Jantschke: Mr. Überall oder Favres Allzweckwaffe
Mönchengladbach (dpa) - Wenn es bei Borussia Mönchengladbach in der Defensive personell eng wird, hat Trainer Lucien Favre immer noch Tony Jantschke. Der 23 Jahre alte Bundesligaprofi ist Mr. Überall in der Abwehr.
Außer im Tor agierte der 49-malige Junioren-Nationalspieler schon auf allen Positionen im Defensivbereich. Aktuell hat sich Borussias Nr. 24 seinen Stammplatz in der Innenverteidigung erobert und dort soll er nach Vorstellung von Favre auch bleiben. „Ich sehe ihn mehr als zentralen Spieler, weniger auf der Seite. Sein Gefühl ist zentral viel besser. Das ist seine Position. Das habe ich schon lange im Training beobachtet. Er macht das gut“, befand der Borussen-Coach.
Jantschke, der trotz seiner jungen Jahre schon zu den dienstälteren Profis beim fünfmaligen deutschen Meister zählt, hat seine ersten Schritte in der Bundesliga als zentraler defensiver Mittelfeldspieler gemacht. „Seine Ausbildung war schon in der Jugend gut. Und ein guter Sechser kann auch Innenverteidiger spielen“, meinte Favre, der schon länger eine Änderung auf der rechten Außenposition im Auge hatte. Aber auch dort machte Jantschke seine Sache gut. Wie auch im U 21-Nationalteam, wo er von Trainer Rainer Adrion für die andere Seite als Linksverteidiger ausgeguckt wurde.
Der Defensivspezialist, der 2006 mit 16 Jahren in Borussias Jugendinternat kam, hat sich auf allen Positionen schnell eingelebt, fühlt sich aber im Zentrum besonders wohl. „Das kenne ich ja schon aus der Jugend. Aber das ist schon traumhaft, auf eine andere Position zu kommen, dort stabil zu stehen und seinen Teil zum Erfolg der Mannschaft beizutragen“, sagte Jantschke. Der Sprung ins Abwehrzentrum war zunächst eine Notlösung, weil vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt am 11. Spieltag plötzlich wegen Verletzungen und Sperren in Roel Brouwers nur noch ein gelernter Innenverteidiger zur Verfügung stand und Brouwers dann auch noch ausfiel.
Favre entschied sich für die Änderung, weil er Julian Korb als Rechtsverteidiger für Jantschke ins kalte Wasser warf. Eine gelungene Variante. „Seit Jantschke in der Innenverteidigung spielt und Korb rechts, haben wir einen Schritt nach vorne und eine gute Serie gemacht. Jantschke spielt hervorragend“, befand Gladbachs Trainer. In dieser Formation feierten die Gladbacher sechs Siege in Serie und blieben zum Ende der Hinrunde in insgesamt acht Spielen unbesiegt.
Erst eine schmerzhafte Gesichtsverletzung im Bereich der Augenhöhle stoppte den Aufschwung. Jantschke verletzte sich im Trainingslager im Testspiel gegen Hertha BSC und musste sich einem kleinen operativen Eingriff unterziehen. „Bei mir ist sozusagen die Wand zwischen Auge und Nase ein wenig weggebrochen“, erklärte der Verteidiger im Vereinsportal „borussia.de“. Dadurch verpasste er den Rückrundenstart gegen den FC Bayern: „So was lässt sich halt nicht ändern. Von den vergangenen 100 Pflichtspielen habe ich fast alle absolviert, weil ich so gut wie nie verletzt war.“
Bei konstant guten Leistungen im Abwehrzentrum kann sich der langjährige Junioren-Nationalspieler auch wieder für höhere Aufgaben empfehlen. Mit der U 17 hat er eine tolle WM in Südkorea erlebt, mit der U 21 nahm er im vergangenen Sommer an der Endrunde in Israel teil. Nach dem Vorrunden-Aus klang nach insgesamt 49 Länderspielen ein bisschen Wehmut durch. „Man weiß nie, ob es vielleicht das letzte Länderspiel für einen war“, meinte der Vize-Kapitän nach seinem letzten Junioren-Einsatz.