Borussia wie im Rausch: 5:0-Gala gegen Bremen

Mönchengladbach. Der Höhenflug der Fohlen geht weiter: Borussia Mönchengladbach hat am Samstag im Verfolger-Duell Werder Bremen mit 5:0 (3:0) abgefertigt.

Es war der höchste Bundesliga-Sieg der Borussen seit über 17 Jahren, solch ein Torfestival gab es in Gladbach zuletzt am 24. September 1994 beim 7:1 gegen den VfL Bochum. Die Elf vom Niederrhein lieferte zeitweise berauschenden Hochgeschwindigkeits-Fußball ab und hat sich mit nunmehr 26 Punkten in der Spitzengruppe der Tabelle festgesetzt. Bereits am Freitag wartet das nächste Highlight auf die Gladbacher. Dann geht es zum Derby beim Erzrivalen 1. FC Köln.

Doppelpack gegen Hannover, Doppelpack bei Hertha BSC — nun einen Dreierpack gegen Werder Bremen: Borussias Offensiv-Rakete Marco Reus ist in aller Munde, lieferte gegen Werder die nächste Gala-Vorstellung ab und hat einen sehr großen Anteil daran, dass Gladbach vorerst auf einem Champions-League-Platz steht. Nach dem Schlusspfiff sagte der 22-jährige Nationalspieler ganz erleichtert: „Wir haben uns gegen Bremen in einen Rausch gespielt und eine sehr gute Ausgangslage erarbeitet. Aber wir müssen auf dem Boden bleiben, in der Bundesliga kann sich der Trend auch ganz schnell wieder drehen. Typisch Marco, dass er um seine eigene Leistung keinen allzu großen Bohei machen wollte: „Es ist nicht entscheidend, ob ich oder jemand anders die Tore macht — sondern die Art und Weise, wie das passiert und wie die Mannschaft Fußball spielt. Alle arbeiten nach vorne und hinten, das klappt sehr gut im Moment.“

Es lief die 72. Spielminute im Borussia-Park, als die Begeisterung der VfL-Treuen keine Grenzen mehr kannte. Berauscht vom Traum-Fußball der Fohlen-Elf erhoben sich die Zuschauer von ihren Plätzen, sangen „Oh, wie ist das schön“, schließlich kreiste minutenlang „La Ola“, die Welle, durch den rappelvollen Borussia-Park. Gänsehaut-Atmosphäre, fast schon übermütige „Einer-geht-noch-rein“-Gesänge. Dann der Gruß aus der Nordkurve an den Erzrivalen aus Köln: „Nächste Woche brennt der Kölner Dom“ — das Derby in der Domstadt elektrisiert bereits den Gladbacher Anhang.

Für den war Bremens Sokratis verantwortlich: Der Defensiv-Spieler hatte sich in Durchgang eins nach einer aus seiner Sicht falschen Entscheidung von Schiedsrichter Brych sichtlich aufgeregt, machte eine Geste in Richtung Assistent und Publikum — und sah dafür die gelbe Karte. Das sollte Folgen haben: In der 77. Minute war für den Griechen vorzeitig Feierabend: nach einem Foul am überragend aufspielenden Patrick Herrmann kassierte er die gelb-rote Karte.

Die 53 465 Zuschauer im Borussia-Park bekamen von Beginn an eine hochklassige und mitreißende Partie geboten, in der die Gäste aus Bremen nur in der Anfangsphase mithalten konnten. Nach rund zehn Minuten drehten die Borussen mächtig auf und spielten mit Werder zeitweise Katz und Maus. Die erste schöne Kombination über Reus und Mike Hanke vergab Roman Neustädter zwar freistehend aus neun Metern (13.) — es war jedoch der Startschuss für einen atemberaubenden Sturmlauf der Borussia, der Erinnerungen an die glorreichen 70er-Jahre aufkommen ließ.

Gladbach zerlegte im Stile einer Klasse-Mannschaft die Bremer Defensive in ihre Einzelteile. Folge: Nach einer Flanke von Arango ließ Bremens Ignjovski den wieselflinken Patrick Herrmann entwischen, der aus kurzer Distanz zur 1:0-Führung (16.) einköpfte. Mike Hanke (21.) und Kapitän Filip Daems (22.) vergaben zunächst weitere gute Möglichkeiten für die Hausherren, ehe Nationalspieler Marco Reus eiskalt zuschlug. Der in überragender Form aufspielende Offensiv-Wirbler schloss eine sehenswertes Solo zum 2:0 (23.) ab und sorgte nur wenige Minuten später nach schöner Vorarbeit von Herrmann mit dem 3:0 (38.) für die Vorentscheidung. Werder tat sich in der Offensive um den zuletzt starken Claudio Pizarro schwer, agierte zu umständlich und leistete sich etliche leichte Ballverluste.

In Durchgang zwei machten die Borussen da weiter, wo sie in den ersten 45 Minuten aufgehört hatten: Sie stürmten munter drauf los. Werder-Keeper Wiese konnte einen Schuss von Hanke nur nach vorne abklatschen, den Abpraller schob Reus (51.) zu seinem zehnten Saisontreffer ins Tor — der Dreierpack war perfekt, 4:0, der Borussia-Park bebte. Zwei Minuten später war Wiese erneut machtlos, als Arango die Kugel aus 16 Metern zum 5:0 in den Winkel hämmerte.

Und Bremen? Die hatten in der 58. Minute noch einmal eine Chance, doch es war nicht der Tag der Norddeutschen: Der Schuss von Aleksandar Ignjovski wurde abgefälscht und ging übers Tor. Im Anschluss ließen die Gladbacher nicht mehr viel anbrennen und feierten nach dem Schlusspfiff einen völlig verdienten und berauschenden Heimerfolg.