Borussias Umbruch beginnt

Borussia Mönchengladbach steigt ins Training ein und präsentiert dabei einige neue Gesichter.

Mönchengladbach. Natürlich hat Alexander Baumjohann nicht immer gezaubert. Und er hat auch immer wieder mal den einen oder anderen schlampigen Pass gespielt oder sich gelegentlich vor lauter Ballverliebtheit verzettelt.

Aber es sind die Tore, die in Erinnerung bleiben und die Geniestreiche des künftigen Müncheners, die etwa in Köln aufblitzten, als der 22-Jährige beim 4:2-Sieg seinem Teamkameraden Karim Matmour den Ball einfach so aus dem Fußgelenk zuspielte und auf fantastische Weise ein Tor vorbereitete.

Die schönen Zeiten bei Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach mit Baumjohann sind vorbei, und ein Platz hinter den beiden Spitzen der "Fohlen" ist vakant.

Baumjohanns legitimen Nachfolger haben die Anhänger der Gladbacher Borussia gestern nicht zu Gesicht bekommen, was der guten Stimmung beim ersten Aufgalopp vor 2000 Zuschauern im Borussia-Park keinen Abbruch tat.

Das ficht Sportdirektor Max Eberl nicht an. "Unsere Planungen sind ja noch nicht abgeschlossen, unabhängig davon, was mit Marko Marin geschieht, bemühen wir uns weiter sehr intensiv um Juan Arango von RCD Mallorca." Der 29-Jährige aus der Primera Division gilt als einer der besten venezuelanischen Spieler aller Zeiten. Es ist davon auszugehen, dass die Gladbacher den torgefährlichen Mittelfeldspieler in der ersten oder zweiten Julihälfte verpflichten.

Noch fehlt also der Trickser oder besser noch der neue Anführer. Und noch ist ungewiss, was aus Supertalent Marko Marin wird. Im Moment herrscht Funkstille zwischen Werder-Manager Klaus Allofs und dem Kollegen aus Mönchengladbach. "Wären es als Basis die 8,5 Millionen Euro, die aus Bremen kolportiert werden, dann könnten wir miteinander reden", sagte Eberl zum Stand im zähen Ringen um einen der umworbensten deutschen Fußballprofis. Und ein Ende scheint nicht in Sicht zu sein.

Auf Highlights brauchten die Anhänger gestern gleichwohl nicht zu verzichten, und als allen voran der neue Cheftrainer Michael Frontzeck um 10.17 Uhr mit seinem Trainerstab und 24 Spielern den Rasen betrat, gab es rauschenden Beifall für den Heimkehrer. Wieder ein Gladbacher mit Stallgeruch, ein waschechter Borusse vom Niederrhein, von dessen Verpflichtung sich viele eine Aufbruchstimmung erhoffen - und ein bisschen mehr Erfolg.

Viel mehr nimmt der so ungalant bei Arminia Bielefeld seines Amtes enthobene Fußballlehrer erst einmal auch gar nicht in den Mund. "Es grenzte ja an ein Wunder, dass es Borussia geschafft hat und in der ersten Liga geblieben ist. Deshalb ist es in erster Linie mein Ziel, dafür zu sorgen, dass wir mit der richtigen Schlagzahl in die Saison einsteigen und von Anfang an punkten."

Fünf neue Spieler präsentierten die Gladbacher gestern auf ihrem Trainingsgelände. Heiß begehrt waren insbesondere die Autogramme des argentinischen Stürmers Raul Bobadilla (Grasshopper Zürich), und auch Thorben Marx (Arminia Bielefeld) nahm die Sympathiebekundungen der Gladbacher im funkelnagelneuen Trikot mit einem coolen Lächeln entgegen.

Immerhin weiß der erfahrene Bundesligaspieler, was ihn in etwa erwartet: "Bei Herthas BSC habe ich mit Trainer Hans Meyer zu tun gehabt und in Bielefeld Michael Frontzeck kennengelernt. Ich glaube, sagen zu dürfen, dass Gladbach eine sehr gute Wahl getroffen hat und wir gemeinsam noch viel Erfolg haben werden."

Mit dem zehnten Trainer bei Borussia Mönchengladbach seit der Jahrtausendwende soll sich eben einiges zum Guten wenden.