Borussia wieder zurück aus Belek

Tony Jantschke will sich bei Borussia weiter mit starken Leistungen für Einsätze im Team von Jogi Löw empfehlen.

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Mönchengladbach. Die Borussen sind aus dem achttägigen Trainingslager in Belek (Türkei) wieder nach Gladbach zurückgekehrt. „Wir hatten dort gute Bedingungen“, sagt Verteidiger Tony Jantschke. „Niemand hat sich ernsthaft verletzt, wir haben hart gearbeitet. Nun geht es weiter mit der Vorbereitung. Es liegen noch intensive Einheiten vor uns.“ Jantschke ist einer der stillen Stars in der Fohlen-Elf, aber einer, der auf dem Platz mit Leistung vorangeht.

Borussia boomt, ist Vierter, zudem noch in der Europa League und im Pokal dabei. Was ist realistisch für diesen Klub?

Tony Jantschke: Dass die Entwicklung so weitergeht. Dass wir uns dauerhaft zwischen den Plätzen vier und acht einpendeln und regelmäßig international spielen - das wäre schon realistisch. Für uns gilt aber auch das Motto: Nichts ist unmöglich.

Sind Sie der Profi in der Liga, der womöglich am meisten unterschätzt wird?

Jantschke: Das kann ich nicht einschätzen. Mir ist meine Außendarstellung in der Presse auch nicht so wichtig. Ich weiß, dass ich bei Gladbach einen hohen Stellenwert habe. Der Rest ist mir relativ egal.

Die Rudys, Hectors und Rüdigers der Liga werden zur Nationalmannschaft eingeladen. Sie nicht, obwohl sie über Monate hinweg nahezu konstant gut spielen - auch international. Warum ist das so?

Jantschke: Ich weiß, worauf Sie anspielen. Ich bekomme bei Borussia die Wertschätzung, die ich brauche. Von mir wird niemand hören, dass ich in diese Auswahl gehöre. Das liegt nicht in meinem Naturell.

Ärgert Sie es nicht, wenn sie offenkundig übergangen werden?

Jantschke: Was heißt ärgern - natürlich mache ich mir meine Gedanken. Ich muss das akzeptieren und kann nur weiter hart arbeiten. Vielleicht wird es ja irgendwann einmal belohnt. Die Tür bei Jogi Löw ist also nicht endgültig für Sie geschlossen?

Jantschke: Das glaube ich nicht. Die Tür ist immer offen. Ich muss mich in einigen Dingen noch verbessern, um meine Chance zu bekommen. Sie sind in Dresden aufgewachsen. Wie lässt sich Ihre große Identifikation mit Gladbach erklären?

Jantschke: Ich habe das schon in der Jugend in Dresden vorgelebt bekommen. Dort herrschte ein großes Gemeinschaftsgefühl. Jeder kannte jeden. Auch die Jugendspieler. In Gladbach ist das ähnlich. Man läuft sich immer über den Weg. Bei anderen Bundesligisten ist das ja teilweise völlig aufgeteilt. In einem Stadtteil trainieren die Profis, woanders die Amateure, da die Jugend. Das ist bei uns anders. Deshalb fühle ich mich so wohl.

Sind Sie noch ein „Ossi“?

Jantschke: Was das Gemeinschaftsgefühl anbelangt ja. Der Teamgedanke ist bei mir sehr ausgeprägt. Ob das typisch Ossi ist, weiß ich nicht. Ich bin kein Freund von diesem Ossi-Wessi-Gerede.

Sind Sie eigentlich immer so ein ruhiger Typ?

Jantschke: Ich bin eigentlich gar nicht so ruhig. Ich kann auch laut werden. Ich bin vor allem ein ehrlicher Mensch. Ich sage meine Meinung jedem ins Gesicht. Mit mir kann man Spaß haben, mit mir kann man reden. Für meine Freunde bin ich da.

Als Roman Neustädter und Marco Reus noch in Gladbach spielten, waren sie eng befreundet. Haben Sie noch Kontakt?

Jantschke: Auf jeden Fall. Mit Marco ein bisschen weniger, was auch verständlich ist. Er hat so viel um die Ohren, ist zum absoluten Weltstar geworden. Mit Roman habe ich sehr viel Kontakt, wir treffen uns regelmäßig, er wohnt ja in Düsseldorf. Er ist ein sehr guter Freund geworden. Auf ihn kann ich mich verlassen. Sie haben ein altes Standesamt in Hoyerswerda gekauft. Eine Vorsorge für das Alter?

Jantschke: Ja, meine Eltern haben dort auch geheiratet. Das Immobilien-Geschäft interessiert mich. Das ist ja auch nicht das erste Haus, das ich gekauft habe. Ich habe das Privileg bekommen, mehr Geld zu verdienen als zahlreiche andere Menschen. Und der Fußball ist irgendwann vorbei. Da sollte man schauen, dass es dann finanziell nach hinten heraus nicht knapp wird. Ist der Trainer Lucien Favre ein Glücksfall für den Spieler Jantschke?

Jantschke: Auf jeden Fall. Meine Entwicklung ist eng mit dem Namen Lucien Favre verbunden. Aber auch mit Max Eberl. Er hat mich zur Borussia geholt. Was ist bei Borussia passiert, seit der Relegation 2011 geht es bergauf?

Jantschke: Dieses Stahlbad macht jeden stärker. Das ist ein Aspekt, den man nicht unterschätzen darf. Das war Wahnsinn. Wir waren eigentlich schon weg - in der zweiten Liga. Das hat uns alle viel stärker gemacht. Wie macht sich diese Stärke in Ihrer täglichen Arbeit bemerkbar?

Jantschke: Niederlagen schocken mich nicht, das zerfrisst mich nicht mehr. Wir arbeiten ganz analytisch die Fehler auf und wissen, dass wir das abstellen können, weil wir die entsprechende Qualität haben. Hat ein anderer Klub überhaupt die Chance, sie aus Gladbach wegzulocken?

Jantschke (lacht): Das wäre relativ zwecklos. Außer Real Madrid.