Borussia Mönchengladbach Gladbach kommt nicht vom Fleck
Die Durststrecke hält beim 1:1 gegen Hoffenheim trotz bester Chancen an. Die Fohlen-Elf bleibt zum siebten Mal in Folge ohne Sieg.
Mönchengladbach. Julian Nagelsmann (29) grinste lausbübisch, als er vor die Presse trat. „Sie wissen alle, dass ich sehr gerne gewinne, aber diesmal bin ich mit dem Unentschieden mehr als zufrieden“, sagte der jüngste Trainer der Bundesliga-Geschichte nach dem 1:1 seiner Hoffenheimer im Borussia-Park. Während der Gäste-Coach mit der Hereinnahme seines Torschützen Nadiem Amiri ein glückliches Händchen hatte und mit dem „guten Gefühl, weiter ungeschlagen zu sein“, die Rückfahrt in den Kraichgau antrat, kommt Borussia Mönchengladbach im Liga-Alltag nicht vom Fleck. Und so geht das Warten auf ein heiß ersehntes Erfolgserlebnis unvermindert weiter.
Denn auch im siebten Spiel nach der Vertragsverlängerung von Trainer André Schubert (bis 2019) blieb die Fohlen-Elf sieglos. Als Fabian Johnson drei Minuten nach seiner Einwechslung (75. Minute) die Nerven versagten und in bester Position am Tor vorbeischoss, zeichnete sich ab, dass der negative Lauf anhält. „Keine Frage, wir machen eine schwere Phase durch“, sagte Schubert. „Wir belohnen uns einfach nicht, vergeben gute Chancen. Es ist eine Krux.“
Grundsätzlich ist ja, wenn der Tabellen-Dreizehnte auf ein Spitzenteam trifft, ein Remis ein respektables Ergebnis. Doch Traditionsclub Gladbach, der nach einer langen Durststrecke jetzt schon zweimal in Folge in der Champions League spielt, weckt schlichtweg Ansprüche. Selbst das 1:1 gegen ein Top-Team wie Manchester City in der Königsklasse am vergangenen Mittwoch war einigen Anhängern des fünffachen Deutschen Meisters zu wenig.
Es gab Pfiffe vornehmlich aus der Nordkurve, die Sportdirektor Max Eberl auf die Palme gebracht hatten. Gegen Hoffenheim aber standen die Gladbacher Fans geschlossen hinter ihrer Mannschaft und honorierten die überwiegend ansprechende Leistung ihres Teams. „Die Fans haben uns super unterstützt“, freute sich Trainer Schubert.
Es waren die jungen, allesamt erst 20 Jahre alten Gladbach-Profis, die vorangingen und für die lichten Momente am ersten Advents-Wochenende im Borussia-Park sorgten. In der Defensive ließ Andreas Christensen nichts anbrennen, am rechten Flügel hatte der Schweizer Nico Elvedi starke Szenen, und der vor Spielwitz sprühende Mo Dahoud schloss in der 25. Minute einen Angriff der Fohlen überlegt ab. Doch zum fünften Mal in den vergangenen zwei Monaten in Champions League und Bundesliga verstanden es die Borussen nicht, die Führung zu verteidigen. Stindl (49.) und Johnson (78.) standen blank vor dem Tor — und machten nichts daraus.
„Da fehlt dann die Leichtigkeit, das Kaltschnäuzige. Das sind Dinge, an denen wir im Training weiter arbeiten müssen“, sagte Schubert. „Aber wir glauben an die Jungs, weil wir sehen, dass unsere Mannschaft jedes Mal wieder mit viel Selbstvertrauen spielt.“ Grund zur Unruhe sieht der Trainer trotz des unerwarteten Liga-Absturzes nicht: „Wir sind ruhig, und das vermitteln wir auch unseren Spielern.“
Nach dem Abpfiff standen die Gladbacher Spieler fast zwei Minuten enttäuscht vor der Nordkurve. „Wieder kein Sieg, erneut keine drei Punkte“, sagte wenig später Fabian Johnson in der Mixed-Zone. „Ich bin untröstlich. Es tut mir leid für die Mannschaft, dass ich das Tor nicht gemacht habe. Man kann es nicht ändern. Vielleicht klappt es ja jetzt in Dortmund. Wir müssen dort ans Äußerste gehen.“ Nico Elvedi richtete seinen Blick ebenfalls in Richtung Westfalenstadion. „Wir müssen weiter an uns glauben, uns jetzt erholen und dann in Dortmund alles geben.“ In der Hoffnung, dass die Gladbacher dort die drohende Talfahrt stoppen.
Trotz der kritischen Lage wird es Winterkäufe nach Lage der Dinge kaum geben. „Uns in der Breite weiter aufzurüsten, macht keinen Sinn“, sagt Schubert, „und für Hochkaräter à la Raffael oder Hazard fehlen uns die finanziellen Mittel.“ Schubert baut im Übrigen darauf, dass im neuen Jahr die verletzten Ibo Traoré, Patrick Herrmann und Josip Drmic zurückkehren.
Gladbach: Sommer (3,5), Elvedi (2), Christensen (2,5), Vestergaard (3,5), Wendt (3), Kramer (3,5), Strobl (3), Hazard (2,5), Dahoud (2), Stindl (4), Raffael (2,5)
Hoffenheim: Baumann (1,5), Süle (2,5), Schär (4), Hübner (3,5), Kaderabek (3), Polanski (2,5), Rudy (3,5), Zuber (4), Kramaric (4,5), Szalai (5), Wagner (4), Amiri (2,5), Uth (3,5), Toljan (3,5)