Interview mit Sascha Rösler: Profi sein muss man lernen

Sascha Rösler spielt am Montag mit Borussia Mönchengladbach auf dem Aachener Tivoli, wo er vor einem Jahr noch Kapitän der Alemannia war.

<strong>Mönchengladbach. Sascha Rösler, zu Ihrer Aachener Zeit sagten sie, der Tivoli sei ein Kultstadion und dass sie sich auf jedes Heimspiel freuen. Wie sehr freuen Sie sich auf den Montag?Rösler: Es ist ja jetzt ein Auswärtsspiel, dementsprechend werden mich die Fans wohl nicht mehr so freundlich empfangen. Viele Leute hatten Verständnis für meinen Wechsel, es gibt aber auch Hardcore-Fans mit Tunnelblick, die nicht verstehen, dass es nicht nur um Alemannia, sondern auch um meine Zukunft geht. Die haben schwarz-gelb aufs Herz tätowiert und werden es mich spüren lassen, dass ich ein Feindbild bin. Die Atmosphäre wird hitzig und emotional sein - das ist eigentlich genau mein Ding. Auch zu Hause droht ein Spießrutenlauf - der Vater Ihrer Freundin ist eingefleischter Alemanne.Rösler: Wir ziehen gerade innerhalb Aachens um und müssen momentan sogar bei ihm übernachten. Ich habe schon gesagt: Ich esse und trinke hier nix. Er ist total überzeugt, dass Aachen das Spiel gewinnt und hat schon angekündigt, dass er mich im Stadion auspfeifen will. Nach dem Bundesliga-Abstieg mit Aachen sagten Sie: "Wenn ich den erwische, der dieses Drehbuch geschrieben hat, dem hau’ ich auf die Fresse." Bei Borussia scheint in Ihrer ersten Saison alles auf ein Happy-End hinauszulaufen.Rösler: Wir sind Tabellenführer, aber noch ist nichts erreicht. Dass eine Saison nicht komplett nach Plan laufen kann, haben wir zu Beginn der Hin- und Rückrunde gesehen. Das 1:0 gegen den FC St. Pauli am vergangenen Wochenende hat uns gezeigt, dass wir uns bis zum Aufstieg jeden Punkt erkämpfen müssen.

"Ich gehe davon aus, dass am Ende 60 Punkte zum Aufstieg reichen werden."

Wen sehen Sie als schärfste Konkurrenz?Rösler: Hoffenheim spielt eine sehr gute Rolle, Mainz, Köln und Fürth werden lange dabeibleiben. 1860 München ist wohl noch nicht so weit, bei Freiburg fehlt der Torjäger. Ich gehe davon aus, dass am Ende 60Punkte zum Aufstieg reichen werden. Demnach fehlen Borussia noch vier Siege und ein Unentschieden zum großen Glück. Hat die Mannschaft nur das Zeug zum Aufstieg - oder könnte sie sich in der Besetzung in der Bundesliga behaupten?Rösler: Auch, wenn es Zukunftsmusik ist: Ich bin davon überzeugt, dass diese Mannschaft dort den Klassenerhalt schaffen könnte. Außerdem sind sicherlich noch Möglichkeiten da, die das Team punktuell zu verstärken. Der Karlsruher SC sollte für uns Vorbild sein. Sie spielten bereits mit 21 Jahren mit Ulm in der Bundesliga. Warum konnten Sie sich nicht dauerhaft durchsetzen und sind erst über die Umwege 1860 München, Oberhausen und Greuther Fürth wieder mit Aachen in die 1. Liga gekommen?Rösler: Manchmal entscheiden Kleinigkeiten. Ich war früher vom Typ her fast schon ein Sensibelchen. Ich habe hart daran gearbeitet, das zu ändern. Man ist ja nicht automatisch Profi, wenn man einen Profivertrag unterschreibt. Profi sein muss man lernen: mit den Einflüssen umgehen und gerade, wenn es nicht so läuft, Stärke zeigen. Das hat bei mir anfangs nicht so gut geklappt. Wenn man einmal in der Bundesliga durchfällt, hat man einen Stempel auf der Stirn - den konnte ich auf meinen Stationen Fürth und Aachen aber wieder loswerden. Wie sieht Ihre weitere Karriereplanung aus?Rösler: Ich hoffe, dass ich noch vier, fünf Jahre auf diesem Niveau spielen kann, am liebsten in der Bundesliga. Ich würde gern mithelfen, die Borussia wieder als festen Bestandteil der Bundesliga zu etablieren. Sascha Rösler

Geboren am 28.10.1977

Vereine SSV Ulm (1998/01), 1860 München (2001/02), RW Oberhausen (2001/02), Greuther-Fürth (2002/05), Alemannia Aachen (2005/07), Borussia Mönchengladbach (1.7.2007)

Spiele 56 Bundesligaspiele, 5Tore, 204 Zweitligaspiele, 61Tore

Position offensives Mittelfeld