I wie Intimfeind
Mit Bayern München hegt die Elf vom Niederrhein keine Freundschaft.
Mönchengladbach. Flügelflitzer Calle del’Haye macht 1980 den Anfang: Für die damalige Rekordsumme von 1,2 Millionen Mark wechselt der frisch gebackene Europameister nach München zum Erzrivalen von der Säbener Straße. Und im Laufe der Zeit wandern weitere Spitzenspieler zum FC Bayern München ab, in umgekehrter Richtung tut sich dagegen wenig.
Zwar war der aus Aachen stammende del’Haye kein Stammspieler in Gladbach, gleichwohl kommt durch diesen Transfer zum ersten Mal der Verdacht auf, dass es den Münchnern in erster Linie darum geht, den Konkurrenzverein zu schwächen.
Diese Hypothese erhärtet sich 1984, als der FC Bayern München erfolgreich um Lothar Matthäus buhlt und Gladbach empfindlich trifft. Trotzdem - 2,2 Millionen Mark heimst der VfL ein. Dass Matthäus im Pokalfinale ’84 bei seinem letzten Spiel für die Gladbacher ausgerechnet gegen seinen künftigen Verein, den FC Bayern, einen Strafstoß verschießt und Borussia das Happy End verdirbt, macht ihn in Mönchengladbach ein für alle Male zum Buhmann.
Seit dem Pokalendspiel und Matthäus’ Fehlschuss braut sich zwischen Borussia und Bayern etwas zusammen. Aus gesunder Rivalität wird erbitterte Gegnerschaft. Zumal Gladbach den Vorsprung aus den ruhmreichen 70er Jahren mit fünf Meisterschaften (Bayern drei) längst eingebüßt hat.
Der FC Bayern profitiert inzwischen von seinem Umfeld, den glänzenden Strukturen einer Millionenstadt und den weitaus besseren Vermarktungsmöglichkeiten dank des Olympiastadions - und landet darüber hinaus bei seinen Transfers jede Menge Volltreffer.
Der FC Bayern enteilt der Borussia an die internationale Spitze, während die Mönchengladbacher mit ihrem bescheidenen Bökelberg-Stadion immer stärker ins Hintertreffen geraten.
Nachdem auch Trainer Jupp Heynckes der Borussia den Rücken kehrt (1987) und ihm Jungstar Stefan Effenberg drei Jahre später folgt (Ablöse vier Millionen Mark), haben die Borussenfans die Bayern endgültig zum "Intimfeind" erklärt.
Patrick Andersson, Marcell Jansen und Alexander Baumjohann komplettieren die Liste der Spieler, die an die Isar ins Lager des Rekordmeisters wechseln. In 84 Begegnungen haben die Gladbacher meistens den Kürzen gezogen, aber immerhin 19 mal gewonnen.
"Siege gegen die Bayern sind nun mal am schönsten, weil extrem schwierig", weiß Bernd Krauss, der es als einziger Borussen-Trainer sogar schafft, in München zu gewinnen (14. Oktober 1995, 2:1).