Borussia Mönchengladbach Stindl muss operiert werden und fehlt Gladbach monatelang
Mönchengladbach. Max Eberl befürchtete schon Minuten nach dem schwer erkämpften 1:1 beim FC Schalke 04 Böses. Freunde hatten ihm ein furchterregendes Bild auf das Handy gesendet. Von Lars Stindls Fuß, der fälschlich und schmerzhaft für Stindl und Betrachter im 90-Grad-Winkel zum Unterschenkel stand. Und noch als Stindl schon aus einem Schalker Krankenhaus mit einem ausgeschlossenen Bruch zurückgekehrt war, sagte Eberl: „Der Fuß ist wirklich sehr, sehr dick angeschwollen.“
Am Sonntagmittag bestätigte eine Kernspin-Diagnose all diese schlechten Gedanken: Borussia Mönchengladbachs 29 Jahre alter Kapitän hatte sich im Zweikampf mit Timo Kehrer einen Riss des Syndesmosebandes und eine schwere Kapsel- und Bandverletzung im linken Sprunggelenk zugezogen. Stindl muss operiert werden, für den Nationalspieler ist damit nicht nur die Saison beendet, sondern auch der Traum von einer WM-Teilnahme vorbei. Ein Traum, der beileibe nicht unrealistisch war, weil der ehemalige Hannoveraner nach langen Wochen des Formtiefs zuletzt wieder besser wurde und noch dazu das DFB-Team im Sommer 2017 zum Confed-Cup-Sieg geschossen hatte. Löw ist da für gewöhnlich durchaus dankbar. Jetzt aber hat der Bundestrainer ein Problem, weil Effizienz-Spieler wie eben Stindl oder Hoffenheims Serge Gnabry als Alternativen für den russischen Sommer vom 14. Juni bis zum 15. Juli ausfallen. Auch Jerome Boateng muss wie Manuel Neuer bangen.
„Das ist eine Katastrophe“, sagte Gladbachs Trainer Dieter Hecking, bei Stindl selbst war der Frust wenig überraschend gewaltig: „Zum einen kann ich der Mannschaft jetzt nicht im wichtigen Saisonfinale helfen, zum anderen ist es sehr bitter, dass damit auch mein WM-Traum geplatzt ist.“ Er, der in elf Länderspielen bislang vier Tore erzielte, hatte sich die gleiche Verletzung bereits 2012 in Hannover zugezogen. Seinerzeit fiel er vier Monate lang aus, was heißen würde, dass er nicht nur die Sommervorbereitung, sondern auch den Saisonstart 2018/19 verpassen würde. So war es dann im Rückblick mitsamt den in Gelsenkirchen erarbeiteten Gelbsperren von Zakaria, Vestergaard und Kramer für das kommende Heimspiel gegen den SC Freiburg dann doch ein eher elendiger Nachmittag für die Fohlen-Elf.
Nicht wenige wunderten sich, warum die Gladbacher Verantwortlichen das anders sahen. Trotz einer fast 80-minütigen Überzahl und 1:0-Führung nach einem graziös herausgespielten Tor über Zakaria (erkämpft), Hazard (ein Traumpass, seine fast einzige gute Szene), Stindl (uneigennützig quer gelegt) und Raffael (vollendet seinen neunten Treffer) gelang es einer spielstarken Elf nicht, den Anspruch zu erfüllen, die letzten vier Spiele „alle zu gewinnen“, wie Eberl das vor dem 3:0 gegen Wolfsburg formuliert hatte. Noch in der ersten Halbzeit sah es nach möglicher Mini-Serie im Kampf um den Europa-League-Platz aus, weil Gladbach richtig gut in die Breite spielte, die verbliebenen zehn Schalker laufen ließ — und dann Nadelstiche setzte. Überzahlspiel aus dem Lehrbuch.
Nach der Pause aber war das: viel weniger. „Wir wollten zu schnell Entscheidendes“, analysierte Trainer Dieter Hecking richtig, „haben die Bälle zu schnell in die Halbpositionen nach vorne gespielt, obwohl die noch gar nicht besetzt waren.“ So habe man Schalke aufgebaut, zudem, lobte Hecking, habe Tedesco taktisch glänzend dirigiert. In der Tat: Mit der Kampfkraft und Defensivstruktur der Gastgeber kam Gladbach gar nicht mehr zurecht, am Ende war Eberl deshalb zufrieden. Man habe ja „einen Punkt und drei Tore auf Frankfurt aufgeholt“ — den Bayern sei Dank. Für das Protokoll: Hecking hätte den Handelfmeter für Schalke „nicht gegeben“. Aber das verbuchten die Gladbacher als nur eine von so vielen Video-Schiedsrichter—Kuriositäten.