Gladbach im Soll - Fans verabschieden Liebling Hanke
Mönchengladbach (dpa) - Als Mike Hanke in der 84. Minute das Spielfeld verließ wurde es laut im voll besetzten Borussia-Park. Minutenlange Sprechchöre begleiteten den sympathischen Profi auf seinem letzten Weg im Trikot von Borussia Mönchengladbach.
„Ich musste mich zusammenreißen, dass ich nicht zu weinen anfange. Das war wirklich sehr ergreifend“, sagte Hanke nach seiner Abschiedsrede an die Fans vor der Nordkurve. Der Dank an Trainer Lucien Favre hingegen fiel nach seiner Auswechslung eher kühl aus. Der Schweizer Coach plant nicht mehr mit dem Publikumsliebling vom Borussia-Park.
Hanke wäre gerne in Gladbach geblieben, die Fans wollten ihn ohnehin. „Ich muss das erst mal sacken lassen. Für mich waren die letzten zwei, drei Monate super bewegend“, meinte der 29-Jährige. Seine Zukunft will er in den nächsten zwei Wochen klären. Doch so unmittelbar nach dem Spiel mit einem Tor zum Abschluss war der ehemaliger Nationalspieler noch aufgewühlt. „Ich bin natürlich überglücklich, dass ich noch mal ein Tor machen durfte und es genießen durfte, wie die Fans meinen Namen rufen. Das werde ich nie in meinem Leben vergessen.“
Auch Hankes Treffer reichte nicht, um die Bayern in die Knie zu zwingen. Mit Platz acht hat der Club aber ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt. Zumal das Pflichtprogramm auf 46 Spiele angewachsen ist - eine ungewohnte Belastung. „Es ist zurzeit unmöglich für Gladbach, besser in der Tabelle zu stehen“, sagte Favre.
Erstmals hatten die Borussen in der zweieinhalbjährigen Ära des Schweizer Trainers nichts zu feiern. Vor zwei Jahren der Erfolg in der Relegation, letztes Jahr Rang vier und Europapokal - diesmal fehlten der Mannschaft Klasse und Konstanz sowie ein adäquater Ersatz für Torjäger Marco Reus. Das Angriffsspiel litt unter den ständig wechselnden Formationen, die beiden besten Torjäger, Luuk de Jong und Patrick Herrmann, erzielten gerade mal je sechs Treffer.
„Für mich ist klar, dass wir sehr guten Fußball spielen können, aber manchmal auch zu viele Defizite haben. Fußball ist eine Frage von Laufen und Tempo - das fehlt uns. Es gibt enorm viel zu tun: technisch und taktisch“, erklärte Favre. Auch Routinier Martin Stranzl zog kein berauschendes Saisonfazit: „Im Endeffekt hat uns die ganz große Konstanz gefehlt. Daraus müssen wir für die Zukunft lernen, wenn wir das hinkriegen, war diese Saison auch erfolgreich“, meinte der Österreicher.
Wirtschaftlich steht der Club, der bis vor zwei Jahren immer um die Erstliga-Existenz kämpfen musste, ohnehin gut da. Mit 122 Millionen Euro wurde ein Rekordumsatz erzielt. Die 23 Heimspiele sahen über eine Million Besucher im Borussia-Park. Bei der Rückkehr auf die internationale Bühne gewann der Club viele Sympathien.
Bei der Kaderplanung für die kommende Saison steht Stürmer Max Kruse (SC Freiburg), der als Partner von de Jong das Angriffsspiel mit seiner Schnelligkeit beleben soll, als Neuzugang fest. Weitere Verstärkungen sind geplant, im Kern aber bleibt das Team zusammen. „Man hat gegen Bayern gesehen, was diese Mannschaft zu leisten imstande ist - das müssen wir weiterentwickeln“, sagte Stranzl.