Gegner-Check Gladbach muss auf AS-Rom-Talent Zaniolo aufpassen

Mönchengladbach · Nicolo Zaniolo hat schon im Hinspiel für den AS Rom gegen die Fohlenelf getroffen. Mittlerweile spielt der 20-Jährige auf einer neuen Position und ist noch gefährlicher.

Schon in Rom überzeugte AS-Talent Nicolo Zaniolo gegen Gladbach.

Foto: dpa/Marius Becker

2:1 gegen Milan, 4:0 in Udine, 2:1 gegen Napoli – seit dem 1:1 im Europa-League-Spiel gegen Borussia Mönchengladbach läuft es bei der AS Rom. Mit der vollen Punktausbeute von neun Zählern aus drei Partien hat sich das Team des portugiesischen Trainers Paulo Fonseca auf den dritten Platz der Serie A vorgearbeitet. Offenbar funktioniert Fonsecas System-Umstellung. Hatte der im vergangenen Juli vom ukrainischen Meister Schachtjor Donezk zur Roma gekommene 46-Jährige gegen die Fohlenelf noch im 4-2-3-1 agieren lassen, so formiert er sein Team seither in einem 4-1-4-1 – und das tut ganz besonders einem Spieler gut.

Nicolo Zaniolo, der mit einem Kopfball bereits gegen Gladbach für das 1:0 gesorgt hatte, spielt nun nicht mehr auf der rechten Außenbahn, sondern zentral hinter Stoßstürmer Edin Dzeko und blüht auf dieser Position regelrecht auf. Der 20-Jährige war in allen der drei jüngsten Liga-Partien einer der besten Romanisti, traf in jeder Begegnung und erzielte dabei vor allem jeweils das wichtige 1:0. Zaniolo gilt als eines der größten Talente in Italien. Ohne auch nur ein einziges Erstligaspiel gemacht zu haben, berief ihn Nationaltrainer Roberto Mancini im September 2018 in den Kader der „Squadra Azzurra“.

Das Schnäppchen könnte auch dem unbeliebten Besitzer helfen

Spätestens an diesem Zeitpunkt werden sie sich bei Inter Mailand gefragt haben, ob ihre Kader-Planer einen Optiker aufsuchen müssen. Schließlich lief Zaniolo in der Saison 2017/18 für die Blau-Schwarzen auf, offenbar jedoch komplett unter dem Radar. Im nur selten nachvollziehbaren Streben nach internationalen Glanz- und Glamour-Transfers ließ Inter das Mittelfeld-Juwel für die auf dem heutzutage völlig überhitzten Markt schlappe Summe von 4,5 Millionen Euro südwärts ziehen. Just beim Konkurrenten AS Rom gilt Zaniolo nun als der sportliche Hoffnungsträger der Zukunft.

Mehr noch – der Junge aus der Toskana soll die neue Identifikationsfigur der Rot-Gelben werden und damit auch dem bei den Fans massiv in der Kritik stehenden Präsidenten James Pallotta wieder ein paar ruhigere Nächte verschaffen. Seit es der US-Amerikaner geschafft hat, die Club-Legenden Francesco Totti und Daniele de Rossi ohne auch nur die kleinste Funktion im Verein vom Hof zu jagen, kann er sich in der „Ewigen Stadt“ nicht mehr blicken lassen. Seinen Italien-Urlaub verbringt der 61-Jährige daher lieber im Apulien seiner Vorfahren. Im Stadio Olimpico wurde er zum bisher letzten Mal im August 2018 gesichtet.

Hüstelt die Roma, hat die Hauptstadt Grippe

Kaufmännisch ist dem Milliardär aus Boston kein Vorwurf zu machen. Die Roma steht finanziell als einer der ganz wenigen Vereine in Italien glänzend da. Seit Pallotta den dreifachen italienischen Meister im Jahre 2011 gekauft hat, wurden allein durch Transfers 420 Millionen Euro erlöst und der Umsatz auf 330 Millionen Euro verdoppelt. Die Tifosi allerdings interessiert der Sport und da erschwert Pallotta der Lokalkolorit das Wirken ungemein. Während Stadtrivale Lazio seine Fans meist aus dem Umland zieht, ist die AS der Verein der Stadt. Und die hat gleich eine schwere Grippe, wenn die Roma auch nur anfängt leicht zu hüsteln.

Das tut sie eigentlich seit 2008, als mit dem Pokalsieg der bisher letzte Titel in die Vitrine am Tiber gestellt werden konnte. Das Erreichen des Halbfinales in der Champions League 2018 war da lediglich eine kurze Beruhigungsspritze, nur wenige Wochen später gab es mit der Niederlage im Pokal-Finale ausgerechnet gegen Lazio einen schweren Rückfall. Dass die Roma nun in Mönchengladbach antreten kann, hat sie nach Platz sieben in der vergangenen Saison nur dem Ausschluss von Milan zu verdanken. Pallotta braucht zur Besänftigung der Tifosi jetzt dringend Silberware – und zählt dabei auf Nicolo Zaniolo.