Borussia Mönchengladbach Gladbach gegen Essen in der Analyse

Essen. Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach ist zum Saisonauftakt knapp an einer Pokal-Blamage beim Regionalligisten RW Essen vorbeigeschrammt. Die Elf vom Niederrhein setzte sich in der ersten Runde des Wettbewerbs nach einem packenden Duell mit dem Vierligisten vor 18500 Zuschauen im Stadion an der Hafenstraße am Ende mit 2:1 (0:1) durch.

Essens Benjamin Baier (l) und Gladbachs Denis Zakaria kämpfen um den Ball.

Foto: Guido Kirchner

Baier hatte Essen zunächst in Führung gebracht, der eingewechselte Hofmann und Raffael drehten aber in der Schlussphase der Partie mit ihren Treffern noch das Duell zu Gunsten der Gladbacher. Am nächsten Sonntag geht es für Borussia in der Bundesliga weiter. Dann trifft die Elf von Trainer Dieter Hecking gleich am ersten Spieltag in der heimischen Arena im Derby auf den Erzrivalen 1. FC Köln.

Der Moment des Spiels: Als Schiedsrichter Patrick Ittrich aus Hamburg per Pfiff die Halbzeitpause in diesem Pokal-Fight einläutet, kocht in der Essener Arena die Stimmung förmlich über. Die RWE-Fans sind aus dem Häuschen, schaffen es, den Lautstärkepegel noch einmal anwachsen zu lassen. Donnernder Applaus und ebenso enthusiastische Anfeuerungsrufe für den Underdog aus Essen, der sensationell den ersten Durchgang für sich entschieden hat. Das Essener Publikum feiert minutenlang die eigenen Spieler, klatscht ihnen weiteren Mut zu. Tolle Pokalstimmung an der Hafenstraße. Was auch nach der Pause so bleiben sollte. Der Spieler des Spiels: Aus Gladbacher Sicht ist das sicherlich Ibrahima Traoré. Der flinke und pfeilschnelle Außenspieler der Borussia leitet mit einem Ballverlust zwar die Essener Führung ein, ist allerdings auf der anderen Seite auch der auffälligste Gladbacher Offensiv-Akteur. Mit seiner individuellen Klasse sorgt „Ibo“ in der Schlussphase dafür, dass Borussia noch den Siegtreffer durch Raffael erzielen kann.

Gladbach kriegt noch mal die Kurve: 2:1 gegen Essen im DFB-Pokal
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Der Aufreger des Spiels: Der ereignet sich in der 23. Spielminute. Gladbachs rechter Verteidiger Nico Elvedi wird im Essener Strafraum beim Zweikampf von Gegenspieler Unzola gegen das Knie getreten, Elvedi kommt daraufhin zu Fall und kann so seine Chance zum Abschluss nicht nutzen. Die Gladbacher protestieren, wollen einen Strafstoß gesehen haben, Schiedsrichter Ittrich lässt allerdings weiterspielen. Die Essener können sich im Anschluss wahrlich nicht beklagen, denn dass es einen klaren Kontakt gegeben hat, zeigen die TV-Bilder auf Anhieb.

Chronik des Spiels: Zunächst startet Borussia überlegen in den Pokal-Kampf an der Essener Hafenstraße. Die Fohlen drücken den Regionalligisten hinten rein, kommen zu Chancen (die Beste hat Stindl) — aber erzielen kein Tor. Was auch an Schiedsrichter Ittrich liegt. Der sieht einen Tritt von Essens Unzola gegen Elvedis Knie im Strafraum nicht — statt Elfmeterpfiff geht die Partie weiter. RWE nun mutiger, kommt immer öfters in die Gladbacher Hälfte hinein und geht sogar in Führung. Nach einem Ballverlust von Traoré kontert Essen die Profis aus der Bundesliga clever aus. Malura kann ungehindert flanken, die Fohlen-Defensive ist völlig unsortiert, Baier nutzt das aus und köpft wuchtig zur 1:0-Führung ein. Borussia wirkt in der Folge angezählt, der Pausenpfiff mischt die Karten jedoch neu.

Gladbach kommt verbessert aus der Kabine, hat zunächst zwei gute Chancen (Traoré, Stindl), trifft aber nicht. Essen, angepeitscht von den eigenen Fans, wehrt sich. Prögers Schuss hat VfL-Schlussmann Sommer jedoch sicher. Gegenzug. Ecke Borussia, Vestergaard köpft, die Kugel kommt zu Stindl, der stochert den Ball Richtung Torlinie, Kramer ist da, muss eigentlich den Ausgleich machen, doch Baier rettet per Grätsche. Borussia bohrt nun gezielt weiter an den Schwachstellen in Essens Defensiv-Bollwerk. Stindl kombiniert den eingewechselten Hofmann frei, der schießt Keeper Heller an, fasst nach, Tor, 1:1.

Borussia ist plötzlich zurück im Geschäft, zeigt jetzt auch Klasse. Dribbel-Tanz von Traoré, Flanke, Hazard legt nach tollem Einsatz auf Raffael ab, der vollstreckt, 2:1. Die Partie ist gedreht. Im Anschluss lassen noch Herrmann und Stindl weitere Großchancen für den VfL liegen. Dann ist Schluss. Gladbach übersteht am Ende mit Mühe den Pokal-Hexenkessel Essen.

Stimmen zum Spiel

Dieter Hecking (Trainer Borussia Mönchengladbach): „Ich habe es schon im Vorfeld gesagt, dass wir hier von der Atmosphäre Erstligabedingungen haben und auf einen Gegner treffen werden, der uns alles abverlangen wird. Wir haben super ins Spiel gefunden, hatten viel Tempo im Spiel, haben den Ball in den ersten 20 Minuten gut laufen lassen. Dann haben wir das Tempo herausgenommen und es fiel das Gegentor. Da hat Essen gespürt, dass etwas gehen könnte. Die wichtigste Erkenntnis ist, dass wir geduldig geblieben sind und das Tempo noch einmal erhöht haben. Ich habe gesehen, dass die Mannschaft alles versucht hat. Sie hatte vor dem 1:1 schon gute Möglichkeiten. Kompliment an RWE, die uns das richtig schwer gemacht haben Wir waren voll gefordert und standen unter Druck. Unterm Strich steht ein 2:1-Sieg - und ich muss ehrlich sagen, dass ich sehr zufrieden bin.“

Sven Demandt (Trainer RW Essen): „In den ersten 15 Minuten hatten wir Probleme, haben uns dann aber gefangen. Wir hatten dann das Glück, dass wir das Tor gemacht haben. Unabhängig davon wollten wir gut verteidigen und gleichzeitig mutig sein. Ich finde, das haben wir über weite Strecken auch richtig gut hinbekommen. Am Ende hat es nicht ganz gereicht, und die Enttäuschung ist immer da, wenn man ausscheidet. Nichtsdestotrotz bin ich extrem stolz auf das, was die Mannschaft gezeigt hat. Und auch auf das, was unsere phantastischen Fans mit ihrer Stimmung geleistet haben.