Weinzierl erleichtert Ende der Tristesse: Schalke meldet sich zurück
Gelsenkirchen (dpa) - So entspannt war Markus Weinzierl lange nicht. Der kuriose 4:0 (0:0)-Kantersieg über Borussia Mönchengladbach vertrieb die Sorgen der vergangenen Tage.
„Es ist eine riesige Last von unseren Schultern gefallen“, kommentierte der Schalke-Coach das vorläufige Ende der Talfahrt mit zuletzt fünf Bundesliga-Niederlagen in Serie.
Das Ende der Tristesse wurde von den Fans stürmisch bejubelt. Manager Christian Heidel wirkte bei aller Freude über den Befreiungsschlag jedoch weniger euphorisch als der königsblaue Anhang: „Heute hatte ich das Gefühl, das war Männerfußball. Ob das jetzt ein Grund ist, eine Prozession durch die Stadt zu machen, bezweifele ich.“
Immerhin bewahrt der erste Saisonsieg den Revierclub in der Länderspielpause vor weiteren Diskussionen über die Arbeit des Trainers oder vermeintliche Fehleinkäufe. Der wachsenden Unruhe zum Trotz zeigte das Team um den zweifachen Torschützen Breel Embolo (56./83.) eine bemerkenswerte Reaktion. Weinzierl verspürte tiefe Dankbarkeit: „Ich muss der Mannschaft ein großes Lob aussprechen. Es ist keinesfalls eine Selbstverständlichkeit, dass man unter solchem Druck 4:0 gegen Mönchengladbach gewinnt.“ Ähnlich sah es Torschütze Eric Maxim Choupo-Moting (52./Foulelfmeter): „Es war definitiv ein Ausrufezeichen.“
Es passte ins Bild einer Trendwende, dass der zuletzt in die Kritik geratene Embolo als Matchwinner gefeiert wurde. „Er war wie ein Sinnbild für die Mannschaft, er wollte unbedingt“, schwärmte Weinzierl. Die ersten Bundesligatore des 21 Millionen Euro teuren Schweizer Nationalspielers erfreuten vor allem Manager Heidel, der schon vorher um Geduld geworben hatte: „Man darf nicht vergessen, dass er erst 19 Jahre alt ist. Dennoch erwarten die Leute, dass er an der Spitze der Torjägerliste steht. Doch er wird nicht jeden Ball in den Winkel schießen, er wird weiterhin Bälle verstolpern.“
Wie Heidel nutzte auch Embolo die Gunst der Stunde, um sich zu der zuletzt schwindenden Wertschätzung zu äußern: „Ich habe das noch nie erlebt, das war für mich völlig neu. Aber die Mannschaft stand hinter mir, und der Trainer hat mir viel Vertrauen gegeben.“
Die Schalker tun gut daran, den überraschend deutlichen Sieg nicht überzubewerten. Schließlich kam er auf ungewöhnliche Art und Weise zustande. Gerade als sich die bis dahin besseren Gladbacher zu Beginn der zweite Halbzeit anschickten, in Führung zu gehen, schlug der Gegner binnen sieben Minuten drei Mal zu. Begünstigt durch eine diskussionswürdige Entscheidung von Schiedsrichter Sascha Stegemann (Niederkassel), der nach einem Zweikampf von Ibrahima Traoré mit Choupo-Moting auf Strafstoß entschied, stellte der Revierclub das Spielgeschehen mit den Toren von Choupo-Moting, Embolo und Leon Goretzka (58.) auf den Kopf.
„Wir waren eigentlich die Mannschaft, die Fußball spielt. Aber Schalke hat die Tore gemacht. Das war der Unterschied“, klagte Gäste-Coach André Schubert. Obwohl die Borussia 72 Prozent Ballbesitz hatte und 56 Prozent der Zweikämpfe gewann, gab es lange Gesichter. Manager Max Eberl schüttelte ungläubig den Kopf: „Das ist ärgerlich. Du hast sie eigentlich im Würgegriff und dann passiert das, was passiert ist. Manchmal ist im Fußball nicht alles erklärbar.“
Borussias Problem bleibt die chronische Auswärtsschwäche. In den vergangenen 14 Bundesliga-Gastspielen gab es nur einen Sieg. „Mir fällt dazu keine Begründung ein. Vielleicht ist es Zufall, dass es immer auswärts so ist“, kommentierte Christoph Kramer den anhaltenden Trend. Am Ende schien der Weltmeister ähnlich ratlos wie Manager Eberl: „Gegen Schalke haben wir es eigentlich vernünftig gemacht. Aber das hört sich immer scheiße an, wenn man 0:4 verliert.“