Familie Hohlstein: Ein Leben im Gleichtakt
Synchronschwimmen: Die Schwestern Silke und Birte sowie Mutter Ingeborg waren bei der WM.
Willich. Acht Jahre alt war Silke Hohlstein-Terwesten. Da ging nach ihrem Schwimmtraining im Willicher Bad die Musik an. "Cavalleria Rusticana", das weiß die heute 44-Jährige noch ganz genau. Nur die Beine ragten aus dem Wasser, "die haben sich dann nach unten geschraubt, der gestreckte Fuß zog einen Wirbel nach sich", beschreibt sie den Eindruck, der bis heute ihren sportlichen Ehrgeiz prägt.
Sie entdeckte damals das Synchronschwimmen als Disziplin für sich und holte bei der diesjährigen Masters-WM im schwedischen Göteborg zwei Goldmedaillen in der Altersklasse 40 bis 49 (die WZ berichtete). Einmal im Einzel und einmal im Doppel, zusammen mit ihrer Schwester Birte Hohlstein-Janssen. 417 Synchronschwimmer waren bei der WM angetreten.
Nach dem Pflichtteil waren die beiden auf Platz 3, genau wie bei der WM 2006 in San Fransisco. "Dort wurden wir dann am Ende Vierte", sagt Silke Hohlstein-Terwesten. Die Enttäuschung ist ihr noch heute anzusehen. "Diesmal haben wir unsere Kür mit so vielen technischen Schwierigkeiten gespickt, wie es sonst nur im Leistungssport üblich sind."
Die beiden waren auch im Leistungssport erfolgreich, allerdings für Köln-Ossendorf, weil das Willicher Bad damals abgebrannt war. "Da schwammen wir in der Nationalmannschaft", erinnert sich Birte. Doch dann beendete ein schwerer Autounfall von Silke Hohlstein-Terwesten im Jahr 1992 die sportliche Karriere der Schwestern. Sie lag im künstlichen Koma, es bestand Gefahr, dass ihr Bein amputiert werden muss. Da erschien auch noch der Trainer im Krankenhaus und warf sie aus der Mannschaft. "Ich wollte sie bei ihrem Stolz packen", erinnert sich Birte Hohlstein-Janssen. Ein Therapie, die wirkte.
Gemeinsam trainieren sie die Synchronschwimm-Abteilung im Willicher SV und führen die Kinder dort auch in die Leistungsklassen. "Eigentlich sind wir schon Gewinner, wenn wir es zum Training schaffen. Schließlich haben wir zusammen sechs Kinder (jede drei, d.Red.). Acht bis zehn Stunden Training pro Woche müssen sein."
Mutter Ingeborg Hohlstein ist als Trainerin ebenfalls mit Synchronschwimmen beschäftigt. Arbeit gibt es im Verein schließlich genug: Von den 594 Mitglieder sind 40 Kindern allein in der Abteilung Synchronschwimmen.