Der Leise-Sprecher Lucien Favre

Der Trainer von Borussia Mönchengladbach ist zurückhaltender als die Konkurrenten. Und erfolgreicher.

Mönchengladbach. Gelassen bleiben. Die Nerven behalten. Nichts scheint wichtiger im Überlebenskampf der Fußball-Bundesliga, als mit klarem Kopf das Finale zu bestreiten. Doch auf diesen Punktsieg gegenüber der Konkurrenz aus Wolfsburg und Frankfurt verzichtet Lucien Favre gerne. Gladbachs Trainer ist zwar die Ruhe selbst. Dennoch sagt er unmissverständlich vor dem Spiel am Samstag beim Hamburger SV (15.30 Uhr): „Wir müssen drei Punkte erreichen.“

In Wolfsburg hingegen hat Trainer Felix Magath seine Spieler in Sippenhaft genommen. Der Trainer-Manager hat seinen Profis Post geschickt. Der Inhalt: Auch bei einem Abstieg verlängert sich der Vertrag. Die Devise: mitgehangen, mitgefangen. Und in Frankfurt stellt Christoph Daum wie gewohnt seine Person in den Mittelpunkt, wenn er sagt: „Besser kann man nicht arbeiten, als wir es in den letzten Wochen getan haben.“ Gefehlt hätten nur die Resultate.

So kann Borussia Mönchengladbach zumindest einen psychologischen Punkt im Dreikampf mit Wolfsburg und Frankfurt verbuchen. Nach zuletzt drei Siegen in Folge steht die Mannschaft erstmals seit dem 17. Oktober nicht mehr auf einem direkten Abstiegsplatz. Dabei schien Gladbachs Abstieg vor Wochen besiegelt.

Lucien Favre war im Februar angetreten, Gladbach zu retten. Eine Herkulesaufgabe, die der Schweizer mit einer Leichtigkeit zu lösen scheint, die gleichermaßen die Konkurrenz beeindruckt und für viele als Rätsel erscheint. Favre gibt allerdings nicht den branchenüblichen Retter im Abstiegskampf. Vielmehr vermittelt er der Mannschaft eine neue moderne Spielidee. Statt Kampf, Einsatz, Wille und Biss lauten Favres Maxime Laufstärke, Balleroberung, Überzahl, wenig Fouls.

Solche gravierenden Veränderungen im Innenleben einer Mannschaft benötigen Zeit. Nun scheint sich der Erfolg auch nachhaltig einzustellen. War die Mannschaft unter Favres Vorgänger Michael Frontzeck eher chaotisch, hat Favre sie um Strategie bereichert und damit das Chaos besiegt. In den elf Spielen mit Favre senkte sich der Gegentor-Schnitt von 2,73 auf 0,73 pro Spiel. Diese Maßnahmen stützte Favre mit personelle Änderungen — allesamt Volltreffer. Tony Jantschke löste auf der rechten Abwehrseite Tobias Levels ab. Ins Tor stellte Favre den mittlerweile 19 Jahre alten Marc-André ter Stegen.

Gleichwohl weiß Favre, dass alle Neuerungen nichts mehr wert sind, wenn Gladbach in Hamburg zum dritten Mal nach 1999 und 2007 in die 2. Liga absteigt.