der Fohlen-Elf nicht allzu hart mit seinen Spielern ins Gericht zu gehen. Schließlich ist Borussia weiter auf Champions-League-Kurs. Der Vorsprung auf Rang sieben und die nicht europäischen Tabellenregionen ist gar auf 13 Punkte angewachsen.
Für den Perfektionisten Favre allerdings kein Ruhekissen, zumal dem 54-Jährigen nicht entgangen war, wie sehr sich der Ausfall von Flügelflitzer Patrick Herrmann (Schlüsselbeinbruch) auf das in den Wochen zuvor erfrischende Gladbacher Offensiv-Spiel ausgewirkt hatte: „Es hat die Durchschlagskraft gefehlt, die Tiefe, die Schnelligkeit. Es war spielerisch zu wenig.“ Und zum Fehlen von Herrmann sagte Favre: „Es bringt nichts, darüber zu sprechen. Er wird uns sechs bis acht Wochen fehlen — das können wir nicht ändern.“
Igor de Camargo erwischte im Sturm-Zentrum keinen guten Tag. Nationalspieler Marco Reus, der Herrmanns Part auf der rechten Seite übernommen hatte, fehlte ganz vorne als quirliger und eiskalter Vollstrecker. „Ich habe schon lange nicht mehr auf der rechten Seite gespielt. Es hat nicht gut geklappt, und ich bin nicht so gut ins Spiel gekommen“, gab Reus später auch unumwunden zu.
Den Qualitätsverlust durch Herrmanns Fehlen — gegen den Hamburger SV konnte Borussia das noch nicht kompensieren. Da redete Lucien Favre auch gar nicht erst um den heißen Brei herum. „Wir müssen die Wahrheit sagen. Wir haben sehr gute 19- und 20-jährige Spieler hier. Aber wenn beim HSV Töre verletzt ist, haben sie Ilicevic oder Sala. Die habe ich nicht.“ Bis zum nächsten Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg wolle er aber „eine Lösung“ finden. Favre: „Wir werden in dieser Woche hart arbeiten und unser Spiel ein wenig verbessern.“