Igor de Camargo: Ein Mann für wichtige Tore
Im Alleingang hat Igor de Camargo die Gladbacher in die K.o-Phase der Europa League geschossen.
Mönchengladbach. Der Blick von Igor de Camargo geht zum Boden, die Arme bleiben unten. Soeben hat der Stürmer von Borussia Mönchengladbach die so wichtige 1:0-Führung im zähen Europa-League-Duell mit AEL Limassol erzielt.
Doch Jubelstimmung wollte beim Belgier nicht aufkommen. Zu tief saß der Frust über das Dasein als Bankdrücker. In Fürth und gegen Stuttgart hatte ihn Trainer Lucien Favre nur eingewechselt. Nur dreimal (in Dortmund, in Hannover und gegen Freiburg) stand er in der Anfangself, in der Europa League in fünf Spielen noch gar nicht.
Beim 2:0 in der Nachspielzeit gegen den zyprischen Meister mussten die Mitspieler durch eine verrückte Choreographie (Granit Xhaka und Peniel Mlapa hatten Fotografen gemimt, die den Torschützen ins Visier nehmen) helfen, dass ein Lächeln über seine Lippen huschte. „Auf der Bank kann ich der Mannschaft nicht helfen“, stellte der Stürmer nach dem Spiel nüchtern fest.
Dabei ist der 29-Jährige der Mann der wichtigen Tore. In der Abstiegsrelegation im Mai 2011 war er mit einem Tor und einer Vorlage maßgeblich daran beteiligt, dass die Gladbacher nicht in die 2. Liga mussten. Sein Tor im ersten Spiel der vergangenen Saison in München war der Beginn einer bärenstarken Spielzeit, in der de Camargo am 26. Spieltag das 2:1 in Leverkusen erzielte und damit den VfL ins internationale Geschäft schoss.
„Der Trainer weiß, was ich kann. Ich muss die Entscheidungen des Trainers respektieren. Die beiden Tore waren ein Signal: Ich bin noch da“, sagte de Camargo, der bekräftigte, keine Wechselgedanken zu haben: „Ich will hier bleiben.“ Zum Wohlfühlen tragen offenbar auch viele Personen im Umfeld bei. Im Spaß hatte de Camargo gegenüber Physiotherapeuten Andreas Bluhm die beiden Tore angekündigt.
Max Eberl konnte der Doppeltorschütze nur bedingt besänftigen. „Ich bin froh, dass wir solch einen eiskalten Vollstrecker von der Bank bringen können“, sagte der Sportdirektor, der ansonsten dem Auftritt wenig Positives abgewinnen konnte: „Ich ärger’ mich sehr über das Zustandekommen des Sieges. Wir haben uns selber das Leben schwer gemacht, die Spieler haben sehr kleines Herz bewiesen und ohne Emotionen gespielt. Die Angst, zu versagen, hat eine größere Rolle gespielt, als der Gedanken daran, etwas Großes leisten zu können.“
De Camargo ließ er ausdrücklich außen vor: „Igor hat befreit aufgespielt. So hätte ich es mir von allen gewünscht.“