Gladbach bejubelt Neuzugänge - 96-Trainer lobt Gegner
Mönchengladbach (dpa) - Trainer Mirko Slomka geriet ins Schwärmen. Allerdings galt sein Lob nicht der eigenen Mannschaft, sondern Borussia Mönchengladbach. Denn die Fohlen-Elf wirbelte beim 3:0 (1:0)-Heimsieg gegen Hannover 96 phasenweise wie in besten Tagen.
„Das Spiel der Gladbacher war in der Offensive von großer Kreativität geprägt. Technisch und taktisch war die Mannschaft sehr gut eingestellt. Es war schon großartig zu sehen, wie uns ihre Offensive Schwierigkeiten bereitet hat“, sagte Slomka, dessen Elf nahtlos an die schwachen Auswärtsauftritte der Vorsaison anknüpfte.
Lucien Favre war so viel Lob fast peinlich, und so goss er nach dem wichtigen Heimsieg Wasser in den Wein. „Sicherlich bin ich sehr zufrieden“, räumte der Borussen-Coach ein, fügte gewohnt kritisch aber auch an: „Wir müssen noch viel arbeiten, es gibt immer was zu tun.“ Froh war Favre nach teilweise tollem Kombinationsfußball und Toren der starken Neuzugänge Max Kruse (20.) und Christoph Kramer (53.) sowie Filip Daems (66./Handelfmeter), dass seine Truppe nach dem schwierigen Saisoneinstieg mit der Pokalschlappe in Darmstadt und dem 1:3 beim FC Bayern Charakter gezeigt hatte.
„Es war ja nicht einfach. Wenn du am 1. Spieltag verlierst, stehst du direkt unter Druck, ob in Spanien, England, Italien oder Deutschland. Deshalb ist es gut, wie die Mannschaft mit dem Druck umgegangen ist“, analysierte Favre. Dem Angriffswirbel und den überfallartigen Kontern des Offensivquartetts mit Patrick Herrmann, Juan Arango, Raffael und Kruse hatten die Niedersachsen nicht viel entgegenzusetzen. Vor allem, weil die neu formierte Vierer-Abwehrkette noch nicht gut abgestimmt war. Wie denn auch?
Slomka ging das Risiko ein, den erst vor wenigen Tagen für knapp drei Millionen Euro von der PSV Eindhoven verpflichteten Marcelo neben Neuzugang Salif Sané in die Innenverteidigung zu beordern. Und wegen Christian Panders Ausfall musste der Belgier Sébastien Pocognoli links ran. „Wir hatten die Hoffnung, dass Marcelo mit seiner Klasse sofort ein tolles Spiel macht. Ich fand ihn auch oft sehr souverän“, sagte Slomka über den Brasilianer, der seine Qualitäten zumindest andeutete.
Mehr als andeutungsweise sahen 46 089 Fans im Borussia-Park, welch großes spielerisches Potenzial in der Borussia schlummert. Schon in München machte das Team ein gutes Spiel, diesmal klappte es auch mit eigenen Toren. Verantwortlich dafür waren vor allem die Neuen. Den Führungstreffer des Ex-Freiburgers Kruse bereitete Favres Lieblingsschüler Raffael mustergültig vor. Beim 2:0 zeigte Kramer nach Kruses überlegtem Heber, dass es auch mal rustikal gehen kann. Der ehemalige Bochumer setzte energisch nach, als Sanés Rettungsversuch misslang. „Es war mein erstes Heimspiel, das ich gleich mit einem Tor gekrönt habe. Das ist natürlich ein wunderschönes Gefühl“, sagte Leverkusens Leihgabe Kramer.
Beim 3:0 war erneut Jungnationalspieler Kruse beteiligt, als er in den Strafraum eindrang und Hiroki Sakai im Fallen den Ball mit der Hand berührte. Auch seinen 12. Bundesliga-Strafstoß brachte Daems gewohnt souverän im Tor unter. 96-Keeper Ron-Robert Zieler war wie bei allen Treffern machtlos und ein wenig frustriert. „Wir haben zu viele Chancen zugelassen. Nach dem 2:0 gegen Wolfsburg war das ein Rückschritt.“ Die Bilanz von Borussen-Verteidiger Martin Stranzl fiel positiver aus: „Wir haben wirklich gut gespielt, die Neuzugänge haben ihre Sache gut gemacht. Man darf aber nicht vergessen, dass es erst der 2. Spieltag war. Die Saison ist sehr lang.“