Furioses Saisonfinale in Mönchengladbach
Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach hat zum Finale der Fußball-Bundesliga gegen den FC Bayern München eine 3:4 (3:2)-Niederlage hinnehmen müssen. Das Wunder von der Last-Minute-Qualifikation für die Europa League blieb somit in Gladbach aus.
Die Fohlen-Elf, die dem Meister aus München vor allem in der ersten Halbzeit einen offenen Schlagabtausch lieferte, belegt nach dem 34. Spieltag mit 47 Punkten Rang acht in der Tabelle. Die Bayern haben noch am nächsten Samstag das Champions-League-Finale in London gegen Borussia Dortmund vor der Brust, eine Woche später steigt für die Münchner das DFB-Pokalfinale in Berlin gegen den VfB Stuttgart.
Der Moment des Spiels: Jupp Heynckes konnte seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Nach einem Gänsehaut-Abschied in seiner Geburts- und Heimatstadt Mönchengladbach ließ der Bayern-Trainer seinen Gefühlen freien Lauf. „Das ist ein sehr bewegender Moment für mich. Ich möchte mich bei allen Borussen-Fans ganz herzlich bedanken. Das zeigt mir, dass das meine Heimat ist“, sagte die 68 Jahre alte Fohlen-Legende nach seinem 1011. und letzten Auftritt in der Beletage des deutschen Fußballs. Heynckes erhielt im Presseraum des Borussia-Parks lang anhaltenden Applaus.
Den hatte zuvor in der Gladbacher Arena auch Mike bekommen. Der Stürmer, dessen Vertrag beim VfL Borussia nicht verlängert wird, wurde bei seiner Auswechslung in der 84. Minute mit lang anhaltendem Applaus und Sprechchören von den Fohlen-Fans gefeiert. Auch nach dem Spiel sagte Hanke noch einmal Servus — die Anhänger in der Nordkurve feierten den 29-Jährigen lautstark. Später sagte Hanke. „Das war sehr bewegend für mich. Das ist mir unter die Haut gegangen. Borussia, dieser Klub und die Fans, werden immer einen Platz in meinem Herzen haben.“
Der Spieler des Spiels: Er hat einfach das gewisse Etwas, dieser Frank Ribery. Bayerns Superstar zeigte sich im Borussia-Park in prächtiger Spiellaune und war mit Abstand bester Spieler auf dem Platz. Von der Gladbacher Defensive war der französische Nationalspieler zu fast keinem Zeitpunkt der Partie zu kontrollieren, immer wieder sorgte er mit seiner individuellen Qualität für Torraumszenen. Zwei Tore markierte Münchens Offensiv-Wirbler selbst, zwei weitere Treffer bereitete er vor. Keine Frage, Ribery hat bereits richtig Fahrt für das Champions-League-Finale aufgenommen.
Chronik des Spiels: Die Fohlen legten im ausverkauften Borussia-Park los wie schon lange nicht mehr, die VfL-Fans trauten ihren Augen nicht. Gleich mit der ersten gefährlichen Aktion gingen die Hausherren in Führung. Nach einem Freistoß von Arango köpfte Stranzl völlig ungestört zum 1:0 ein (4.). Nur eine Minute später bebte der Borussia-Park erneut. Nach einem dicken Bock von Bayerns Dante konnte Hanke (Vorarbeit Hrgota) auf 2:0 erhöhen. Die Bayern zeigten sich jedoch unbeeindruckt und schafften durch Martinez (7.) den 1:2-Anschluss. Drei Minuten später musste der Meister allerdings erneut einen Gegentreffer hinnehmen. Nordtveit schloss einen Gladbacher Konter zum 3:1 ab. Die Münchner Antwort ließ nicht auf sich warten — Ribery traf zum 2:3 (18.). In dem munteren Spielchen drückten die Bayern nun auf den Ausgleich, Borussia hatte Probleme, dem Druck standzuhalten. VfL-Torhüter ter Stegen geriet nun in den Mittelpunkt, zeigte eine starke Parade nach der anderen.
Auch in Durchgang zwei dominierte Bayern das Geschehen, die Mannschaft zeigte den Willen, die Partie noch komplett zu drehen. Was ihr auch gelingen sollte: Mit einem Traumtor nach Flanke von Philipp Lahm gelang Ribéry der Ausgleich. Er traf den Ball volley aus 20 Metern und erzielte das 3:3 (53.). Robben sorgte dann mit seinem Treffer aus kurzer Distanz zum 4:3 (60.) für die Entscheidung. Gladbach-Keeper ter Stegen verhinderte dann einen höheren Bayern-Triumph.
Stimmen zum Spiel:
Lucien Favre (Trainer Borussia Mönchengladbach): Es war ein schönes Spiel, ein Spektakel. Aber wir konnten leider nicht das hohe Tempo halten und haben verloren. Wir hatten zu viele technische Defizite. Wir haben vier Gegentore bekommen, weil wir den Ball nicht mehr halten konnten. Unsere Ballannahme ist zu mühevoll, wir haben Probleme, den Ball aus der Luft auf den Rasen zu holen. Das müssen wir abstellen. Mit der Saison müssen wir zufrieden sein. Borussia steckte zuletzt immer im Abstiegskampf, in der vergangenen Saison sind wir Vierter geworden, jetzt Achter. Es ist derzeit unmöglich für Gladbach, besser in der Tabelle dazustehen.
Jupp Heynckes (Trainer Bayern München): Es war ein gutes Spiel für den Saisonabschluss, interessant und spektakulär. Ich habe gemerkt, dass meine Mannschaft unbedingt gewinnen wollte. Die ersten zehn bis 15 Minuten sind natürlich nicht so abgelaufen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Wir haben uns überraschen lassen, waren nicht gut organisiert und hatten Abspielfehler. Vor der Pause hat die Mannschaft aber gezeigt, dass sie sich davon nicht hat beeindrucken lassen. Wir haben das Spiel langsam wieder in den Griff bekommen. In der Halbzeit habe ich ein paar Korrekturen vorgenommen. Dann haben wir wieder so gespielt, wie wir es in dieser Saison gewohnt sind. Nach dem 4:3 haben wir das Spiel souverän nach Hause gebracht. Der Abschied durch die Borussen-Fans war fantastisch. Das hat mir gezeigt, dass hier meine Heimat ist.
Statistik zum Spiel:
Borussia: ter Stegen - Jantschke, Stranzl, Brouwers, Wendt - Nordtveit, Xhaka — Herrmann (77. Younes), Arango — Hanke (84. de Jong), Hrgota (65. Rupp)
Bayern: Neuer - Lahm, Boateng, Dante, Alaba - Martinez, Schweinsteiger — Robben (81. Shaqiri), Müller (81. Pizarro), Ribery — Mandzukic (75. Gomez)
Tore: 1:0 Stranzl (4.), 2:0 Hanke (5.), 2:1 Martinez (7.), 3:1 Nordtveit (10.) , 3:2 Ribery (18.), 3:3 Ribery (53.), 3:4 Robben (59.)
Gelbe Karten: - / -
Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer (Herne)
Zuschauer: 54.010 (ausverkauft)