Ein emotionaler Abschied
Marc-André ter Stegen bestritt sein letztes Spiel für Mönchengladbach im Borussia-Park. Dank des 3:1-Siegs gegen Mainz hat der VfL nun ein Endpsiel um Platz fünf - und auch die Chance auf die Champions League gewahrt.
Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach hat am vorletzten Spieltag der Fußball-Bundesliga einen 3:1 (1:0)-Heimtriumph gegen den FSV Mainz 05 feiern können. Der Mannschaft von Trainer Lucien Favre ist damit Platz sechs und die Playoff-Runde zur Europa League nicht mehr zu nehmen. Die Borussen können sogar zum Liga-Finale mit einem Sieg in Wolfsburg auf Platz fünf klettern und so die direkte Qualifikation für Europa schaffen. Sollte dazu Leverkusen daheim gegen Bremen verlieren, ist für Gladbach auch Platz vier und die Champions-League-Qualifikationsrunde noch möglich.
Schon vor dem Anpfiff flossen die Tränen bei Marc-André ter Stegen. Das 21 Jahre alte Torhüterjuwel von Borussia Mönchengladbach wurde von Präsident Rolf Königs und zehntausenden Fans offiziell verabschiedet. Ter Stegen wechselt ab dem 1. Juli zum FC Barcelona. Ter Stegen ließ seinen Emotionen freien Lauf. Bilder, die zahlreichen Beobachtern unter die Haut gingen. Währen des Spiels konzentrierte sich ter Stegen dann trotz aller Gefühle auf seinen Job — und lieferte eine bemerkenswerte Leistung samt starken Paraden ab. Nach dem Schlusspfiff fließen dann erneut Tränen bei ter Stegen. Die Nordkurve, der gesamte Borussia-Park verabschiedet sich von dem Eigengewächs. Der stimmt per Stadionmikro die Humba an, singt „Gladbach ist der geilste Klub der Welt“ und klettert schließlich über den Zaun zu den VfL-Treuen in der Nordkurve. „Das sind sehr emotionale Momente gewesen. Das werde ich nie vergessen“, so ter Stegen später.
Neben Marc-André ter Stegen als starker Rückhalt zeichnete sich Stürmer Max Kruse aus. Enorm fleißig, sehr agil, erarbeitete und erspielte sich der 26-Jährige die Torchancen. Das 1:0 durch Stranzl leitet er mit seiner scharfen Flanke auf Dominguez ein, das 2:0 gelingt Kruse mit einem sehenswerten Schuss selbst. Das 3:1 legt er Kramer gekonnt auf. Keine Frage, Kruse hat eine starke Bewerbung an Bundestrainer Joachim Löw in Sachen WM-Nominierung geschickt. Nach Spielschluss sagte der Angreifer: „Wichtig war heute einfach, dass wir das Ding gewonnen haben. Wir haben uns nach dem 2:0 wieder etwas zu weit hinten reinfallen und den Gegner kommen lassen. Der Anschlusstreffer war unnötig, aber wir haben heute glücklicherweise unsere wenigen Chancen, die wir hatten, genutzt. Deswegen sind wir als verdienter Sieger vom Platz gegangen. Es war aber auch schön, dass wir Marc diesen schönen Abschluss ermöglicht haben. Wir haben schon vor der Schalke-Partie gesagt, dass wir Fünfter werden können, wenn wir unsere Hausaufgaben erledigen. Jetzt haben wir es mit einem Sieg in Wolfsburg in der Hand, diesen Platz zu erreichen.“
Es lief die 34. Spielminute, als den Fans in beiden Lagern für einen kurzen Augenblick gebannt der Atem stockte: Nach einer Flanke der Mainzer war VfL-Verteidiger Julian Korb in letzter Sekunde reingegrätscht und wollte den Ball vor dem einschussbereiten Choupo-Moting klären. Das gelang Korb, doch er traf den Ball zunächst so, dass dieser überraschend gegen den Laufweg von Schlussmann ter Stegen Richtung Torlinie driftete. Die Entstehungsgeschichte eines Eigentores? Mit Nichten — Jorb reagierte noch einmal schnell und klärte in letzter Sekunde vor der Linie und dem Mainzer Geis. Im Anschluss Durchatmen bei allen Beteiligten.
Die 54.010 Zuschauer im ausverkauften Borussia-Park bekamen zunächst eine alles andere als unterhaltsame Partie geboten. Die Mainzer überraschten Gladbach mit einer Art Fünferkette vor dem eigenen Tor, machten die Räume extrem eng, so dass Borussias Kombinationsspiel nicht ins Rollen kam. Mit der ersten guten Aktion gingen die Hausherren dann aber doch in Führung. Nach Flanke Kruse legte Dominguez seinem Abwehr-Kollegen Stranzl per Kopf den Ball perfekt auf — und Stranzl (22.) nickte ein. In der 28. Minute hätte Kruse nachlegen könnte, doch im rutschte der Ball über den Schlappen. In der 35. Minute dann die Mainzer: Doch Bungert verzog knapp. Fünf Minuten später war Kramer durch, doch Keeper Karius ist wach. Den Mainzer Ausgleich verhinderte auf der anderen Seite der starke ter Stegen. Seine Parade (45.) nach Soto-Kopfball war überragend. In Durchgang zwei verhinderte erneut ter Stegen den Ausgleich. Mit einem sensationellen Reflex parierte er einen Soto-Schuss. Die Parade vergoldet im Gegenzug Kruse, der mit einen Distanzschuss auf 2:0 (54.) erhöhte. Pech für Gladbach, als Herrmanns Kopfball dann an die Latte klatschte. Statt 3:0 hieß es kurz darauf 2:1. Choupo-Moting (65.) verkürzte per Kopf. Die Entscheidung durch Kramer, der nach Kruse-Pass auf 3:1 (77.) erhöhte und den Borussia-Park zum Beben brachte.