Bundesliga Borusse Patrick Herrmann: „Ich würde gerne mal wieder treffen"
Mönchengladbach · Die Treffer im Test gegen 1860 München haben beim Gladbacher Angreifer für Aufwind gesorgt. Nach einer unbefriedigenden Saison will er unter dem neuen Trainer wieder ein fester Bestandteil des Teams werden - und endlich auch wieder mal ein Tor erzielen.
Keine zwei Minuten war Patrick Herrmann am Sonntag auf dem Platz, da zirkelte der Angreifer von Borussia Mönchengladbach den Ball per direkt verwandeltem Freistoß auch schon ins Netz des TSV 1860 München. 23 Minuten später staubte er im Testspiel zum Abschluss des einwöchigen Trainingslagers in Rottach-Egern am Tegernsee dann noch zum 6:0-Endstand ab. Dass der gleichfalls gerade erst eingewechselte "Löwen"-Ersatztorhüter Tom Kretzschmar zumindest beim nicht ganz unhaltbar wirkenden Freistoß noch nicht ganz auf der Höhe des Geschehens schien, schmälerte die Freude von Herrmann nicht im Geringsten - im Gegenteil. „Unser Torwart Tobias Sippel hat mir gesagt, dass er den auch nicht gehalten hätte. Ich habe den Ball schon sauber getroffen. Und ein Abstauber zählt genau so viel", sagte Herrmann mit einem Grinsen.
Schwierige Zeit
Seine Freude ist verständlich. Persönliche Erfolgserlebnisse sind für Herrmann in der jüngeren Vergangenheit rar gesät. Am 22. Dezember 2020 traf er in der zweiten Runde des DFB-Pokals beim 5:0 bei der SV 07 Elversberg zum 4:0. Ein Treffer, der für den Offensivakteur aus zwei Gründen ein besonderer war. Zum einen gelang er dem aus Illingen-Uchtelfangen bei Neunkirchen stammenden Herrmann in der Heimat, zum anderen erzielte er ihn per Kopf - bei einer Körperlänge von 1,79 Meter nicht gerade die Paradedisziplin des Rechtsaußen. Dennoch weckt dieser Treffer bei Herrmann auch eine unschöne Erinnerung, ist er doch sein bis heute letzter Pflichtspieltreffer gewesen. In der Bundesliga wartet der 31-Jährige sogar bereits seit dem 20. Juni 2020 auf einen Treffer. Damals erzielte er beim 3:1 beim SC Paderborn 07 das 1:0.
Möchte Angreifen
In dieser Hinsicht möchte Herrmann in der neuen Saison wieder deutlich mehr Ausrufezeichen setzen, die beiden Treffer im Test gegen den Drittligisten von Giesings Höhen sollen Flügel verleihen. „Die taten gut für den Kopf und geben Aufwind", meinte Herrmann im Anschluss an den Test am Fuße des Wallbergs. Schließlich spielte der nach Tony Jantschke dienstälteste Borussen-Profi in der vergangenen Saison unter Trainer Adi Hütter nur eine Nebenrolle. Zwar kam er in 25 der 37 Pflichtpartien zum Einsatz, seine durchschnittliche Einsatzzeit aber betrug nur gut 31 Minuten und sie relativiert sich noch dadurch, dass er beim 4:0 gegen die SpVgg Greuther Fürth am 20. November sowie beim 1:1 bei der TSG 1899 Hoffenheim am 18. Dezember die vollen 90 Minuten durchspielte.
Der Vertrag des Ur-Borussen wurde nach 432 Pflichtspielen noch einmal um zwei Jahre verlängert
Nach der Winterpause geriet der Saarländer dann nahezu komplett auf's Abstellgleis, durch den Trainerwechsel und die mit ihm wohl einhergehende System-Änderung von einem 3-4-3 oder einem 3-5-2 (in denen es Herrmanns Idealposition nicht gibt) auf ein 4-2-3-1 erhofft er sich nun wieder mehr Spielanteile. „In der vergangenen Rückrunde war ich schon unzufrieden, das muss ich sagen. Jetzt will ich mich erneut anbieten und das System von Herrn Farke kommt mir dabei sicher entgegen." Dass die Borussia seinem seit 2008 im Verein befindlichen Veteranen vertraut, unterstrich Sportdirektor Roland Virkus im Mai mit dessen Vertragsverlängerung bis zum 30. Juni 2024. Von der U19 über die U23 bis zu den Profis hat Herrmann inzwischen 432 Pflichtspiele für die "Fohlen" absolviert (72 Tore/66 Vorlagen). In der Bundesliga sind es 321 (46/56).
Vorbildfunktion
Inzwischen ist der zweimalige Nationalspieler auch für die Integration der Zugänge zuständig und da nahm er sich nun als erstes Ko Itakura an. Schließlich hat Herrmann vor fünf Jahren seinen Sommerurlaub in Japan verbracht. „Ein paar Wörter kann ich noch", sagte Herrmann und erklärte auf Nachfrage lachend, dass er zu Itakura "Kanpai" gesagt habe. Nun, das heißt "Prost" und spielt auf dem Fußball-Platz dann doch eher keine Rolle. Ein Prosit nach dem Schlusspfiff bei eigenen Treffern hingegen darf es für Herrmann gerne mal wieder geben. Zwar hat er in der vergangenen Saison sechs Tor-Vorlagen in seine Vita gepackt, aber halt keinen Treffer selber erzielt. „Ich würde gerne mal wieder treffen, das ist mir jetzt doch schon längere Zeit verwehrt geblieben." Der Doppel-Pack gegen den TSV 1860 sollte Patrick Herrmann dafür Selbstvertrauen geben.