Das große Derby-Chaos - Köln-Fans stürmen Gladbach-Rasen

Ausschreitungen Kölns Fans stürmen nach der 0:1-Niederlage in Mönchengladbach den Rasen. Nun droht ein Geisterspiel.

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Mönchengladbach. Kevin Vogt schlug mit der Faust vor die Tür, Slawomir Peszko fluchte nicht zitierbare Worte auf Polnisch. Die Nerven lagen blank, als die Spieler des 1. FC Köln nach dem Fußball-Derby bei Borussia Mönchengladbach an den Journalisten vorbei in die Kabine gingen.

Dabei war es noch nicht mal so sehr das unglückliche 0:1 in der Nachspielzeit, das die Kölner aufregte. Es waren ihre eigenen Fans, die den letzten Minuten des Karnevalsduells aus Gästesicht die Krone aufgesetzt hatten.

Bereits während des Spiels hatten sie Bengalische Feuer, Böller und Leuchtraketen gezündet. Nach Abpfiff stürmten dann rund 30 vermummte Kölner in Maleranzügen den Rasen und wollten zur Heimkurve. Erst als die draußen positionierte Polizei ins Stadion kam, drehten die Kölner um — und lieferten sich mit Polizei, Ordnern und ebenfalls in den Innenraum gesprungenen Borussia-Fans eine wüste Schlägerei. Zwei der Kölner wurden vorübergehend festgenommen, von mehreren anderen FC-Fans hätten die Beamten die Personalien festgestellt.

Es war gekommen, wie es viele erwartet hatten. Zu groß scheint der Hass zwischen den Fangruppen, zu viele Vorkommnisse wie Überfälle an Bahnhöfen hatten die Begegnung in den vergangenen Monaten angeheizt. Auch beim Hinspiel, als Mönchengladbacher hinter der Kölner Südtribüne aufgetaucht waren, hatten die Fangruppen aufeinander eingeschlagen.

FC-Manager Jörg Schmadtke musste mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Ernüchterung feststellen, dass er sich seinen Gang zum Gästeblock in der Halbzeit hätte sparen können. Da sei niemand mehr mit Worten zu erreichen, sagte Schmadtke und sprach von einem „indiskutablen Auftreten“.

Seinem Verein, der nach diversen Vorkommnissen in der Vergangenheit auf Bewährung ist, drohe nun eine „deutliche Strafe“: eine Sperre der Südkurve oder gar ein Geisterspiel sind in der Diskussion. Das wird auch die Distanzierung in der Stellungnahme, die die Kölner umgehend veröffentlichten, nicht verhindern können. Sein Gladbacher Kollege Max Eberl verglich die Kölner Fans gar mit „wilden Tieren“ und forderte notfalls Gefängnisstrafen. Kölns Torwart Timo Horn war besonnener: „Die Fangemeinschaft muss eine Lösung finden.“ Wie die allerdings aussehen soll, weiß niemand. Einmal mehr nicht.