Gladbachs Eberl und Kölns Schmadtke: Zwei Freunde unter Rivalen
Die Manager Max Eberl und Jörg Schmadtke über ihr Verhältnis, neue Fußball-Trends und das anstehende Derby zwischen Mönchengladbach und Köln.
Mönchengladbach. Am Samstag um 15.30 Uhr kommt es zum Derby zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln. Beide Vereine verbindet Geschichte und Abneigung, keiner aber wäre wohl das, was er ist, ohne den anderen. Eine Annäherung über die Manager Max Eberl und Jörg Schmadtke.
Vor 16 Jahren kreuzten sich ihre Wege. Jörg Schmadtke — eigentlich als dritter Torhüter verpflichtet — wurde Ende 1998 Co-Trainer des damaligen Gladbacher Trainers Rainer Bonhof, der kampfstarke Außenverteidiger Eberl kam im Januar 1999 aus Fürth zur Borussia. „Der Max war ein Guter, ein ehrlicher Spieler, auf ihn konnten wir uns immer verlassen“, sagt Schmadtke. Eberl sagt: „Wir haben uns schnell gut verstanden. Und das ist bis heute so geblieben.“
Wie eng ist ihr Verhältnis heute? „Das ist schon relativ eng“, sagt Schmadtke. „Ich habe nicht zu vielen Kollegen ein solches Verhältnis.“ „Da holt man sich auch schon einmal einen Rat“, sagt Eberl. Ist das schon Freundschaft? „Es geht auf jeden Fall in diese Richtung“, sagt Schmadtke. Eberl lächelt. Und nickt.
Eberl wusste früh, dass er im Management eines Fußball-Clubs arbeiten will. Sein Abitur machte er mit den Schwerpunkten Sport und Wirtschaft, er schloss ein Studium an. Und als er 2002 das erste Mal gefragt wurde, ob er nach der Karriere nicht in die Jugendarbeit einsteigen wolle, war sein Weg vorgezeichnet. 2005 wurde Eberl Nachwuchskoordinator, „die Jugendarbeit war die beste Lehrzeit, die ich haben konnte“.
Ende 2008 wurde er Manager der Borussia. „Ich hatte klare Ideen, wie man Gladbach wieder auf die Bahn bringen könnte.“ Bei Schmadtke, der BWL studiert hat, ist „das eher zufällig gewesen“, wie er sagt. Nach seiner Arbeit als Co-Trainer in Gladbach arbeitete er bei einem Unternehmen für Sportstättenbau — und bewarb sich 2001 auf eine Anzeige im „Kicker“, mit der Alemannia Aachen einen neuen Sportdirektor suchte. „Mein Weg in den Manager-Bereich ist daraus entsprungen, dass man in Aachen einen Weg gegangen ist, den man in der Welt so vielleicht nicht wiederfindet“, sagt er. Schmadtke überzeugte die Alemannia-Verantwortlichen mit seinem Konzept, wurde 2001 Manager, blieb sieben Jahre. Danach arbeitete er in Hannover, bevor er 2013 nach Köln ging.
Bei Schmadtke und Kölns Trainer Peter Stöger hat es „auf Anhieb sehr gut geklappt“. Sagt Schmadtke. Obwohl Stöger schon da war, als Schmadtke kam. Im Normalfall, so ist das im Fußball-Geschäft, holt der Manager den Trainer. „Ich finde das nicht so entscheidend“, so Schmadtke. „Es ist ja unser Job, sich auf Menschen einzustellen.“ Zusammen sind sie beim FC die Köpfe für neue Kontinuität. „Vielleicht ist in Köln die Zeit für Typen wie Peter Stöger und mich reif gewesen“. Eberl hat Lucien Favre geholt, als die Borussia kurz vor dem Abstieg stand. Am Ende aber ging sein Plan hervorragend auf, Favre hielt die Klasse und entwickelte Gladbach zum Champions-League-Aspiranten. „Dass das so sensationell klappen würde, konnte vorher keiner wissen“, sagt Eberl. „Für uns war das ein echter Glücksfall.“
Verantwortlich dafür sind in erster Linie die Scouts der Vereine — dieser Bereich ist bei beiden Clubs noch so etwas wie ein Betriebsgeheimnis. „Ein paar auf Honorarbasis, ein paar Festangestellte“, sagt Schmadtke auf die Frage, wie viele Scouts der FC weltweit beschäftige. Und Eberl sagt: „Der Scouting-Bereich ist der, der von den Medien und anderen Klubs am wenigsten durchdrungen ist.“ Und wenn man einen Spieler schon länger auf dem Schirm hat, früher mit ihm sprechen kann, „dann kann das ein sehr, sehr wichtiger Faktor sein.“
Die Meinung, ein Club müsse zu Hause eine Macht sein, sei „Denken von vorgestern“, sagt Schmadtke, der auch gesteht, dass der FC „zu wenig“ Heimpunkte gesammelt hat. Aber: „Die Dinge drehen sich.“ Auswärts habe ein Team eben viel größere Räume, „da tun sich viele Mannschaften einfach leichter“. Eberl sieht das ähnlich — obwohl sein Verein in der Heimtabelle guter Fünfter ist: „Zu Hause gewinnen, auswärts einen Punkt holen, um Meister zu werden — diesen Automatismus gibt es nicht mehr.“
Die Rivalität zwischen den beiden Klubs ist alt, und sie wird nicht kleiner. „Wenn sich ein Spieler einmal für Köln oder Gladbach entschieden hat, dann ist es schwer vorstellbar, dass ein weiterer Transfer zum konkurrierenden Verein möglich ist“, sagt Eberl. Morgen treffen die Clubs aufeinander, „und dass das Spiel nicht eins von 34 ist, das gibt die Geschichte schon her“, sagt Gladbachs Manager. „Die Duelle mit Köln sind besonders.“ Das sieht auch Schmadtke so. „Am Ende wird es ein Kampfspiel werden“, sagt er. „So wie Derbys eben häufig sind.“