Borussia verliert munteres rheinisches Derby mit 2:4
In einem turbulenten Spiel hat Borussia Mönchengladbach mit 2:4 gegen Bayer Leverkusen verloren.
Leverkusen. Borussia Mönchengladbach hat am dritten Spieltag der Fußball-Bundesliga die zweite Niederlage hinnehmen müssen. Die „Fohlen-Elf“ unterlag am Samstag unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw in einem munteren rheinischen Derby bei Bayer Leverkusen mit 2:4 (0:2). Während die Hausherren sich mit neun Punkten bereits ganz oben in der Tabelle festgesetzt haben, findet sich der VfL Borussia mit drei Zählern erst einmal in einem breiten Mittelfeld wieder.
Ein Tor selbst erzielt, zwei Tore vorbereitet — Stürmer Stefan Kießling war der wohl auffälligste Bayer-Akteur. Der Torschützenkönig der abgelaufenen Spielzeit präsentierte sich gegen Gladbach in einer Top-Verfassung. Spielt der 29-Jährige weiter auf diesem Niveau, dürfte es für Bundestrainer Joachim Löw schwer werden zu erklären, warum er ihn bei der Nationalmannschaft nicht bringt.
„Ohne Schiri habt ihr keine Chance!“ — die VfL-Fans in der Bay-Arena waren nicht gut auf Dr. Felix Brych aus München zu sprechen. Der Unparteiische hatte mit einer aus ihrer Sicht strittigen Entscheidung die Weichen für einen Bayer-Sieg gestellt.
Es lief die 22. Spielminute, als nach einer Ecke Bayers Toprak Gladbachs Arango den Ball an den Arm köpfte. Brych zögerte keinen Augenblick, entschied auf Strafstoß. Arango hatte allerdings mit dem Rücken zu Toprak gestanden, befand sich nach der Ecke noch in der Sprungbewegung und hatte den Ball auch gar nicht kommen sehen können. Dennoch Handelfmeter. Den Kießling sicher verwandelte.
Im weiteren Verlauf protestierten die Gladbacher wiederholt bei Brych, fühlten sich nicht nur bei einigen Entscheidungen benachteiligt, sondern hatten auch mindestens ein Leverkusener Handspiel im eigenen Strafraum gesehen. Brych allerdings nicht, so dass nach dem Schlusspfiff die VfL-Fans erneut anstimmten: „Ohne Schiri habt ihr keine Chance!“
Borussia startete vor über 29 000 Zuschauern in der Bay-Arena durchaus selbstbewusst ins Derby. Die Mannschaft von Trainer Lucien Favre war bemüht, den Ball zu kontrollieren, präsentierte sich zudem in der Defensive zunächst aufmerksam. Die erst Chance hatten die Gäste vom Niederrhein, doch der Freistoß von Juan Arango (7.) rauschte knapp am Tor von Bayer-Keeper Bernd Leno vorbei.
Im Anschluss plätscherte die Partie ein wenig vor sich hin, erst in der 22. Minute kam urplötzlich richtig Pfeffer rein. Zunächst rettete Gladbachs Raffael gegen Bayer-Stürmer Stefan Kießling auf der Linie, die anschließende Ecke sorgte für den nächsten Aufreger. Bayers Toprak köpfte Arango den Ball an den Arm — Schiedsrichter Felix Brych entschied prompt auf Handelfmeter. Kießling ließ sich nicht zweimal bitten und verwandelte den Strafstoß zur 1:0-Führung — das 100. Tor des Bayer-Stürmers.
Es war der Startschuss zu einer im Anschluss unterhaltsamen Partie. Die in der 28. Minute bereits entschieden zu sein schien, als Sidney Sam den Werksklub nach feiner Vorarbeit von Kießling mit 2:0 in Führung schoss. Bayer nun völlig am Drücker, Borussia taumelte. Torhüter ter Stegen verhinderte Schlimmeres, als er einen Schuss von Castro parierte (33.).
Vier Minuten später hatte ter Stegen das Glück des Tüchtigen, als Kießlings Kopfball nur an den Pfosten klatschte. In der 45. Minute hätte Bayer dann das 3:0 machen müssen, doch Sam und Kießling ließen die Riesenchance fast schon überheblich liegen.
Das sollte sich in Durchgang zwei erst einmal rächen. Die vor der Pause harmlosen Fohlen kamen mit deutlich mehr Schwung aus der Kabine. Arangos Schuss konnte Leno noch parieren (53.). doch dann traf Stranzl nach schöner Vorarbeit von Herrmann aus zehn Metern zum 1:2 (54.). Gladbach war nun im Spiel, benötigte beim Ausgleich aber die Hilfe von Leno, der eine harmlose Flanke vor die Füße von Arango fallen ließ.
Der Venezolaner nutzte das Geschenk und drückte die Kugel zum 2:2 über die Linie (57.). Bayer zeigte sich aber nur kurz geschockt. Sam traf nach Kießling-Vorlage von der Strafraumgrenze zum 3:2 (60.). Castro sorgte schließlich mit einem sehenswerten Distanzschuss zum 4:2 (72.) für die Entscheidung.
Bayer feierte somit einen neuen Klubrekord — es war saisonübergreifend der achte Sieg in Folge. Borussia hingegen musste sich nach der Auftaktpleite beim FC Bayern dem nächsten Top-Klub nach ordentlicher Vorstellung in dessen Stadion geschlagen geben.