Fohlenelf Max Eberl: Für Borussia Mönchengladbach wird es ein "heißer Sommer"
Schritt für Schritt spielt sich die Fohlenelf zurück in die Herzen der Fans. Jetzt soll der Sprung nach Europa gelingen. Glaubt man Gladbachs Sportdirektor, steht aber nicht nur ein spannender letzter Spieltag bevor.
Mönchengladbach. Schritt für Schritt kamen sie der Aussöhnung mit ihren Fans näher, mit jedem Tor, einem pfiffigen Spielzug oder frechen Dribbling gewannen die Spieler von Borussia Mönchengladbach ein bisschen die Herzen zurück.
Wenn dann nach dem 3:1-Erfolg gegen den SC Freiburg sogar noch ein Fünkchen Hoffnung besteht, sich am kommenden Samstag beim Hamburger SV mit Ach und Krach für die Europa-League zu qualifizieren, darf das Saisonfinale der Fohlen Elf vor heimischem Publikum als geglückt betrachtet werden.
Sie genoss nach dem Abpfiff denn auch den Beifall im Borussia Park. Das Bad in der Menge zum Schluss der 50. Spielzeit nach so mancher Enttäuschung im heimischen Stadion (vier Remis, vier Niederlagen) tat auch Matthias Ginter gut. „Wir hatten ja nicht immer was zu feiern. Aber unsere Fans haben ein gutes Gespür. Sie haben uns nicht hängen lassen. Jetzt freuen wir uns auf ein kleines Endspiel in Hamburg. Vielleicht geht ja noch was mit Europa. Im Fußball kann viel passieren“, sagte er.
Dass Ginter, der Abwehrchef der niederrheinischen Borussia, auch seinem Heimatklub Freiburg die Daumen drückt, gibt er unumwunden zu: „Die Jungs schaffen das.“ Den fehlenden Punkt zum Klassenerhalt muss die Elf aus dem Breisgau nun am Samstag gegen Augsburg einfahren. „Das wäre dann für uns wie eine kleine deutsche Meisterschaft“, sagte der Sportdirektor der Freiburger, Jochen Saier. Am Niederrhein gab es für die Freiburger auch diesmal wieder nichts zu holen: Seit 23 Jahren warten die Badener nun schon auf einen Sieg in Gladbach.
Die Gastgeber, die anfangs, aufgeschreckt durch die erste Gästechance von Nils Petersen, noch etwas fahrig und unentschlossen wirkten, hatten die Partie fortan im Griff. Freiburg war zwar der erwartet unbequeme Gegner, doch im Gegensatz zu manchen anderen frustrierenden Vorstellungen im Borussia-Park entledigten sich die Fohlen ihrer Aufgabe trotz des Fehlens eineer hochkarätigen Achse (Stindl, Vestergaard, Kramer und Zakaria) diesmal mit viel Schwung, gelegentlich aufblitzendem Spielwitz und Einsatzfreude.
Die Tore durch Hazard (18.), Elvedi (57.) und Drmic (64.) waren fein heraus gespielt, und auch der Gegentreffer von Kleindienst (59.) warf die Gastgeber nicht aus der Bahn. Ginter und Raffael, die nur die Latte trafen, hätten sogar noch das schlechte Torverhältnis aufpolieren können. Die gute Stimmung im Stadion bei der Abschiedsvorstellung der Niederrhein-Elf 2017/2018 kann allerdings nicht vom wechselhaften Verlauf der Jubiläumssaison ablenken, in der alle Beteiligten des Unternehmens Borussia ein Wechselbad der Gefühle erlebten.
Für Cheftrainer Dieter Hecking war es gar „die reinste Achterbahnfahrt“. „Unsere Anhänger haben einiges mitgemacht. Aber wir sind noch nicht fertig. Auch wenn wir es nicht mehr in der eigenen Hand haben, wollen wir unser Möglichstes tun. Jetzt noch den Sprung nach Europa zu schaffen, wäre das Tüpfelchen auf dem I.“ An der Ausrichtung des Traditionsklubs, den Kader nach Saisonschluss intensiv zu durchleuchten, neue Impulse zu setzen und einen klaren Umbruch in die Wege zu leiten, wird auch der Tabellenstand in einer Woche wenig ändern. Priorität hat auf jeden Fall die Suche nach einer Verstärkung im Angriff, nach einem Stürmer der Extraklasse.
Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass die Vereinsspitze selbst vor unpopulären Maßnahmen nicht Halt machen und sich möglicherweise von dem einen oder anderen Spieler trennen wird. So stimmt es schon bedenklich, dass ein Profi wie Vincenzo Grifo, für den die Gladbacher zu Saisonbeginn satte sechs Millionen Euro nach Freiburg überwiesen, bis dato keine wesentliche Rolle im Konzept des Trainerstabs spielte.
Einfach wird es sicherlich nicht, denn das Gros des Personals hat langfristige Verträge. Abzuwarten bleibt auch, was die Fußball-WM in Russland mit den Gladbacher WM-Fahrern macht. Ein junger Offensivspieler wie der Belgier Thorgan Hazard ist für internationale Beobachter immer interessant.
„Es wird auf jeden Fall ein heißer Sommer“, mutmaßt Gladbachs Sportdirektor Max Eberl. Am Samstag war der Macher im Borussia Park aber erst einmal froh, dass die letzte Vorstellung der Fohlen im heimischen Stadion so harmonisch über die Bühne gegangen ist: „Es war nicht immer einfach in dieser Saison, aber man hat gesehen, was in diesem Stadion möglich ist.“