Hallo, Herr Löw: Kruse empfiehlt sich

Augsburg (dpa) - Ein Tor geschossen, eins vorbereitet - Gladbachs Stürmer Max Kruse empfahl sich zum idealen Zeitpunkt bei Joachim Löw für höhere Aufgaben.

Das Bundesligaspiel in Augsburg hätte der Abend des 25 Jahre alten Angreifers sein können, wenn seine Borussia nicht kurz vor Schluss noch das ärgerliche 2:2 kassiert hätte. „Wenn du 2:1 führst, musst du das Ding mitnehmen. Wenn du da hinwillst, wo wir hinwollen, musst du solche Spiele gewinnen“, klagte Kruse.

Das 2,5-Millionen-Euro-Schnäppchen vom SC Freiburg betrieb in Zeiten des Stürmer-Engpasses in der deutschen Nationalmannschaft am Freitagabend beste Eigenwerbung. Miroslav Klose (Fuß-OP) und Mario Gomez (Knie) fallen für die letzten zwei WM-Qualifikationsspiele in zwei Wochen gegen Irland und Schweden aus, und Kruse könnte und möchte der Nutznießer sein. „Dass sich der Fokus auf mich richtet, ist nicht wichtig für mich“, versicherte er äußerlich gelassen. „Ich weiß, dass ich eine gewisse Qualität habe. Das habe ich schon unter Beweis gestellt“, erklärte der dreimalige Nationalspieler.

„Ich weiß nicht, wie der Bundestrainer plant. Aber wenn ich die Chance kriege, will ich sie nutzen“, kündigte Kruse selbstbewusst an.
In Augsburg demonstrierte der 1,80 Meter große Angreifer das, was auch Löw bei ihm entdeckt hat und schätzt: Spielverständnis, gute Technik, Torgefahr und kluge Laufwege. Vor seinem Treffer zum 1:1 in der 33. Minute tanzte er Gegenspieler Ragnar Klavan „mit einer Bewegung aus, wie man sie auch nicht jeden Tag sieht“, wie der Augsburger Daniel Baier anerkennend feststellte. Das 2:1 durch den eingewechselten Branimir Hrgota (71.) bereitete er mustergültig vor. „Max hat den Ball perfekt gespielt“, lobte Schütze Hrgota.

Vier Treffer und fünf Tor-Vorbereitungen - nach sieben Spielen zählt Kruse zu den Topscorern der Bundesliga. „Max hat den Anspruch, dass er ein Führungsspieler sein will, und das zeigt er auch auf dem Platz“, lobte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl. St. Pauli, Freiburg, Gladbach, Nationalelf, der Aufstieg ist rasant. „Aber es ist ja lange Zeit nicht so schnell vorangegangen bei mir. Ich bin ja schon 25 Jahre alt, deswegen kann es meinetwegen jetzt gerne schneller gehen“, kommentierte Kruse seine bemerkenswerten Entwicklungssprünge.

Kruse scheint reif für immer höhere Aufgaben, seine Borussia (noch) nicht. „Über die ersten vier Plätze brauchen wir nicht zu reden im Moment“, wiegelte er ab, weil die nie aufsteckenden Augsburger vor 30 352 Zuschauern nach dem 1:0 von André Hahn (27.) auch noch das 2:2 durch Milik erzwangen. „Die nötige Cleverness fehlt einfach in den letzten Momenten“, resümierte Kruse nach dem um Haaresbreite verpassten ersten Saisonsieg in der Fremde. „Wir kriegen die Qualität auswärts nicht richtig auf den Platz“, stellte der Angreifer enttäuscht fest. Einer war die Ausnahme - er selbst.