Japaner ist Hoffnungsträger Borussia Mönchengladbach: So ist der Plan mit Itakura
ROTTACH-EGERN · Borussia Mönchengladbach hat seinen Wunschspieler mit ins Trainingslager genommen. Der Japaner ist die Hoffnung auf weniger Gegentreffer. Seine Rolle ist schon jetzt klar definiert.
Am Sonntagnachmittag um kurz nach 16.30 Uhr erreichte der Mannschaftsbus von Borussia Mönchengladbach das Seehotel „Überfahrt“ in Rottach-Egern. Bis zum 10. Juli hat der „Fohlen“-Tross für sein diesjähriges Sommer-Trainingslager erstmals seit 2019 wieder im Fünf-Sterne-Haus am Südufer des Tegernsee Quartier bezogen. Als die Spieler den Bus verließen, galt das größte Interesse der Kiebitze natürlich Ko Itakura. Höflich und geduldig hielt der 25-Jährige für Autogramme und Fotos inne. Erst am Samstag Abend war der Transfer Itakuras in trockene Tücher gepackt worden. Der in der vergangenen Saison an den FC Schalke 04 ausgeliehene Japaner wurde für fünf Millionen Euro von Manchester City mit Vertragslaufzeit bis 2026 fest verpflichtet. Mit möglicher Boni kann sich die Ablösesumme auf 5,75 Millionen Euro erhöhen.
Gladbachs Vorteil im Duell mit gleichfalls interessierten Kandidaten wie der TSG 1899 Hoffenheim, dem FC Fulham oder Celtic Glasgow war neben dem guten Draht von Trainer Daniel Farke zu ManCity-Kollege „Pep“ Guardiola das klare Bekenntnis Itakuras. „Ich habe mit den Verantwortlichen in Mönchengladbach bereits während der vergangenen Rückrunde gesprochen. Sie wollten mich unbedingt. Das hat mir die Entscheidung sehr leicht gemacht, mich für die Borussia zu entscheiden“, sagte Itakura am Montag im Gespräch mit Medien-Vertretern. Der Defensivakteur zeigte sich durchaus beeindruckt vom Interesse an seiner Person, noch mehr aber von der Umgebung. „Ich bin jetzt seit dreieinhalb Jahren in Europa, sehe hier aber zum ersten Mal in meinem Leben Berge.“
Im Januar 2019 hatte Manchester City den 1,86 Meter langen Abwehrspieler für 1,10 Millionen Euro von Kawasaki Frontale geholt, gespielt hat er für den amtierenden englischen Meister und in der Premier League jedoch keine einzige Minute. Nach einer 30 Monate langen Ausleihe zum FC Groningen mit 56 Einsätzen in der ersten niederländischen Liga, wurde er für die vergangene Saison an Schalke verliehen. Dort avancierte er als Innenverteidiger zum absoluten Leistungsträger, war als Ordnungshüter der Abwehr maßgeblich am Aufstieg beteiligt und wurde in seinen 31 Spielen (vier Treffer) auch sehr schnell zum Publikumsliebling. Nur zu gerne hätten die „Königsblauen“ Itakura fest verpflichtet, die Ablösesumme aber konnte und wollte die neue und deutlich seriöser als ihre Vorgänger arbeitende Vereinsführung nicht stemmen. „Ein großer Fehler“, raunt noch heute mancher Schalke-Fan.
Bei der Borussia soll der zwölfmalige Nationalspieler der „Blauen Samurai“ allerdings als defensiver Teil der von Farke in dessen 4-2-3-1-System präferierten „Doppel-Sechs“ agieren. Einen fehlenden „Zerstörer“ hatte Sportdirektor Roland Virkus als einen Hauptgrund für die 61 Gegentreffer der vergangenen Spielzeit ausgemacht. „Wir brauchen mehr Stabilität und wir wollen mehr Ballbesitz. Beides kann uns Ko garantieren“, sagte Virkus am Tegernsee und ergänzte: „Unsere Scouting-Abteilung hat Ko schon länger beobachtend begleitet. Er hat sich stetig weiterentwickelt und war jüngst ein Pfeiler des Schalker Aufstiegs. Ihn zeichnet aus, dass er keine komplizierten Dinge veranstaltet, sondern einfach agiert. Und die Einfachheit ist im Fußball manchmal das Besondere.“
Dennoch sollten die Erwartungen nicht in Richtung Heilsbringer der Gladbacher Defensive hochstilisiert werden. Zum einen muss sich der in Yokohama geborene Itakura nun in der ersten Liga beweisen, zum anderen hat er von seinen bisher 133 Partien im Senioren-Bereich 118 als Innenverteidiger bestritten und nur deren 15 als „Sechser“. „Ich habe sehr lange Innenverteidiger gespielt, aber ich mag auch die Position des defensiven Mittelfeldakteurs. Das ist eine sehr wichtige Position, von dort lässt sich das Spiel kontrollieren“, sagte Itakura im Garten des Mannschaftshotels auf englisch und verabschiedete sich wie von Japanern gewohnt höflich. „Ich muss jetzt meine Mitspieler weiter kennenlernen und anfangen, Deutsch zu lernen.“