Trainingslager Neu-Coach Farke verlangt vollste Fokussierung - bei Kaffee sagt er jedoch nicht Nein

Rottach-Egern · Nach dem Training am Montagvormittag hat sich Fohlen-Trainer Daniel Farke den Journalisten gestellt. Neben dem Beruflichen hat der 47-Jährige auch einen kurzen Einblick in sein Privatleben gegeben.

Daniel Farke gilt als durchaus akribisch in seiner Arbeit.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Am Montag Vormittag absolvierte Borussia Mönchengladbach die erste Einheit im Rahmen des Trainingslagers in Rottach-Egern am Tegernsee. Unmittelbar nach der Rückkehr vom bestens gepflegten Rasenplatz an der Birkenmoosstraße und noch vor dem Mittagessen im Hotel nahm sich Trainer Daniel Farke knapp 45 Minuten Zeit, um den mitgereisten Medien-Vertretern ein paar Fragen zu beantworten. Der 47-jährige Ostwestfale über...

...die anstehenden acht Tage im Trainingslager: Die Umgebung ist fantastisch. Für die Spieler, die schon länger im Verein sind, war es wichtig, nach zwei Jahren Unterbrechung wieder herzukommen. Sie fühlen sich hier inzwischen heimisch. Aber auch für alle anderen ist es wichtig, beim Training mal etwas anderes zu sehen. Hinzu kommen perfekte Arbeitsbedingungen. Natürlich sind diese im Borussia-Park ebenso hervorragend - aber wenn man dort elf Monate im Jahr trainiert, dann lockern eine andere Atmosphäre sowie andere Eindrücke einfach auf. Dazu zählt auch der Kontakt zu den Fans, von denen nicht wenige im Süden Deutschlands leben und für die ob der Entfernung nach Mönchengladbach die Nähe zu den Spielern hier etwas Besonderes darstellt. Für uns als Team bietet die Woche zudem die Möglichkeit, sich noch besser kennenzulernen. Wir sind "gezwungen", 24 Stunden zusammen zu sein. Da redet man automatisch auch mal über andere Themen als Fußball.

...die Unterschiede zur Arbeit in England: In England gibt es zum Trainingsauftakt eine kleine Party für die Fans. Danach ist keine einzige Trainingseinheit mehr öffentlich, weder für die Fans noch für die Medien. Das hat sicher auch Vorteile, aber ich schätze öffentliche Einheiten sehr und diese Transparenz macht gerade die Borussia ja auch aus. Insofern genieße ich die tägliche Arbeit jetzt mehr als bei Norwich City, die Geräuschkulisse und das spätere Autogramme schreiben nehme ich gerne in Kauf. Für englische Trainer wäre eine Anstellung in Deutschland unter den hier herrschenden Bedingungen echt schwierig. Meine Einstellung aber ist, dass Fußball ein Sport für Fans ist. Allerdings werde auch ich hier und da mal hinter verschlossenen Türen üben lassen. Beim Einstudieren von Standards ist es nicht wirklich sinnvoll, wenn die Scouts anderer Vereine Bescheid wissen.

...seine Intention in Sachen Training: Ich kann keine Ergebnisse backen, ich muss auf sie hinarbeiten. Man spielt wie man trainiert und langfristig bekommt man zurück, was man investiert. Natürlich ist dafür auch ein gutes Klima in der Kabine wichtig, aber in erster Linie will ich Spiele und nicht den Friedensnobelpreis gewinnen und dafür haben die Spieler auch abzuliefern. Allerdings geht es dabei nicht um Daniel Farke, sondern um Borussia Mönchengladbach und wie dieser Verein nach vorne gebracht werden kann. Da wird es sicher auch mal Monologe geben oder werden Regeln erstellt, um noch mehr heraus zu kitzeln. Dabei muss ich die Spieler jedoch mit Inhalten überzeugen. Die Jungs kommen alle aus einem Nachwuchsleistungszentrum und sind gut ausgebildet. Ihnen zu sagen, sie müssen für den Erfolg Gras fressen, reicht da nicht.

...seine Vorbereitung auf Borussia: Natürlich habe ich mir Spiele der vergangenen Saison angeschaut und analysiert, an welchen Dingen gearbeitet werden muss. Ich wollte jedoch nicht zu weit zurückschauen, eventuelle Kritik steht mir nicht zu. Stattdessen möchte ich einen Neustart und das beste herausholen. Es wird eine schwierige Saison. Durch Corona und die nicht geschaffte Qualifikation für einen Europapokal fehlen Einnahmen. Aber Gladbach hat es auch früher immer wieder geschafft, trotzdem etwas zu erreichen. Ich habe ja mehr als drei Jahre lang in England gearbeitet, auch dort hat die Borussia einen exzellenten Ruf und den bekommt man nicht mal eben so geschenkt. Für mich ist es eine große Freude, diesen Verein nun trainieren zu dürfen.

...Angreifer Marcus Thuram: Ich finde, er ist ein außergewöhnlicher Spieler - aber keiner kann jede Woche auf höchstem Niveau spielen. Oft bringen einen nur kleine Details vom Weg ab. Marcus ist im Training bisher voll fokussiert und insgesamt gut gelaunt. Er besitzt für mehrere Positionen unterschiedliche Qualitäten und wir wollen ihn zurück auf sein höchstes Niveau bringen. Ob er in diesem Sommer den Verein noch wechselt, kann ich nicht ausschließen - er macht zur Zeit jedoch nicht den Eindruck, als wenn er über andere Dinge nachdenken würde. Ich habe aber auf alle Fälle lieber Spieler im Kader, die Begehrlichkeiten wecken als solche, für die sich keiner interessiert.

...sein Privatleben: Ich stehe auf schwarzen Kaffee, das ist mein größter Fehler. Zur Entspannung jogge ich gerne, schaue im Fernsehen Golf und Filme und lese viel. Literatur, Politik sowie Wirtschaft interessieren mich dabei besonders. Doch auch in der Freizeit kann ich vom Fußball nicht lassen. Denn wer sich neuen Gegebenheiten nicht mehr anpassen will oder sich nicht mehr weiterentwickeln möchte, der sollte besser aufhören.