Borussen patzen auswärts
Gladbach verliert bei 1899 Hoffenheim trotz spielerischer Überlegenheit 1:2.
Sinsheim. Andreas Beck musste erst einmal erschöpft durchschnaufen, in aller Ruhe Luft holen. „Wir sind alle völlig platt und auf dem Zahnfleisch ins Ziel gekommen — aber es hat ja gereicht“, sagte der Kapitän von 1899 Hoffenheim nach dem 2:1 (1:0)-Triumph gegen die Gladbacher Borussia. Und während Beck sich im Beton-Bauch der Sinsheimer Arena mit seinen Teamkollegen über den ersten Heimsieg in dieser Saison freuen konnte, machten sich die Gäste vom Niederrhein völlig niedergeschlagen auf den Heimweg.
Mal wieder eine Auswärtspleite für den VfL, der mittlerweile sechs der vergangenen sieben Auftritte auf des Gegners Platz verloren hat. Eine alarmierende Bilanz. „Wir stehen mit leeren Händen da — und das, wenn ich es so sagen darf, kotzt uns alle an“, redete sich Sportdirektor Max Eberl den Frust von der Seele. Seine Gladbacher hatten es in Hoffenheim versäumt, mit einem Sieg auf Rang vier in der Tabelle zu springen und sich so in der Spitzengruppe der Bundesliga-Tabelle einzunisten.
„Nun sind wir gleich wieder am Freitag im Heimspiel gegen Braunschweig unter Druck, da erwartet jeder von uns einen Sieg. Das muss sich endlich mal ändern. Ich will unser Spiel nicht schönreden, aber hier war viel mehr für uns drin“, sagte Verteidiger Martin Stranzl.
In der Tat hatte die Fohlen-Elf zumindest die Grundlagen für einen erfolgreichen Auftritt geschaffen. Mehr Torschüsse, mehr Ballbesitz, mehr gewonnene Zweikämpfe, deutlich bessere Passgenauigkeit als der Gegner — was sich am Ende jedoch nur als eine Schein-Überlegenheit entpuppen sollte. Weil wie so oft auswärts in der Defensive individuelle Aussetzer den Gegner zum Toreschießen einluden.
Und Hoffenheim wusste alle Gladbacher Geschenke eiskalt zu nutzen. So bei der Führung wenige Sekunden vor dem Pausenpfiff, als Tony Jantschke Gegenspieler Tarik Elyounoussi ungehindert flanken ließ, im Strafraum TSG-Stürmer Anthony Modeste auch noch Filip Daems anköpfte und der Ball schließlich vorbei am verdutzten Schlussmann Marc-André ter Stegen zum 1:0 über die Linie trudelte.
Noch naiver präsentierte sich Borussias Abwehr beim 0:2 (54.) durch Kevin Volland. Hoffenheims Offensiv-Wirbler düpierte zunächst das Borussen-Duo Daems/Kramer, um aus spitzem Winkel auch noch ter Stegen zu überwinden. Branimir Hrgota (75.) brachte per toller Einzelleistung zum 1:2 die Fohlen zwar zurück in die Partie. Aber Gladbachs Schlussoffensive reichte nicht mehr, um die Versäumnisse aus 70 Minuten zuvor aufzuholen.
„Wir haben auswärts einfach nicht die letzte Konsequenz, so können wir auch nicht das Glück erzwingen“, sagte Stranzl. „Wenn wir weiter nach vorne kommen wollen, müssen wir das in den Griff bekommen.“ Gegen Aufsteiger Braunschweig kann Borussia bereits in vier Tagen daheim zumindest Wiedergutmachung betreiben. Will die Elf von Cheftrainer Lucien Favre allerdings einen weiteren Entwicklungsschritt meistern, muss in absehbarer Zeit das Auswärtsschwäche-Problem gelöst werden.