Borussia Mönchengladbach Wolfgang Kleff: „Stefan Lainer ist der neue Berti“
Mönchengladbach · Stefan Lainer hat großen Anteil am derzeitigen Erfolg der Gladbacher. Torwart-Legende Wolfgang Kleff vergleicht Borussias drahtigen Rechtsverteidiger mit Berti Vogts, dem ehemaligen „Terrier vom Bökelberg“.
Die Himmelstürmer von Borussia Mönchengladbach sind in diesen Tagen in aller Munde. Allen voran Marcus Thuram aus Guingamp, Sohn des französischen Weltmeisters von 1998, Lilian Thuram. In einem Atemzug mit dem dynamischen Shooting-Star im Borussia-Park sind natürlich Alassane Plea und Patrick Herrmann zu nennen sowie der momentan muskulär angeschlagene Breel Embolo. Schwung und Dynamik pur. 16 der 24 Gladbach-Treffer gingen auf deren Konto. Der ehemalige Gladbacher Spitzen-Torwart Wolfgang Kleff rühmt aber nicht nur den Offensivgeist des Bundesliga- Tabellenführers, sondern auch das kluge und geschickte Abwehrverhalten der Fohlen Elf. Besonders angetan ist er von Stefan Lainer, der im Sommer von Salzburg nach Gladbach wechselte. „Stefan ist der neue Berti“, sagt ein gut aufgelegter Kleff im Gespräch mit unserer Zeitung, „Berti Vogts war von ähnlicher Statur; ein drahtiger Typ, der immer hart am Mann blieb, aber auch so oft wie möglich die Piste rauf und runter rannte. Genau wie Stefan, stets unterwegs und sehr angriffslustig.“
Wie Borussia Mönchengladbach im Herbst 2019 durch die Liga rockt, bereitet Kleff, der Teil der fünf Meisterteams am Bökelberg in den Siebziger Jahren war, große Freude. „Die Mannschaft hat eine klare Struktur, wirkt stabil und homogen. Ohne große Umschweife geht es nach vorn“, sagt die Gladbach-Legende, „meistens fängt das Spiel bei Torwart Yann Sommer an, und der ist in Top-Form.“ Der Schweizer National-Keeper zeichnet sich nicht nur als ruhender Pol in der Viererkette der Borussia aus, sondern ist auch bei den Eidgenossen hochgeschätzt. Ebenso wie Nico Elvedi oder Denis Zakaria. „Borussias Abwehr ist nicht umsonst mit elf Gegentoren die zweitbeste in der Liga“, sagt Wolfgang Kleff, „sie ist ja auch gespickt mit Nationalspielern.“
In der Tat: Gladbachs-Standard-Viererkette bringt in der Besetzung Sommer, Lainer, Ginter, Elvedi und Wendt international reichlich Erfahrung mit und weist fast 150 Länderspiele auf. Und da ist neben Publikumsliebling Tony Jantschke ja auch noch Ramy Bensebaini, der unter algerischer Flagge spielt. „Das ist sicher ein großes Plus im Gesamtverbund“, sinniert Kleff, „alles ist runder, konzeptionell klarer. Jeder ist bereit Verantwortung zu übernehmen.“ Kleff, der schon zu seiner Profizeit das moderne Torwart-Spiel dieser Tage nahezu perfekt verkörperte, spricht von einer gelungenen Komposition, bei der alle Rädchen ineinandergreifen: „Sportdirektor Max Eberl hat eben sehr gut hingeguckt und eingekauft.“ Dazu gehöre auch der Wechsel auf der Position des Cheftrainers. „Marco Rose ist ein Coach, der meiner Philosophie sehr entgegenkommt“, erklärt KIeff, „er ist taktisch variabel und flexibel. Die Spieler nehmen an, was er sagt. Statt langsames und ermüdendes Ballgeschiebe sehe ich, wie die Mannschaft von hinten raus zügig nach vorn spielt. So war es doch früher bei uns auch.“ Früher, das war der Beginn der großen Ära der Fohlen Elf mit dem Gewinn der ersten Meisterschaften in der Bundesliga 1970 und 1971 als Krönung und mit Wolfgang Kleff im Tor, der unumstrittenen Nummer 1 zwischen den Pfosten.
Am Samstag geht das Rennen für Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga weiter. Egal was passiert, verlustig geht Platz eins nicht, den die Niederrhein-Elf seit dem siebten Spieltag (6. Oktober) innehat. Die Gladbacher können die Reise zu Union Berlin entspannt antreten, beim beachtlichen Aufsteiger aus dem Osten der Hauptstadt. Eine Aufgabe, die gleichwohl voller Unberechenbarkeiten steckt. „Natürlich ist auch die Borussia nicht vor einem Rückschlag gefeit, das kann passieren, aber es wäre kein Beinbruch“, mutmaßt der gerade 73 Jahre alt gewordene Kleff, „das würde die Mannschaft wegstecken. Da bin ich sicher. Von Meisterschaft will ich ansonsten noch nicht reden, aber ich sehe die Gladbacher weiter ganz oben.“