Gladbach verpasst "Big Points" gegen Werder

Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach hat den erhofften Angriff auf die Europapokal-Plätze verpasst. Die Mannschaft von Trainer Lucien Favre musste sich am Samstagabend im Heimspiel gegen Werder Bremen mit einem 1:1 (0:0)-Remis begnügen und liegt vor den Sonntagsspielen am 25. Spieltag der Fußball-Bundesliga mit 35 Punkten auf Rang acht in der Tabelle — zwei Zähler hinter dem Sechsten Mainz.

Flutlicht-Spiel, ausverkaufter Borussia-Park — und dazu tolle Fans in beiden Kurven, die ihre Teams schon vor dem Anpfiff lautstark und friedlich anfeuerten. In den Minuten vor Spielbeginn herrschte auf den Rängen eine prickelnde Stimmung, die VfL-Fans sangen ihre heimliche Klub-Hymne „die Seele brennt“. Gänsehautatmosphäre!

Respekt für den Unparteiischen. Es war mutig von Schiedsrichter Wolfgang Stark (43), seine Tor-Entscheidung beim Abseitstreffer von Patrick Herrmann zurückzunehmen. Sicher, man kann darüber diskutieren, warum es so lange gedauert hatte, bis Stark zur korrekten Überzeugung kam. Am Ende aber hatte er richtig gelegen — und so die Partie auch nicht in falsche Bahnen gelenkt. Nach dem Spiel stellte sich Stark dann auch den Medien: „Ich bin so froh, dass das die richtige Entscheidung war. Man kann diskutieren, ob es nicht so lang hätte dauern müssen. Aber mir ist letztlich nur wichtig, dass wir die richtige Entscheidung gefällt haben.“

Es lief die 15. Spielminute, als plötzlich alle Borussen aus dem Häuschen waren und die vermeintliche Führung durch Patrick Herrmann bejubelten. Das war geschehen: Steilpass von Borussias Mittelfeldspieler Havard Nordtveit, der kleine Amin Younes leitete per Hacke weiter zu Herrmann. Der lief allen Bremern davon und stürmte auf das Tor zu. Torwart Mielitz kam raus — trat allerdings über den Ball, rutschte zudem aus. Herrmann konnte so ungehindert den Ball ins Tor schießen. Die Fohlen-Fans feierten, aus den Lautsprechern dröhnte die Tormusik, Schiedsrichter Stark deutete zur Mittellinie. Also 1:0.

Denkste! Eine Minute später hieß es nämlich wieder 0:0. Stark nahm seine Entscheidung zurück. Linienrichter Jan-Hendrik Salver hatte mit ihm Kontakt aufgenommen. Die beiden tauschen sich intensiv aus, stellen dabei fest, dass Herrmann, weil Younes den Ball noch mit der Hacke berührt hatte, doch im Abseits gestanden hatte. Deshalb zählte das 1:0 nicht. Pfiffe von den Rängen. Stark musste sich „Schieber“-Rufe gefallen lassen. Seine Entscheidung war aber korrekt. Das gab auch Herrmann später zu: „Ich hatte schon gejubelt, weil ja auch gar keine Fahne oben war. Aber ich habe das inzwischen auch im Fernsehen gesehen. Die Entscheidung geht absolut in Ordnung.“ Das sagte auch Trainer Favre später: „Es ist schwer, zu akzeptieren, dass es so lange gedauert hat. Aber lieber so, als dass das Spiel durch eine falsche Entscheidung anders läuft. So etwas hasse ich.“

Die Fohlen starteten vor über 54.000 Zuschauern im ausverkauften Borussia-Park durchaus schwungvoll in die Partie, versuchten gleich, die Bremer mit schnellen Vorstößen über die Außenpositionen unter Druck zu setzen. In der 15. Spielminute bejubelten die VfL-Fans dann auch die vermeintliche Gladbacher Führung, als der pfeilschnelle Patrick Herrmann der Bremer Hintermannschaft enteilt war, Keeper Mielitz düpierte und die Kugel schließlich über die Linie schob.

Fifa-Schiedsrichter Wolfgang Stark wertete den Treffer zunächst auch, nach Rücksprache mit seinem Assistenten Jan-Hendrik Salver entschied er sich jedoch um. Beim Hackenpass von Amin Younes hatte Herrmann im Abseits gestanden. Bei den Hausherren war im Anschluss der Elan futsch, Bremen, angetrieben vom guten de Bruyne, kam deutlich besser in die Partie. Und hatte durch Petersen (25./32.) und Lukimya (33.) auch Torchancen. Die Gladbacher kamen erst kurz vor dem Halbzeitpfiff wieder gefährlich vor das Bremer Tor, Herrmann verzog jedoch aus guter Position.

In Durchgang zwei hatte zunächst Werder die erste Gelegenheit, doch Petersen (46.) verpasste knapp. Auf der anderen Seite zwang Arango (58.) Mielitz per Kopfball zur Glanzparade. Borussia erhöhte nun den Druck, musste aber eine Schrecksekunde erleben, als de Bruyne (68.) auf dem Weg zur Bremer Führung erst in letzter Sekunde von Schlussmann ter Stegen gestoppt werden konnte. Der eingewechselte Mlapa erlöste dann aber den Gladbacher Anhang. Nach einer Ecke von Wendt drückte der Stürmer den Ball per Kopf über die Torlinie zum 1:0 (73.).

Doch die Bremer Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Ignjovski (76.) nutzte den ersten richtigen Stellungsfehler in der Gladbacher Hintermannschaft prompt zum 1:1. Dass es bis zum Ende auch bei diesem Ergebnis blieb, hatten die Gäste in erster Linie dann Peniel Mlapa und ihrem Verteidiger Mateo Pavlovic zu verdanken. Mlapa war wenige Augenblicke vor dem Schlusspfiff alleine auf das Bremer Tor zugelaufen, umspielte dann aber umständlich Keeper Mielitz, verlor so zu viel Tempo und seinen schwachen Schuss konnte schließlich Pavlovic vor der Linie abblocken.