2. Liga Ex-Gladbach Trainer Hecking erhält Einjahresvertrag beim HSV

Hamburg · Fußball-Zweitligist Hamburger SV hat seinen neuen Trainer Dieter Hecking mit einem Einjahresvertrag ausgestattet. Sollte der Aufstieg gelingen, werde sich der Kontrakt automatisch verlängern, teilte Sportvorstand Jonas Boldt am Mittwoch bei der offiziellen Vorstellung von Hecking mit.

Foto: dpa/Markus Scholz

Der 54-Jährige tritt die Nachfolge von Hannes Wolf an, der nach der verpassten Bundesliga-Rückkehr den Club schon nach sieben Monaten verlassen musste.

Hecking trainierte zuletzt zweieinhalb Jahre lang Borussia Mönchengladbach. Trotz Platz fünf und dem Erreichen der Europa League hatte der Bundesligist schon früh in der Rückrunde entschieden, sich von ihm am Saisonende zu trennen.

Der Hamburger SV hat seinen Wunschtrainer bekommen. Dieter Hecking soll den Traditionsclub endlich zurück in die Bundesliga führen. Der 54-Jährige will erst einmal Ruhe in den verunsicherten Verein bringen. Erste Aufgabe: eine Mannschaft zusammenstellen.

Als Kind war er Fan des Hamburger SV, nun ist Dieter Hecking im gesetzten Trainer-Alter der neue Hoffnungsträger des strauchelnden Traditionsclubs. „Es hat mich immer zum HSV hingezogen. Und jetzt bin ich Cheftrainer dieses Vereins. Es ist nach wie vor ein toller Verein, der gerade aber im Sturm ist“, sagte der 54-Jährige am Mittwoch bei seiner offiziellen Vorstellung. Genau deshalb wurde er aber geholt: „Ein bisschen Ruhe reinbringen, hoffentlich den Erfolg zurückbringen. Das sind die Hauptaugenmerke, die wir jetzt angehen werden“, beschrieb er seine Aufgabe. Er sei „wirklich sehr, sehr glücklich, hier Cheftrainer zu sein“.

Hecking nimmt auf einem der unbequemsten Trainerstühle im deutschen Profi-Fußball Platz. Seit Anfang 2018 ist er bereits der fünfte Coach, der dem einstigen Bundesliga-Dino wieder Leben einhauchen soll. „Ich glaube, dass jeder meiner Vorgänger versucht hat, das Optimale hier rauszuholen“, meinte Hecking. „Dass das nicht gelungen ist, steht mir nicht zu, das zu bewerten.“

Immerhin war der HSV schlau genug, ihn statt mit einem üblichen Zweijahres- mit einem Einjahresvertrag auszustatten. Nur bei einer Bundesliga-Rückkehr werde sich der Kontrakt automatisch verlängern, sagte Sportvorstand Jonas Boldt. Eine weitere Strafrunde in der 2. Bundesliga würde den finanziell klammen HSV schwer in die Bredouille bringen.

Hecking galt als Favorit des mächtigen HSV-Vorstandschefs Bernd Hoffmann. Und auch der noch frische Sportvorstand Boldt hatte bei seiner Vorstellung am vergangenen Freitag Sympathie für den erfahrenen Fußball-Lehrer gezeigt.

„Wir freuen sehr, dass es uns gelungen ist, relativ schnell unseren Wunschkandidaten zu verpflichten“, sagte Boldt über seine erste bedeutsame Amtshandlung. „Ich glaube, es ist keine Selbstverständlichkeit, dass sich Dieter als renommierter Bundesliga-Trainer, der gerade noch mit Borussia Mönchengladbach die Europa League erreicht hat, zum HSV bekannt hat.“

Hecking kommt zu einem verunsicherten Club. Nach dem verpassten Aufstieg des HSV verlor sein 16 Jahre jüngerer Vorgänger Hannes Wolf schon nach sieben Monaten zum Saisonende seinen Job. Ende vergangener Woche wurde auch Sportvorstand Ralf Becker als weiterer Verantwortlicher für den Nicht-Erfolg ausgemacht und musste nach nicht einmal einem Jahr gehen. Kurz vor dessen Abgang hatte sich Hecking noch mit Becker bereits getroffen.

Dass man sogar bei Erfolg einen Verein verlassen muss, hat Hecking in der gerade abgelaufenen Saison selbst erlebt. Nach zweieinhalb Jahren bei Borussia Mönchengladbach musste er ein Jahr vor Vertragsende seinen Posten räumen. Trotz Platz fünf und dem Erreichen der Europa League hatte der Bundesligist schon früh in der Rückrunde entschieden, sich von ihm am Saisonende zu trennen. „Über das Ende war ich nicht glücklich“, gestand er.

Hecking bewies in der Vergangenheit, dass er kriselnde Mannschaften wieder aufbauen und zu Erfolgen führen kann. Sein größter Sieg als Trainer war der Gewinn des DFB-Pokals 2015 mit dem VfL Wolfsburg im Finale gegen Borussia Dortmund. Doch an Titel braucht er beim HSV derzeit kaum zu denken. „Es ist der Reiz, nicht wieder das zu machen, was man so oder so machen könnte, sondern was zu machen, was aus der Reihe fällt“, beschrieb er seine Motivation, dennoch zum HSV in die 2. Bundesliga zu gehen. „Das ist mir lieber als Beamtenfußball, wo ich nur verwalte. Hier kann ich gestalten.“ Seine erste Aufgabe wird nun sein, eine neue Mannschaft zu gestalten.

(dpa)