Fohlenelf siegt in Mainz Gladbachs Joker ist die Wucht im Angriff
Mainz · Lange Zeit sah es so aus als müsste sich Borussia Mönchengladbach in Mainz mit einem Unentschieden begnügen. Doch die Fohlenelf scheint in dieser Saison offensiv mehr Optionen zu besitzen.
In regelmäßigen Abständen zogen am Samstag Nachmittag silbern glänzende Flugzeuge am strahlend blauen Himmel über das Mainzer Stadion hinweg. Ihr Ziel war klar - die Piloten wussten, dass sie in wenigen Minuten die Landebahn des Flughafens von Frankfurt am Main erreichen würden. Tief unter ihnen gewann gerade Borussia Mönchengladbach beim FSV Mainz 05 mit 3:1 (1:1). Doch wo Chef-Pilot Marco Rose mit seiner Mannschaft am Ende der Saison landen wird, lässt sich noch nicht absehen.
Zu hart war der Erfolg erarbeitet. "Der Sieg tut gut, aber wir haben etwas Glück gebraucht", sagte Torhüter Yann Sommer.
Glück, dass sein Gegenüber Florian Müller in der 77. Minute einen nicht sonderlich hart getretenen Freistoß von Alassane Pléa durch die Hände gleiten ließ. "Dieses 2:1 kam natürlich zu einem goldenen Zeitpunkt, weil das Spiel gerade verflachte", sagte Marco Rose. Gefühlt war dies der erste direkt verwandelte Freistoß seit der Zeit, als für solche Sachen noch Thomas Kastenmaier verantwortlich war. Ob Pléa nun zum neuen Gladbacher Freistoß-"Monster" wird, bleibt dahingestellt. Auf alle Fälle jedoch war der Franzose der Mann des Spiels. An allen drei Treffern war Pléa direkt beteiligt und das auf drei völlig verschiedene Arten.
Pléa überragend - Embolo effektiv
Den Ausgleich in der 31. Minute erzwang Pléa, als er energisch zum Kopfball hochstieg und so die Unordnung auslöste, welche Stefan Lainer nutzen konnte. Die Führung erzielte er mit dem erwähnten Freistoß selber und beim 3:1 nur zwei Minuten später schickte er Breel Embolo mit einem exakten Pass in die Tiefe allein auf Reisen. Darüber hinaus zeigte der 26-Jährige enormen Einsatz. Pléa lief die für einen Stürmer große Strecke von 10,14 Kilometern, er zog trotz der hohen Temperaturen 20 Sprints an, bestritt mit 34 Zweikämpfen so viele wie kein anderer und kam mit fünf Abschlüssen auch auf die meisten Torschüsse.
"Alassane hat eine sehr gute Vorbereitung absolviert. Er ist in richtig guter Verfassung und ich freue mich, dass er sich dafür heute belohnen konnte. Besonders in solch engen Spielen ist es natürlich wichtig, dass wir Spieler im Kader haben, die den Unterschied ausmachen können. Wir hatten da heute allerdings auch noch andere, die ihre Sache ebenso gut gemacht haben", meinte Rose.
Gemeint haben dürfte der Leipziger dabei zu allererst Breel Embolo. Der Angreifer kam nach etwas mehr als einer Stunde für den gleichfalls engagierten Marcus Thuram auf den Rasen und führte sich schnell prächtig ein. Zunächst holte Embolo den Freistoß zum 2:1 heraus, dann entschied er die Partie mit seinem 3:1. "Das war geil. Es macht zwar immer Spaß, Tore zu erzielen, aber heute war es ganz besonders schön, weil ich wusste, dass unser Sieg durch diesen Treffer sehr nah ist", sagte Embolo. Der Schweizer Nationalspieler wirkte in den Katakomben der Mainzer Arena wie befreit, er strahlte über das ganze Gesicht.
Kein Wunder, schließlich hat Embolo eine Saison zum Vergessen hinter sich. Zum einen lief es auf Schalke sportlich allgemein und für ihn wegen eines Fußbruchs überhaupt nicht. Im zweiten Anlauf soll nun alles besser werden.
"Ich bin nicht mehr so weit von meiner Bestform entfernt"
Schon vor drei Jahren nämlich wollte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl den in Kamerun geborenen Embolo verpflichten, der talentierte Stürmer vom FC Basel aber entschied sich seinerzeit für Schalke 04. So richtig glücklich wurde er dort jedoch nie, auch weil zwei schwere Verletzungen seine Entwicklung stoppten. Mit der nun vollzogenen Luftveränderung möchte er wieder zu seiner Klasse zurückfinden. Denn der 22-Jährige besitzt zweifelsohne enormes Potenzial und eine große Zukunft, wenn er denn von weiteren schwereren Verletzungen verschont bleibt.
Nach der nicht komplett absolvierten Vorbereitung ist Embolo derzeit noch Joker, sieht sich aber nah an der Start-Elf. "Ich bin nicht mehr so weit von meiner Bestform entfernt, ich hätte eventuell von Anfang an spielen können. Aber wir wollen ja eine breite Bank haben, sie kann den Unterschied ausmachen", sagte Embolo. In Mainz war genau dies der Fall. Als sich das Spiel einem trägen Unentschieden näherte, besaß die "Fohlenelf" just im gefährlichen Angriffszentrum die Wucht, um das Mehr an Punkten zu holen. Für Chef-Pilot Marco Rose lassen sich damit die größeren Flughäfen zumindest einmal ansteuern.