Kruse und Hrgota im Startelfduell

Borussias Trainer Lucien Favre hat am Samstag gegen Schalke die Wahl zwischen den beiden Angreifern.

Branimir Hrgota (links) beim Spiel zur Europa-League-Qualifikation gegen Sarajevo.

Foto: Dieter Wiechmann

Mönchengladbach. Fussball Borussia will am Samstag gegen Schalke 04 den ersten Saisonsieg schaffen. Ein wichtiger Faktor für den Erfolg ist eine stabile Abwehr. Die indes kann im optimalen Fall höchstens für ein Unentschieden verantwortlich sein, wenn sie die defensive Null hält. Zweimal haben die Borussen bereits die Punkte geteilt: Einmal daheim mit dem VfB Stuttgart (1:1), als der weltmeisterliche Mittelfeldspieler Christoph Kramer spät das Remis rettete, und einmal in Freiburg beim dortigen Sportclub (0:0). Für einen Sieg braucht es aber auch Tore.

Bislang war die Abteilung Attacke noch unproduktiv in dieser Bundesligasaison. Branimir Hrgota traf siebenmal, doch war er dabei „nur“ im DFB-Pokal (zwei Tore) und in den Europa-League-Play-offs (fünf) tätig. Thorgan Hazard schoss zwei Tore, dies ebenfalls auf der internationalen Bühne. Raffael, Borussias Tormaschine der Vorsaison (15 Treffer), ist noch nicht auf Betriebstemperatur. Und bislang fehlte auch Max Kruse, der beste Scorer der vergangenen Spielzeit (zwölf Tore, zwölf Assists). Nun ist Kruse wieder da und versichert: „Ich bin bei 100 Prozent, ich will gern helfen, Schalke zu besiegen.“ Auch Trainer Lucien Favre sagt: „Es geht Max gut.“ Aber spielt Kruse auch gegen Schalke? „Es ist möglich, dass er von Anfang an spielt. Aber es ist auch möglich, dass andere anfangen“, sagte Favre am Donnerstag. Er hat Optionen und will sie sich offen halten.

Für Kruse spricht, dass der Trainer genau weiß, dass er sich auf seine Nummer 10 verlassen kann — als Torschütze und als Vorbereiter. Zudem harmonierte Kruse in der Vorsaison perfekt mit Raffael, dem er fünf Tore auflegte. Insgesamt 27 Treffer plus 19 Vorlagen sind der statistische Beleg dieser These. Kruse passt perfekt in Favres System. Er ist ein spielender Stürmer, der sich gern selbst die Bälle abholt. „Max bekommt den Ball lieber in den Fuß gespielt“, weiß Favre. Kruse weicht allerdings oft auch auf die Flügel aus — dann ist zuweilen der Strafraum verwaist. „Ich muss manchmal mehr in den gefährlichen Bereich gehen“, weiß Kruse.

Er hat sicherlich die meiste Erfahrung der drei Kandidaten für das Zentrum des Sturms — das kann gerade gegen ein Team wie Schalke nützlich sein. Im letzten Gastspiel der Gelsenkirchener in Gladbach schoss er das 2:1-Siegtor per Elfmeter, nachdem Raffael das 1:1 besorgt hatte. Favre wies am Donnerstag aber auch darauf hin, dass Kruse zuletzt zweieinhalb Wochen nicht trainiert hat. Das könnte zunächst gegen Kruse sprechen, weil die Spielpraxis fehlt.

Davon hat Branimir Hrgota zuletzt reichlich bekommen. Der 21-Jährige, der jetzt sein erstes A-Länderspiel für Schweden machte und dabei an der Seite von Zlatan Ibrahimovic spielte, ist der Borusse mit dem ausgeprägtesten Torinstinkt. Hrgota traf in dieser Saison schon aus allen Lebenslagen — mit links und rechts, per Kopf und aus der Distanz. Aber eben noch nicht in der Bundesliga. Das will Hrgota schnell nachholen, am liebsten schon gegen Schalke. Das erste Spiel für Schwedens A-Team hat sein ohnehin ausgeprägtes Selbstvertrauen weiter gesteigert. „Es war gut für mich“, gestand Hrgota am Donnerstag.

Er weiß aber, dass „ich noch viel lernen muss und noch nicht perfekt bin“. So hat Sportdirektor Max Eberl zuletzt angemerkt, dass Hrgota noch mehr am Spiel teilnehmen müsse. Während Kruse teilweise Spielmacheraufgaben übernimmt und damit Raffael diesbezüglich entlastet, ist Hrgota ein klassischer Abschlussspieler, der vor allem auf das Tor fixiert ist — er kann ein Phantom sein: Er fällt kaum auf und trifft dann plötzlich doppelt oder dreifach. Dass er das ausgesprochene Lieblingsprojekt von Favre ist, verhehlt der Trainer nicht. „Er geht gut in die Tiefe“, lobt der Trainer.

Thorgan Hazard ist der Offensivmann, der alles spielen kann. „Neuneinhalb, ganz vorn und auf den Flügeln“, wie Favre sagte. Hazard ist von Haus aus ein offensiver Mittellfeldspieler, er könnte also auch ein Back-up für Raffael sein — oder eine Option für außen. Bislang kam der Belgier nur zu Kurzeinsätzen. „Da hat er aber immer noch etwas bewegt“, lobte der Trainer. Beispielsweise zeigte Hazard gegen Sarajevo, dass er die Kunst des Freistoßes beherrscht. Allerdings merkte Favre auch an, dass neue Spieler etwas Zeit bräuchten, um sich an Borussias Spielart zu gewöhnen.

„Wir sind unterschiedliche Typen, jeder hat andere Stärken. Der Trainer muss entschieden, wer spielt“, sagte Hrgota. Er selbst würde — natürlich — sich aufstellen. „So viel Selbstvertrauen muss ich ja haben“, sagte er. Kruse und Hazard werden auch so denken. Drei Stürmer, drei Ansätze — Lucien Favre muss entscheiden, welcher der Richtige ist, um Schalke zu besiegen. Kruse und Hrgota dürften die ersten beiden Kandidaten sein. Die Prognose für Samstag: Kruse fängt an, Hrgota bleibt als Joker auf der Bank.