Gladbach stürzt weiter ab - Überflieger aus Augsburg
Mönchengladbach (dpa) - Erfolglos, planlos, ratlos: Der unerklärliche Absturz von Borussia Mönchengladbach hat mit dem 1:2 gegen den FC Augsburg seine Fortsetzung gefunden.
„Wir waren auf dem Platz kopflos. Das ist ernüchternd“, sagte Borussia-Sportdirektor Max Eberl nach dem neunten sieglosen Bundesligaspiel in Serie fast verzweifelt, „aber wir können den Betrieb jetzt nicht einstellen.“ Seit dem Beinahe-Abstieg 2010/2011 gab es nicht mehr so eine Negativserie.
Die Niederlage hat die Krise am Niederrhein verschärft und könnte ein entscheidender Rückschlag im Kampf um einen Europacupplatz gewesen sein. „Das Prinzip ist jede Woche dasselbe. Es war sinnbildlich für die Spiele der vergangenen Wochen“, meinte Gladbachs Mittelfeldakteur Patrick Herrmann. Es war die vierte Partie hintereinander, in der eine Führung verspielt wurde.
„Ich bin total enttäuscht. Es ist sehr bitter“, sagte Raffael, der in der 5. Minute das 1:0 für die Gastgeber erzielte. Mit einem raffinierten Fallrückzieher im Liegen schoss Halil Altintop (35.) den Ausgleich und Tobias Werner (81.) vollendete einen Konter zum Siegtor für die cleveren Augsburger, die nach dem siebten Auswärtsspiel in Serie ohne Niederlage in der Tabelle an den Gladbachern vorbeizogen und nun die Europa League im Visier haben. „Träumen ist erlaubt, aber man sollte realistisch sein“, meinte Altintop.
Ernüchternd ist der Leistungseinbruch nach einer tollen Hinrunde für Borussia-Chefcoach Lucien Favre. „Wir sind über das Ergebnis tief enttäuscht“, sagte der Schweizer. Nach dem 1:0 habe seine Mannschaft Chancen reihenweise nicht genutzt und nach dem 1:1 zu überhastet gespielt. „Wir waren zu sehr auf das Gewinnen fixiert und haben vergessen, realistisch zu spielen.“ Aufgeben gilt für Favre in dieser Situation nicht: „Wir haben noch zehn Spiele, da müssen wir richtig Gas geben und kämpfen, kämpfen, kämpfen.“
Gefordert ist da besonders Nationalspieler Max Kruse, dem seit dem 7. Dezember 2013 und mehr als 800 Spielminuten kein Tor mehr gelang. Der 25 Jahre alte Stürmer, in der Hinrunde mit acht Treffern der Hoffnungsträger, verließ wortlos den Borussia-Park und muss nun auch um seine Nominierung für die Fußball-WM in Brasilien bangen.
Während sich die Gladbacher Krise im Westderby bei Borussia Dortmund weiter verschärfen könnte, freuen sich die Überflieger aus Augsburg nicht nur auf das Topspiel am Freitag gegen Schalke 04, sondern auch über die 38 Punkte auf der Habenseite. „In den letzten zehn Jahren hat das zum Klassenverbleib gereicht. Darüber freuen wir uns, aber wir werden uns nicht zurücklehnen“, sagte FC-Trainer Markus Weinzierl, dessen Team in der ganzen letzten Saison 33 Zähler holte.
Forscher als seine Spieler geht er mit dem Thema Europapokal um und hat dafür schon eine Erfolgsformel gefunden. „Ziel ist es, die Vorrunde zu bestätigen: Das waren 24 Punkte“, rechnet Weinzierl vor. „Und wenn wir das Gleiche holen, haben wir 48. Das reicht für Europa, dann würden wir es gerne mitnehmen.“ Augsburgs Manager Stefan Reuter zeigte sich zurückhaltender: „Wir wollen weiter für Furore sorgen und leidenschaftlich Fußball spielen. Das werden wir weiter verfolgen.“