Borussia hat die Europapokal-Plätze im Visier
Nach dem Aus im DFB-Pokal kann sich die Borussia voll auf die Bundesliga konzentrieren.
Mönchengladbach. Lucien Favre ist sexy. Auf die Frage des Internet-Portals AshleyMadison, mit welchem Trainer der Fußball-Bundesliga sie gerne einmal einen Seitensprung riskieren würden, entschieden sich 7,1 Prozent der interviewten 2418 Frauen aller Couleur für den Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach. Damit ließ Favre so coole Typen wie Jürgen Klopp oder Robin Dutt hinter sich.
Zwar konnte der 55-jährige smarte Gladbach-Coach mit Trainern wie dem neuen Münchener „Stardirigenten“ Pep Guardiola, Bundestrainer Joachim Löw oder Augsburgs drahtigen Fußball-Lehrer Markus Weinzierl (Ränge bis 1 bis 3) nicht konkurrieren, aber immerhin reichte es bei der Damenwelt für einen soliden siebten Rang. Mit einem Platz in der Nähe der Europa-League-Plätze liebäugeln zumindest die meisten Spieler des fünffachen Deutschen Meisters vor der am Freitag beginnenden Bundesligasaison.
Nach dem ersten Dämpfer der neuen Spielzeit werden im Borussia-Park allerdings vorläufig erst einmal kleine Brötchen gebacken. „Wenn man in Darmstadt verliert, sollte man nicht über Europa reden“, sagte beispielsweise Sportdirektor Max Eberl verärgert. Ein Gutes hat die Stolperfalle am Böllenfalltor dennoch: Da das Kapitel DFB-Pokal definitiv zugeschlagen ist und die internationale Bühne diesmal ohnehin für andere Klubs reserviert ist, können sich die Gladbacher voll auf die Bundesliga konzentrieren.
Bei diesem Vorhaben macht ihnen kein Geringerer als Günter Netzer im Vorfeld der heutigen Eröffnungspartie in München Mut. Im Gespräch mit unserer Zeitung fordert der in Mönchengladbach groß gewordene Fußball-Experte eine offensivere Haltung der Verantwortlichen.
„Das Team von Lucien Favre hat den Abgang von Reus, Dante und Neustädter sehr gut verkraftet. Schließlich war das eine eklatante Schwächung. Aufgrund der jüngsten Platzierung (Rang acht, d. Red.) dürfen jetzt aber keine Glücksgefühle im Borussia-Park entstehen oder Zufriedenheit aufkommen“, sagt Netzer, der ergänzt: „Es muss für Gladbach ab sofort wieder um die Europapokalplätze gehen. Auch künftig. Das sollte der Anspruch im Verein sein. Dann ist die Mannschaft auf dem richtigen Weg.“
Vor zwei Jahren hatte Borussia Mönchengladbach mit dem sensationellen 1:0-Auftaktsieg bei Bayern München die Weichen „auf Europa“ gleich früh gestellt und die Fachleute verblüfft. Vergleicht man die damalige Anfangsformation (Ter Stegen - Jantschke, Brouwers, Dante, Daems - Nordtveit, Neustädter — Reus, Hanke, Arango - de Camargo) mit der von Freitagabend — vielleicht so: (Ter Stegen - Jantschke, Stranzl, Dominguez, Daems - Nordtveit, Xhaka - Herrmann, Raffael, Kruse - de Jong), gäbe es nur noch vier Übereinstimmungen. So schnelllebig ist halt das Bundesliga-Business geworden.
Borussias treuester Spieler und mithin derjenige mit den meisten Einsätzen für Gladbach ist Kapitän: Filip Daems. Seit 2004 behauptet der 34-jährige Belgier wacker seine Position. 197 Erst- und Zweitligaspiele hat er mittlerweile in Gladbach hinter sich. Dass er die 200er-Marke bald knacken wird, daran lässt der Mannschaftsführer des VfL keine Zweifel: „Das ist doch klar, dass ich das schaffen will, aber erst einmal gilt es, beim FC Bayern München eine gute Figur abzugeben und alle Kräfte zu mobilisieren.“